Die Berliner Museumsinsel feiert ihr 200-jähriges Bestehen mit einem fünfjährigen Festprogramm. In diesem Jahr finden dazu gleich drei Sonderausstellungen statt. Die erste startet im Juli und nimmt Besucherinnen und Besucher mit an den Ursprung des Ortes.

Ein goldener Kegelhut mit rätselhaften Symbolen. Zwei ägyptische Herrscherinnen, verewigt in Stein. Meisterwerke der Romantik voller Sehnsucht und Melancholie. Marmor-Tänzerinnen, anmutig und graziös. Ein monumentaler Altar, dessen Reliefs vom epischen Kampf zwischen Göttern und Giganten erzählen. Ob Berliner Goldhut, Büsten von Nofretete und Kleopatra, Gemälde von Caspar David Friedrich, Skulpturen von Antonio Canova oder der Pergamon-Altar: Diese und Tausende weitere Schätze locken jedes Jahr Millionen Besucher aus aller Welt auf die Berliner Museumsinsel. 2025 feiert dieses einzigartige Kulturensemble sein 200-jähriges Jubiläum.
Die fünf Häuser der Insel – das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bode-Museum und das Pergamonmuseum – bewahren nicht nur Sammlungen, die die gesamte Menschheitsgeschichte dokumentieren, sondern bilden auch eine beeindruckende städtebauliche Einheit. „Die Museumsinsel erzählt von 200 Jahren Baugeschichte, jede Epoche prägte ihre eigene Vorstellung von Museumskultur. Das so entstandene Zusammenspiel von Architektur und Sammlungen ist einzigartig“, erklärt Professor Dr. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte und Landesarchäologe von Berlin.
Museumsinsel ist seit 1999 Weltkulturerbe
Seit 1999 steht die Museumsinsel auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Die zugrunde liegende Vision wurzelt in den großen Vorbildern der Antike: die griechische Akropolis mit ihren majestätischen Tempeln und das römische Forum als kulturellem Zentrum. Bereits Friedrich Wilhelm IV. entwarf in seiner Kronprinzenzeit erste Pläne für eine Berliner Variante dieser Idee, die von seinen Nachfolgern weitergeführt wurden. Für die Umsetzung sorgten die preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler. Von der Grundsteinlegung für das Alte Museum am 9. Juli 1825, das fünf Jahre später als erstes öffentlich zugängliches Museum Preußens fertiggestellt worden ist, bis zur Vollendung des Pergamonmuseums 1930 erstreckte sich diese Baugeschichte über ein Jahrhundert.
Wer heute die Museumsinsel besucht, kann „eine Reise in Zeit und Raum erleben, voller Eindrücke, die auch für unsere Zeit Rückhalt und Orientierung geben können“, sagte Matthias Wemhoff anlässlich der Vorstellung des Jubiläumsprogramms. In den Sammlungen werde deutlich, wie zeitlos gesellschaftliche Themen wie der Umgang mit Konflikten und Migration sind.
Fünf Jahre lang wird der 200. Geburtstag gefeiert. Start ist Ende Mai mit einem Auftaktwochenende rund um den Unesco-Welterbetag am 1. Juni. Unter dem Motto „Vermitteln, verbinden, begeistern“ wird es ein Open-Air-Festival, aber auch zahlreiche Angebote in den Häusern der Museumsinsel geben.
Außerdem finden in diesem Jahr gleich drei große Sonderausstellungen statt. „Grundstein Antike. Berlins erstes Museum“ nimmt ab dem 9. Juli Besucherinnen und Besucher mit an den Ursprung der Museumsinsel. Die Ausstellung beleuchtet die Architektur und Geschichte des Alten Museums.
Mit „Goya – Monet – Cézanne – Degas – Bonnard – Grosse. Die Scharf Collection“ präsentiert die Alte Nationalgalerie ab dem 24. Oktober erstmals eine der bedeutendsten deutschen Privatsammlungen. Meisterwerke der französischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts treffen dabei auf zeitgenössische internationale Kunst.
Ab Mitte November öffnet „Mythen in Stein. Göbekli Tepe und die Welt der letzten Jäger“ ein Fenster in die Frühgeschichte der Menschheit. Die Schau in der James-Simon-Galerie entführt in die türkische Unesco-Welterbestätte Göbekli Tepe – einen über 11.000 Jahre alten Kultort, der als älteste bekannte Tempelanlage gilt und spannende Einblicke in die Ursprünge religiöser Rituale bietet.
1,5 Milliarden Euro für Museumssanierungen
„In jedem Jahr bis 2030 lädt eines der großen Museumsgebäude zur Entdeckung seiner reichen Bestände ein – mit unkonventionellen und neuen Herangehensweisen“, verrät Matthias Wemhoff. Man darf gespannt sein, wie sein Haus den Berliner Goldhut oder andere Schätze wie den berühmten Schädel des Neandertalers von Le Moustier und Heinrich Schliemanns Sammlung trojanischer Altertümer in Szene setzen wird. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte befindet sich zusammen mit dem Ägyptischen Museum und der Papyrussammlung im Neuen Museum. Auch Objekte der Antikensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst sind hier zu sehen.
Das Zusammenspiel unter einem Dach funktioniert offensichtlich: Alle Institutionen sind an der Ausstellung „Auf unbetretenen Wegen – Georg Schweinfurth und die Ägyptologie“ beteiligt. Sie widmet sich ab dem 22. Mai anlässlich des 100. Todestages dem für die Berliner Museen wichtigen Sammler und Forscher. Neben Steinwerkzeugen, Blüten- und Pflanzenkränzen werden auch Textilien und handschriftliche Aufzeichnungen von Georg Schweinfurth, einem regen Netzwerker, zu sehen sein.
Von den drei „Masterplänen Museumsinsel“ wäre er vermutlich begeistert gewesen. Das Ziel des Mammut-Projekts, dessen Gesamtkosten auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt werden: Das historische Erbe bewahren und zugleich für kommende Generationen fit machen. Die Restaurierung und Neugestaltung der einzelnen Museen folgt Schritt für Schritt: Die Fertigstellung der Restaurierung der Alten Nationalgalerie bildete 2001 den Auftakt, 2006 konnte das Bodemuseum nach umfangreicher Sanierung wieder geöffnet werden, 2009 folgte das Neue Museum.

Die Sanierungsarbeiten am Alten Museum sollen – pünktlich zu seinem 200. Geburtstag – 2030 abgeschlossen sein. Geduld ist ebenso beim Pergamonmuseum gefragt: Der Hauptflügel mit dem Pergamonaltar und der Nordflügel mit der Sammlung des Museums für Islamische Kunst wird in zwei Jahren wieder für die Besucher geöffnet. Die gerade begonnene Grundsanierung des Südflügels soll noch bis 2037 dauern.
Eine wichtige Rolle spielt die James-Simon-Galerie, die 2019 als neues Eingangsgebäude gestaltet wurde. Als zentraler Anlaufpunkt für Besucherinnen und Besucher bildet sie das Tor zur Museumsinsel. Von hier aus soll spätestens 2037 im letzten Schritt die Archäologische Promenade, eine unterirdische Verbindung, durch mehrere Museen führen und die Geschichte der Menschheit in einem faszinierenden Rundgang erzählen.
Somit bleibt die Museumsinsel auch in Zukunft das, was sie bereits vor 200 Jahren war: Ein Jahrhundertprojekt, das Geschichte und Moderne in perfekter Harmonie vereint.