Die Szene: eine Gerichtsverhandlung. Die Leser: Schöffen. Die Frage: Darf man Menschenleben gegeneinander abwägen? Das ist das Setting von „Terror“. Und es ist auch jetzt, zum zehnten Jubiläum des Textes, aktuell. Grund genug, die Lektüre oder den Besuch einer Theateraufführung jedem zu empfehlen, dem „Terror“ bisher entgangen ist. Die Handlung: Kampfpilot Lars Koch steht vor Gericht, weil er eine Passagiermaschine abgeschossen hat. Ein Terrorist hatte den Piloten jener Passagiermaschine gezwungen, Kurs auf die vollbesetzte Allianz Arena in München zu nehmen. Lars Koch, Kampfpilot der Luftwaffe, entschied sich in letzter Minute, entgegen dem Befehl seines Vorgesetzten, die entführte Passagiermaschine in der Luft abzuschießen. Damit entschied er, die 164 Menschen im Flugzeug zu töten, um die 70.000 Menschen im Stadion zu retten.
Das Dilemma, das in der fiktiven Verhandlung zutage tritt, stellt die Frage nach Ethik und Moral in einer Extremsituation. Ist es moralisch vertretbar, wenige Menschenleben zu nehmen, um viele Menschenleben zu retten?
Bei der Verhandlung plädieren zum Schluss die Staatsanwältin und der Verteidiger des Angeklagten. Originelles Stilelement des Dramas ist, dass anschließend der Leser oder eben Theaterzuschauer über Schuld oder Unschuld urteilt, also Verurteilung oder Freispruch.
Schriftsteller und Jurist Ferdinand von Schirach veröffentlichte das Theaterstück 2015. „Terror“ ist auch heute noch ein sehr aktuelles Buch, vor allem in Schulen steht das Drama in der Oberstufe oft auf dem Lehrplan. Es stellt die Frage nach der Würde des Menschen. Darf Leben gegen Leben abgewogen werden? Durch das Betätigen der Schusswaffe verdinglicht der angeklagte Pilot die 164 Menschen in der Passagiermaschine, rettet dafür aber die 70.000 Menschen in der Arena, die sonst zu Opfern geworden wären. Das Stück stellt die Frage nach der Entscheidung zwischen Freiheit oder Sicherheit. Und es zeigt auch heute noch, wie schwer sie zu beantworten ist.