Fünf Ligen, nur vier Aufsteiger: Die Aufstiegsregel zur 3. Liga sorgt bei vielen Regionalligisten für Dauerfrust. Die Ostclubs wollen das nicht länger hinnehmen. Aussicht auf Veränderung gibt es kaum – auch weil der DFB wegschaut – oder sich einfach nicht dafür interessiert.

Fünf Regionalligen und nur vier Aufstiegsplätze: Diese Regelung sorgt seit Jahren für Frustration bei zahlreichen Vereinen in der 4. Liga. Besonders die Clubs aus dem Nordosten Deutschlands fühlen sich benachteiligt und fordern eine Änderung. Während sie auf eine baldige Reform drängen und dafür sogar einen Gipfel am 31. März einberufen wollen, bleibt der Westen des Landes gelassen und zeigt wenig Interesse an einer schnellen Lösung. Auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorf, hält sich zurück und verweist auf die bestehenden Strukturen innerhalb des Verbandes. Ein direktes Eingreifen in die Debatte lehnt er ab.
Wirtschaftliche Nachteile
Neuendorf argumentiert, dass wirtschaftliche Nachteile für die Drittligisten sowie ein kaum umsetzbarer Spielplan gegen eine Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften sprechen. Zwar würde er ein Gespräch mit dem DFB-Geschäftsführer für den Spielbetrieb, Manuel Hartmann, ermöglichen, doch sich selbst sieht er nicht als Hauptverantwortlichen für eine Reform. Diese Delegierung nach unten stößt bei den Ostclubs auf große Kritik. In einem offenen Brief an den DFB betonen sie: „Der DFB hat in der Vergangenheit die Verantwortung für eine Reform an die Regionalverbände nach unten delegiert. Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dieser Weg nicht zum Erfolg geführt hat.“ Sie fordern, dass der Verband endlich selbst Verantwortung übernimmt und aktiv an einer lösungsorientierten Reform arbeitet.
Die ablehnende Haltung des DFB sorgt für wachsenden Unmut. Statt auf die Forderungen einzugehen, ärgert sich Neuendorf vielmehr darüber, dass der Brief öffentlich gemacht wurde. Die Regionalverbände, die er als verantwortliche Instanzen benennt, zeigen sich wenig aufgeschlossen gegenüber den Vorschlägen der Ostvereine. Der Norddeutsche Fußball-Verband erklärte dazu: „Eine Aufstiegsreform kann nur gelingen, wenn echte Verbesserungen möglich sind.“ Man argumentiert, dass die Vorschläge bereits mehrfach diskutiert und mehrheitlich abgelehnt wurden. Zudem sei die jetzige Struktur der fünf Regionalligen einst explizit von den Vereinen des Nordostens gewünscht worden.

Der derzeitige Aufstiegsmodus sorgt seit seiner Einführung für Diskussionen. Lediglich die Meister der Regionalligen West und Südwest steigen direkt auf, während sich ein weiterer Platz zwischen den Meistern der Staffeln Nord, Nordost und Bayern nach einem Rotationsprinzip entscheidet. Die beiden übrigen Meister müssen in Entscheidungsspielen den vierten Aufsteiger ermitteln. Gerade die Nordost-Vereine fühlen sich durch dieses System benachteiligt. Daher schlugen sie erneut eine Änderung vor. Ihr bevorzugtes Modell sieht vor, die Anzahl der Regionalligen von fünf auf vier zu reduzieren, wobei jede Staffel aus 20 Teams bestehen soll. Alternativ wurde eine Aufstiegsrunde ins Spiel gebracht, in der alle fünf Meister um die vier Aufstiegsplätze kämpfen. Eine weitere mögliche Lösung wäre die Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften, jedoch bei weiterhin vier Absteigern. Doch auch dieser Vorschlag wurde von DFB-Boss Neuendorf kategorisch abgelehnt.
Aufstockung auf 22 Mannschaften?

Der NFV zeigt sich wenig interessiert an den Reformplänen und lehnt die Initiative aus dem Nordosten ab. Allerdings gibt es einzelne Vereine, die eine andere Meinung vertreten. So gehört der TSV Havelse, derzeit Tabellenführer der Regionalliga Nord, zu den Befürwortern eines gerechteren Systems. Sportdirektor Florian Riedel betonte gegenüber dem „Kicker“: „Natürlich unterstütze ich die Forderung, jedem Meister den direkten Aufstieg zu ermöglichen. Sport lebt von Leistung, Leistung braucht Perspektive, und Perspektive entsteht nur, wenn Erfolg tatsächlich belohnt wird.“
Dennoch argumentiert der NFV, dass es bislang keine direkte Benachteiligung der Regionalliga Nord gegeben habe, da deren Meister seit Einführung der aktuellen Regelung jedes Jahr aufgestiegen sei. Doch es sei nur eine Frage der Zeit, bis diese Serie reiße.
Bayerische Clubs haben hingegen bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem System gemacht. Jüngstes Beispiel sind die Würzburger Kickers, die in den Aufstiegsspielen trotz des Meistertitels in der Regionalliga Bayern an Hannover 96 II scheiterten. Der Bayerische Fußball-Verband zeigte sich immerhin gesprächsbereit für einen Kompromiss, wohingegen der Westdeutsche Fußballverband, der von der aktuellen Regelung profitiert, das Thema nicht als prioritär ansieht. Auch die Regionalliga Südwest GmbH bleibt abwartend und beobachtet die Diskussion lediglich, ohne aktiv eine Änderung anzustreben.

Die Forderung nach einer Reform findet jedoch nicht nur im Osten Unterstützung. Auch der ehemalige Nationalspieler Nils Petersen, der seine Karriere bei Carl Zeiss Jena und Energie Cottbus begann, setzt sich für eine Änderung ein: „Wer meine Vita kennt, weiß, dass ich nicht oft Meister geworden bin. Aber wenn ich Meister geworden bin, dann bin ich auch aufgestiegen. Dafür spielt man Fußball, und dafür will man gewinnen. Deshalb muss ganz dringend eine Reform in der Regionalliga her – und das unterstütze ich.“ Ebenso deutlich positioniert sich Claus-Dieter Wollitz, Trainer von Energie Cottbus: „Ich hoffe, dass diese Entscheidung revidiert wird. Dass der Meister aufsteigen kann.“ Bereits vor zwei Jahren musste er mit Cottbus erleben, wie sein Team in den Aufstiegsspielen an der SpVgg. Unterhaching scheiterte.
Faire Lösung mit allen Beteiligten
Die Kritik an der derzeitigen Aufstiegsregelung wird immer lauter. Viele Beobachter sind sich einig, dass das derzeitige System mit fünf Regionalligen und nur vier Aufstiegsplätzen langfristig nicht haltbar ist. Die Aufstiegsfrage betrifft dabei nicht nur die finanzielle Planungssicherheit der Vereine, sondern auch die sportliche Fairness. Ein Meister, der sich über eine lange Saison hinweg gegen alle Konkurrenten durchgesetzt hat, sollte auch das garantierte Recht haben, in die nächsthöhere Liga aufzusteigen. Genau diese grundlegende sportliche Logik wird durch das aktuelle System infrage gestellt.

Die Initiatoren der „Aufstiegsreform 2025“ beenden ihren offenen Brief mit eindringlichen Worten: „Sehr geehrter Herr Neuendorf, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des DFB, der deutsche Fußball benötigt in dieser Frage eine klare Führung und Entschlossenheit. Der Status quo kann nicht fortbestehen, darin sind sich alle Beteiligten einig. Die Zeit des Verschiebens und Verzögerns ist vorbei. Wir rufen Sie daher mit Nachdruck in unserem offenen Brief auf, sich unverzüglich mit ganzer Kraft in diesen Prozess einzubringen und gemeinsam mit allen Beteiligten eine faire Lösung zu erarbeiten.“ Doch die Reaktion des DFB lässt kaum Hoffnung auf schnelle Veränderungen zu. Die anhaltende Ignoranz gegenüber den Anliegen der Regionalligisten zeigt: Nicht nur der Amateurfußball wird vom Verband vernachlässigt, sondern auch die unteren Profiligen scheinen keine Priorität zu haben.
Letztendlich bleibt die Frage, wie lange sich die betroffenen Vereine mit der aktuellen Situation zufriedengeben werden. Ohne eine grundlegende Reform wird der Druck auf den DFB weiter steigen. Die Regionalligisten haben klargemacht, dass sie nicht mehr bereit sind, die bestehenden Ungerechtigkeiten zu akzeptieren. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Verband doch noch auf die Forderungen eingeht – oder ob sich die Clubs gezwungen sehen, ihre Proteste weiter zu intensivieren.