Als Vorsitzender des Kulturvereins einzig.ART.ich – die Musik- und Schaubühne Saar bringt Robin Schmelzer jährlich mehrere Produktionen auf die Bühne. Als Kinderprinz im Karneval fing alles an.

in der Band Die Konsorten - Foto: Christian Walte
Robin Schmelzer ist nicht nur in seinem Verein aktiv, sondern spielt auch noch Tenorsaxofon in der Cover-Rockband Die Konsorten. Sowohl die Laiendarsteller als auch die Musiker sind in der saarländischen Gemeinde Quierschied zu Hause. Auf die Idee, die Kultur zum Beruf zu machen, kam Schmelzer lange Zeit nicht. „Das stand nie zur Debatte“, erklärt der 30-Jährige. Denn seine Arbeit bei der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes bereitete dem gelernten Kaufmann im Gesundheitswesen viel Freude. „Ich hab es mit Herzblut gemacht“, versichert der junge Mann, der mit seiner Ehefrau in Riegelsberg wohnt. Im vorigen Jahr hat er den Job dann aber doch an den Nagel gehängt und im Quierschieder Rathaus angeheuert. Zu verlockend war die Aufgabe, die ihn in der Verwaltung erwartete: Seit August 2024 kümmert sich Robin Schmelzer hauptberuflich um die Kultur und das Veranstaltungsmanagement der Gemeinde. Als Inhaber der entsprechenden Stabstelle ist er auch zuständig für die „Q.lisse“ – also das Gebäude, das er mit dem Theaterverein regelmäßig bespielt. In diesem „Haus der Kultur“ finden viele Proben und Premieren statt. „Es ist unser Wohnzimmer“, sagt Schmelzer. Zum Üben stehen dem Verein außerdem noch Räume in einem leer stehenden Ladenlokal in der Ortsmitte zur Verfügung.
Er spielte auch schon eine Statue
Schon als Kind faszinierten Robin Schmelzer die Bretter, die die Welt bedeuten. Die ganze Familie engagierte sich im Theaterverein Saargold in Fischbach, gern begleitete der kleine Robin seine Geschwister zu den Proben und Aufführungen. Später schloss er sich dem Nachwuchs der Laienbühne Quierschied an, sechs Jahre spielte er dort Theater. Seine ersten schauspielerischen Sporen verdiente er sich im Karneval als Kinderprinz. Mit neun oder zehn Jahren startete er richtig durch. An seine erste Hauptrolle erinnert sich Robin Schmelzer noch gut: „Teufelchen Lokki“ hatte keine Lust mehr, in der Hölle zu schmoren. Es büxte aus und erlebte mit einer Freundin auf der Erde spannende Abenteuer. „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, erzählt der Theaterfreund. Bei einem anderen Stück stellte er fest, dass auf der Bühne auch Disziplin gefragt ist. In der „Kleine Herr Shang-Ti“ spielte das Nachwuchstalent eine Statue, die im Park Passanten beobachtet. „Das war recht anspruchsvoll, ich musste eine Stunde ruhig stehen.“
Die Begeisterung für die Musik erwachte erst etwas später. Bei den ersten Versuchen am Klavier sprang der Funke noch nicht so richtig über. Das änderte sich, als der Schüler in der Bläserklasse des Gymnasiums das Saxofon für sich entdeckte. Dem Instrument ist Schmelzer bis heute als Tenorsaxofonist der Konsorten treu geblieben. Im Theater hingegen steht er inzwischen nicht mehr selbst auf der Bühne. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen: Er leitet die Produktionen und wirkt bei der Regie mit. Die 2019 gegründete Musik- und Schaubühne zählt aktuell rund 140 Mitglieder aus dem gesamten Saarland und aus dem benachbarten Frankreich. Die zwei bis drei Produktionen, die man im Jahr auf die Beine stellt, sehen insgesamt etwa 3.000 bis 4.000 Besucher. „Als eingeschworenes Team bringen wir die verrücktesten Ideen auf die Bühne und möchten damit die saarländische Kulturlandschaft bereichern“, erläutert Robin Schmelzer. Ihn fasziniert, wie sich eine vage Idee, die im Kopf herumschwirrt, zu einem kompletten Bühnenwerk entwickelt. Den Weg dorthin findet er sehr spannend. „Kein Tag ist wie der andere“, betont der Kulturmacher.
Selbst von Corona ließen sich die Vereinsmitglieder nicht ausbremsen, während der Pandemie nahmen sie die Musical-Show „Sei hier Gast“ mit der Kamera auf und präsentierten sie anschließend als Streaming-Show im Internet. Aber natürlich waren alle glücklich, als wieder live vor Publikum gespielt werden konnte. Nach der Premiere in Quierschied geht die Gruppe mit den Stücken und Shows oft auf Tour. „Wir ziehen mit unseren Produktionen durchs Land“, erklärt Schmelzer. Auch den Theaterfreunden außerhalb der größeren Städte will der Verein ein Kulturerlebnis bieten. Und das auf hohem Niveau.
Weiterbildung zum Kulturmanager
Im vergangenen Jahr zeigte die Truppe ein spannendes Krimi-Dinner, eine große Evergreen-Show und das Märchen „Hans Großmaul“. „Wir sind zwar keine Profis, wollen aber Qualität liefern“, betont der Vorsitzende. Damit die Technik reibungslos funktioniert, sitzen externe Fachleute mit im Boot. Und natürlich spucken auch die Vereinsmitglieder bei jedem neuen Projekt kräftig in die Hände. Zum Beispiel beim Bau des Bühnenbildes. Oder beim Nähen der Kleider: Für das aktuelle Stück werden fast 200 Kostüme benötigt. Im April wird die mittlerweile 16. Produktion präsentiert. Die drei Aufführungen von „Tabaluga – Es lebe die Freundschaft“ sind schon fast ausverkauft, Schmelzer rechnet mit insgesamt 2.500 Zuschauern. Mit der Musikshow mit Songs von Peter Maffay betreten die Kulturmacher Neuland. Neben Live-Gesang werde den Besuchern erstmals auch eine Live-Band geboten, erläutert der Produktionsleiter. 84 Akteure stehen auf der Bühne: Schauspieler, Tänzer, Band- und Chormitglieder. Vom dreijährigen Kind bis zum über 70-jährigen Senior sind alle Generationen vertreten. Die Vorbereitungen laufen seit über einem Jahr. Zunächst probten die verschiedenen Gruppen acht Monate getrennt, im November übten erstmals alle zusammen. Zu Jahresbeginn wurde es dann richtig spannend: Bei der ersten Hauptprobe spielte das komplette Ensemble das Rockmärchen vom Anfang bis zum Ende durch. „Es hat gut geklappt“, stellt Schmelzer zufrieden fest.
Im Verein und beim Musizieren mit der Band immer an seiner Seite: Bruder Patric Schmelzer, der Frontmann der Konsorten. Nicht nur im Karneval sorgt die Kapelle für gute Laune, 60 bis 70 Auftritte stehen jährlich auf dem Programm. „Zusammengewürfelt aus verschiedenen bestehenden Musikgruppen fanden sich die jungen Männer aus dem Sulzbachtal und dem Raum Saarlouis 2007 zusammen, um gemeinsame musikalische Wege zu gehen“, schreiben die Stimmungskanonen auf ihrer Homepage. Sie versprechen handgemachte Musik, ausgeklügelte Arrangements und eine große Portion Rock. Während Sänger Patric Schmelzer ganz vorne im Rampenlicht steht, wirkt Bläser Robin Schmelzer eher im Hintergrund. Ein weiteres Familienmitglied, sein Bruder Sebastian Schmelzer, ist der Schlagzeuger der Band.

Und wie kam es zu Robin Schmelzers Anstellung bei der Gemeinde? Schon früh erkannte der Kulturfreund, dass die im September 2017 offiziell eingeweihte „Q.lisse“ viel Potenzial hat. Das konnte sie allerdings zunächst nicht entfalten. Kaum eröffnet, legte die Corona-Pandemie den Betrieb lahm. 2022 schickte Schmelzer eine Initiativbewerbung ins Rathaus und bot an, sich nebenberuflich im „Q.lisse“-Team zu engagieren. Die Unterstützung war willkommen. Schmelzer wirkte bei der Konzeptentwicklung mit, kümmerte sich frühzeitig um die Werbung und verstärkte die Social-Media-Präsenz. Der Neustart gelang, bestens besucht waren im vorigen Jahr die Konzerte der Abba-Coverband 4 Swedes und Andreas Nagels Hommage an Udo Jürgens. Aber noch immer gab es verschiedene Ansprechpartner. Mehrere Mitarbeiter im Rathaus betreuen die Themen Kultur und Veranstaltungswesen – immer dann, wenn sie gerade Zeit haben.
Schmelzer schlug vor, eine Stelle zu schaffen, bei der alle Fäden zusammenlaufen. An seine Person dachte er dabei zunächst nicht. Als die Vollzeitstelle intern ausgeschrieben wurde, warf er nach langer Überlegung dann aber doch seinen Hut in den Ring. Und bekam schließlich den Zuschlag. Zurzeit bildet er sich ein Jahr lang berufsbegleitend zum Kulturmanager weiter.
Das Programm, das er mit den Kooperationspartnern für dieses Jahr zusammengestellt hat, kann sich sehen lassen: Es reicht vom Neujahrskonzert und einem Poetry-Slam über eine Krimi-Komödie bis hin zu einer Musical-Revue. Am 26. April wird Robin Schmelzer in der „Q.lisse“ allerdings nicht im Hintergrund die Fäden ziehen, sondern ausnahmsweise einmal selbst im Rampenlicht stehen. Gemeinsam mit den Bandkollegen der Konsorten rockt er dann die Bühne. Mit ihrer „Home-Town-Show“ kehren die Musiker wieder einmal zurück an den Ort, an dem alles begann.