Braucht man Song-Comics? Vielleicht muss dieses Wort ja zunächst einmal erklärt werden: Song-Comics sind optische Umsetzungen von Songs (das zugehörige Lied kann natürlich gerne parallel angehört werden). Da muss man tatsächlich erst einmal drauf kommen.
Der Mainzer Ventil-Verlag – ansonsten zuständig für kluge, unterhaltsame Bücher zu Musik, Leben, Politik und manchmal auch Fußball oder veganer Ernährung – hat sich dieser nicht gerade naheliegenden, gleichwohl potenziell schillernden Verbindung angenommen. Bislang in der Reihe erschienen sind unter anderem Comics zu Ton Steine Scherben, den Go-Betweens, Tocotronic und Fehlfarben. Bisweilen wird ein einziges Kult-Album bebildert, meist aber eine Repertoire-Auswahl. Was festzustellen war: Die Comics erhöhen den Genuss für jene, die die illustrierten Songs lieben. Mag man einen Song nicht, ist einem letztlich auch der jeweilige Comic egal. Der Trio-Song-Comic „Ab dafür“ reizte den Rezensenten, auch wenn sowohl das legendäre Debütalbum „Trio“ von 1981 und der Nachfolger „Bye Bye“ längst auf Kassetten in seinem Keller verstaubten. Denn einige Lieder daraus sind wirklich unsterblich und werden noch immer hier und da gespielt: „Da Da Da“, „Herz ist Trumpf“ und „Anna“.
Los geht „Ab dafür – 10 Trio-Songcomics“ mit „Los Paul“, passend schlicht gezeichnet und hübsch kommentiert. Die Trio-Mitglieder Kralle Krawinkel, Stephan Remmler und Peter Behrens sowie die Comic-Künstler und -Künstlerinnen selbst geben aufschlussreichen Senf dazu.
Inspiriert war „Los Paul“ von Paul Breitner, erfahren wir. Künstlerisch anspruchsvoller gerieten Klaus Cornfields Illustrationen zu „Broken hearts for you and me“, lustig jene von Nadine Redlich zu „Danger is“, und abstrakt bunt ist die Handschrift zum Über-Hit „Da Da Da“. Originell verbildlichte Nicolas Mahler „Kummer“ und – nun ja: Unterkomplex geriet (leider nicht nur) Jul Gordons „By Bye“. Insgesamt also eine zwiespältige Angelegenheit. Indes: Das Nebenbeihören der Musik war zugleich eine große Freude!