Kämpferisch top, spielerisch mau. Der 1. FC Saarbrücken sucht auch beim 0:0 in Rostock nach seiner Form. Nun stehen zwei Heimspiele an.

Immerhin: Der Relegationsrang drei ist dem 1. FC Saarbrücken auch nach dem dritten sieglosen Spiel in Folge geblieben, und mit Hansa Rostock konnte ein Konkurrent auf Abstand gehalten werden. Das musste auch Hansa-Coach Daniel Brinkmann einräumen: „Ich glaube schon, dass wir den Sieg ein bisschen mehr gewollt haben. Aber das ist auch normal, da der Gegner vor uns steht und den Abstand wahren wollte“, sagte Brinkmann nach dem 0:0 zwischen der „Kogge“ und den Blau-Schwarzen. Vor der beachtlichen Kulisse von mehr als 25.000 Zuschauern im Ostsee-Stadion entwickelte sich ein zähes Kampfspiel. „Beide Teams haben mit hoher Intensität agiert. Das war auch so zu erwarten. Wir hatten gerade in der ersten Halbzeit unsere Phasen und hätten da in Führung gehen können, ja vielleicht sogar müssen“, sagte FCS-Coach Rüdiger Ziehl und spielte damit auf eine Schlüsselszene aus der 29. Minute an, als FCS-Außenbahnspieler Maurice Multhaup den Ball freistehend aus fünf Metern am Hansa-Tor vorbeischoss. „Da will ich mal sehen, wie sich das Spiel entwickelt, wenn wir da in Führung gehen“, sagte Rückkehrer Sven Sonnenberg, für den die Partie in der alten Heimat eine besondere war. „Ich hatte hier meine ersten beiden Profi-Jahre, bin mit Hansa aufgestiegen. Das vergisst man nicht“, sagte „Sonne“, der an alter Wirkungsstätte gegen Sigurd Haugen eine gute Partie machte. „Ich glaube, wir haben über weite Strecken sehr gut verteidigt, haben viel investiert. Es war nach dem Rückrunden-Auftakt gegen 1860 München das erste Mal, dass wir wieder zu Null gespielt haben. Das war unser Ziel, und daran müssen wir anknüpfen“, sagte der Innenverteidiger. Coach Ziehl hatte die Abwehr nach der Sperre von Calogero Rizzuto überraschend umgebaut, Joel Bichsel nach links beordert und Lasse Wilhelm neben Sonnenberg ins Zentrum gestellt. Der frühere Mainzer zeigte, dass er im Zentrum deutlich besser aufgehoben ist.
Multhaup verpasste die Führung
Planspiele, nach den vielen Gegentoren wieder auf eine Dreierkette umzustellen, verwarf der Trainer. Vor allem, weil Kapitän Manuel Zeitz den Coach im Training nicht überzeugte. Auch der Fitness-Zustand des Routiniers wurde diskutiert. Dass sich Dominik Becker nach der Länderspielpause und einem freien Tag abermals mit einer muskulären Verletzung abmeldete, quittierte der Trainer mit einem Kopfschütteln. Ziehl lässt seinen Spielern sehr viele Freiheiten, was die Freizeitgestaltung angeht, macht im Gegensatz zu anderen Trainern keine Vorgaben in Sachen Ernährung und Lebenswandel. Doch der Ton soll unter der Woche durchaus schärfer geworden sein.
Vom Einsatz her konnte man dem FCS an der Ostsee keine Vorwürfe machen. Spielerisch war vor allem die zweite Hälfte mau. „Nach vorne war es zu wenig. So selbstkritisch müssen wir sein“, sagte Multhaup. Verteidiger Wilhelm war dagegen froh, dass die Partie endlich wieder ohne Gegentor über die Bühne ging. „Daran wird man ein Stück weit gemessen. Ich glaube, dass wir viel investiert haben. Im Ballbesitz waren wir manchmal zu hektisch. Aber wir haben bis auf die Schlussphase wenig zugelassen“, sagte der 22-Jährige.
Offensiv war die Darbietung allerdings mau. Ziehl hatte erstmals in dieser Saison seinem Team ein 4-2-3-1 verordnet. Florian Krüger hatte den Vorzug vor Stefan Feiertag erhalten. Mit einem beweglichen Stürmer wollte Ziehl Lücken schaffen, in die die schnellen Multhaup und Simon Stehle hätten stoßen sollen. Das gelang nur bedingt. Immerhin gewannen Stehle und auch Kreativspieler Kasim Rabihic im Zentrum viele wichtige Zweikämpfe. „Wir waren gut in der Partie, bis das Stadion enorme Wucht entfaltet hat. In der Nachspielzeit kamen wir dann doch ins Schwimmen“, sagte Ziehl, sprach aber wie Verteidiger Wilhelm von einem unter dem Strich „gewonnenen Punkt“. Doch dieser eine Punkt aus drei Spielen ist natürlich aufgrund der Erwartungshaltung zu wenig. Nun stehen Heimspiele gegen den VfL Osnabrück und Erzgebirge Aue an. „Es war wichtig, dass wir hier einen Punkt mitgenommen haben. Dafür müssen wir uns nicht schämen. Klar ist aber, dass wir zu Hause gewinnen müssen“, sagte Sonnenberg.
Brünker wieder eine Option

Schon in der Englischen Woche könnte Kai Brünker nach ausgeheiltem Kieferbruch wieder eine Option sein. Spätestens dann wird sich die Frage stellen, ob Ziehl nicht auch mal eine Doppelspitze in Erwägung zieht. „Diese Überlegung gibt es, auf der anderen Seite haben wir auch gute Außenspieler“, sagte der Trainer bereits vor der Partie in Rostock. Die vor Wochen noch sehr gute Ausgangsposition hat der FCS erst einmal verspielt. Lediglich der dritte Rang ist aus eigener Kraft noch zu erreichen. Acht Spieltage vor Schluss sollten alle Beteiligten die Sinne schärfen. Das Motto „Sehen und gesehen werden“ in der Altstadt darf bis zur Sommerpause getrost mal eine Pause haben. Der Verein versucht das Bestmögliche; hat für die beiden zurückliegenden Auswärtsspiele einen Flieger gechartert. Das ist für Drittliga-Verhältnisse Luxus pur. Wer allerdings Ansprüche wie ein Zweitliga-Profi hat, sollte dann auch danach leben. Denn ein Punkt aus diesen beiden Spielen ist dann doch zu wenig.