Bahnreisen mit Hund sind kompliziert und teuer. Lisa Ströhlein hat eine Petition ins Leben gerufen, die fordert, die Tarifstruktur deutlich zu verbessern. Die Deutsche Bahn reagiert verhalten.
Lisa Ströhlein fährt gern Bahn. Meist dabei: Schäferhundmischling Pepper. „In Berlin und Brandenburg kann ich Pepper mit meinem Deutschlandticket kostenlos mitnehmen“, sagt die 37-Jährige. „Wenn wir zum Wandern ins Umland fahren, brauchen wir kein Auto.“
Doch als Ströhlein mit Freunden – und drei Hunden – in den Harz reisen wollte, galten auf einmal andere Regeln. „Jeder Hund hätte für Hin- und Rückfahrt insgesamt 50 Euro bezahlen müssen“, sagt Ströhlein, also fast so viel, wie ein Deutschlandticket im ganzen Monat kostet. „Das ist doch absurd, wenn man bedenkt, was man dafür bekommt“, findet die Hundehalterin. Schließlich müssten die Tiere sich zwischen die Sitze quetschen. Liegeplätze und Reservierungen gebe es nicht.
Das Problem mag banal klingen, betrifft aber potenziell eine große Zielgruppe. Laut Industrieverband Heimtierbedarf leben in Deutschland 10,5 Millionen Hunde.
Ausschluss von Hundebesitzern
Im Fernverkehr kostet eine Hundefahrkarte die Hälfte des Normalpreises. Ein Beispiel: Für eine Fahrt von Hamburg nach Frankfurt fallen (je nach Uhrzeit) 142,40 Euro für den Menschen und 71,20 Euro für den Hund an. Während es für Personen diverse Sparpreise und Bahncard-Rabatte gibt, erhalten Vierbeiner keinerlei Vergünstigungen. So kann es vorkommen, dass ein Hund mehr bezahlt als ein Mensch. Die Ausnahmen: Kleine Tiere, die in eine Transportbox passen, zahlen nichts. Blinden- und Assistenzhunde fahren ebenfalls kostenlos mit.
Und im Regionalverkehr besteht der Tarif-Dschungel, den das Deutschlandticket für Menschen beseitigt hat, für Hunde weiterhin. So dürfen die Vierbeiner etwa in Berlin, Brandenburg und München kostenlos auf dem Deutschlandticket mitfahren. In anderen Gegenden aber muss man spezielle „Bausteine“ hinzubuchen (Leipzig) oder ein Zusatzticket lösen (Hannover, Freiburg und Umgebung). Durchquert man auf einer Reise mehrere Verkehrsverbünde, wird es noch komplizierter.
Ströhlein und ihre Freunde wollen das ändern – und haben eine Petition ins Leben gerufen. „Hunde, die weit weniger Platz benötigen als Gepäck oder Fahrräder, werden mit wahnsinnigen Gebühren belastet“, heißt es darin. In den Nachbarländern gehe es transparenter und einfacher zu: So verlange die österreichische Bahn nur zehn Prozent des Standardpreises, während eine Hundefahrkarte bei der französischen SNCF generell sieben Euro koste. In Deutschland hingegen würden Hundebesitzer „faktisch von bezahlbaren, klimafreundlichen öffentlichen Verkehrsmitteln ausgeschlossen.“
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn hat in der Vergangenheit schon moniert, Zugreisen mit Hund seien „ein Riesenaufwand und wahnsinnig kompliziert“. Ähnlich äußert sich der Verband für das Deutsche Hundewesen, der in der Preispolitik der Bahn eine „bewusste Abschreckung“ von Hundehalterinnen und -haltern vermutet.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) spricht sich ebenfalls für einheitliche Mitnahmeregelungen aus. „Noch zögern viele Verkehrsverbünde, ihre Tarife an das Deutschlandticket anzupassen“, sagt VCD-Sprecher Alexander Kaas Elias. Das liege daran, dass die Finanzierung aktuell nur bis Ende 2025 gesichert sei.
Lösung wäre ein getrennter Bereich

Der Deutsche Tierschutzbund weist allerdings auf mögliche Probleme hin. „Aus unserer Sicht wäre es grundsätzlich wünschenswert, dass alle Hunde kostenfrei reisen dürfen“, sagt Verbandssprecherin Hester Pommerening. Aber: Tierhaar-Allergien, Ängste und Konflikte zwischen Fahrgästen und Hunden könnten die praktische Umsetzung erschweren. Die räumliche Enge führe zu Stress bei Mensch und Tier. „Dass die Petition schreibt, Hunde bräuchten weit weniger Platz als Gepäck oder Fahrräder, können wir nicht teilen“, sagt Pommerening. „Der Vergleich mit Gegenständen lässt außer Acht, dass Hunde lebende Wesen sind, die man während der Reise nicht einfach so abstellt.“
Mit dieser Kritik konfrontiert, sagt Lisa Ströhlein, ihr wären auch deshalb separate Hundeabteile am liebsten. Generell kann sie sich nämlich zwei Varianten vorstellen: „Entweder Hunde dürfen flächendeckend kostenlos mitfahren. Oder man bezahlt für sie, darf dann aber einen speziellen Bereich im Zug nutzen, wie es ihn schon für Fahrräder oder Familien gibt.“ Davon könnten auch andere Reisende profitieren, da sie nicht länger über Hunde im Gang stolpern müssten und Allergiker den Tieren nicht begegnen würden.
Und was, wenn es auch in Zukunft keine getrennten Abteile gibt und jemand Angst vor Hunden hat? „Da muss man aufeinander Rücksicht nehmen“, beteuert Ströhlein. „Wenn mich jemand bittet, Pepper einen Maulkorb aufzusetzen, mache ich das natürlich.“ In vielen Zügen ist ein Maulkorb ohnehin Pflicht.
Das Bundesverkehrsministerium will sich auf Nachfrage nicht zu der Petition äußern. Ein Sprecher zeigt sich am Telefon zunächst amüsiert, denn die Forderungen „richten sich offensichtlich an jemand anderen“. (In der Petition ist vom „Ministerium für Infrastruktur und Digitales“ die Rede; die korrekte Eigenbezeichnung lautet aber „Bundesministerium für Digitales und Verkehr“.)
Inhaltlich könne das Ministerium keine Stellung nehmen, ergänzt der Sprecher. „Die Preisgestaltung liegt in der Kompetenz der Bahn. Dort müssen Sie nachfragen, warum ein Hund mehr als ein Fahrrad kostet.“
Die Deutsche Bahn wiederum schickt zunächst nur einen Link zu den „Mitnahmebedingungen von Hunden und anderen Haustieren“. Darüber hinaus liege der Nah- und Regionalverkehr in den Händen der Verkehrsverbünde. Die DB sei also der falsche Ansprechpartner.
Und wie ist es mit dem Fernverkehr? Hier müsse er erst in der Fachabteilung nachfragen, erklärt der Sprecher. Bei seinem Rückruf kann oder möchte er trotzdem nicht sagen, warum Hundefahrkarten 50 Prozent des Normalpreises kosten. Auch auf die anderen Kritikpunkte geht die Bahn nicht näher ein: „Unsere Preisgestaltung können wir nicht näher ausführen. Da bitte ich um Verständnis.“
Lisa Ströhlein und ihre Freunde haben derweil beschlossen, ihren Wandertrip nicht bis zum Ende der Petition zu verschieben. In den Harz fahren sie jetzt trotzdem – und wieder mit dem Zug. „Es nützt ja alles nichts“, sagt Lisa Ströhlein. „Im Auto wäre es zwar billiger, aber noch mal deutlich enger.“