Die moderne digitale Zeit eröffnet Menschen ganz neue Möglichkeiten des Kennenlernens und der Beziehungskultur. Das bringt neue Chancen, aber auch Probleme.
Kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren, und Liebe wagt, was Liebe irgend kann.“ Das lässt der berühmte Dramatiker William Shakespeare seinen Romeo zu Julia sagen. Im 16. Jahrhundert hatte das Stück über das wohl berühmteste Liebespaar der Welt Uraufführung, eine Zeit, in der arrangierte Ehen an der Tagesordnung waren, aber manche Menschen sicher von der romantischen Liebe geträumt haben. Liebe ist mittlerweile in den westlichen Kulturen schon lange weitestgehend frei von Konventionen und Zwang. Und sie erschließt sich im Zuge der Digitalisierung völlig neue Wege. Online-Dating zum Beispiel ist Trend. Sei es ganz seriös, um einen Partner fürs Leben zu finden. Oder einfach, um Spaß ohne Verbindlichkeit zu haben. Alles ist erlaubt und möglich. Doch Freiheit hat schon immer auch seltsame Blüten getrieben. Situationship zum Beispiel ist ein ganz aktuelles Phänomen. Unter dem Begriff versteht man, wenn Menschen eine Art Partnerschaft eingehen möchten, ohne aber sich um den anderen wirklich kümmern zu müssen. Schnelle Auflösung inklusive.
Verliebt in einen Avatar
Die Bedeutung anderer Wege, um sich kennenzulernen, ist zurückgegangen, sagt Nasanin Kamani, Autorin und Ärztin im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie. Eine ganz neue Variante des Verliebtseins kommt durch die Künstliche Intelligenz. Psychologe Leon Windscheid stellt in einem Beitrag von 2023 in „TerraXplore“ den 42 Jahre alten Harald vor, der sagt, er sei in eine KI verliebt. Und zwar in einen Avatar namens Samantha in Frauengestalt, der in einem Chatbot agiert. Vielleicht ist das die Zukunft? Der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Simon Eickhoff hält es sogar für möglich, dass Menschen sich in menschenähnliche Roboter verlieben können. Die werden ja schon lange mit großem Ehrgeiz entwickelt und sollen laut einigen Wissenschaftlern in nicht mehr allzu ferner Zukunft auch ganz selbstverständlich unter uns wandeln. Was wohl William Shakespeare dazu sagen würde? In seiner Zeit, Renaissance genannt, lockerten sich die strengen Liebes-Regeln zwar ganz langsam auf, doch so richtig setzte sich die Romantik erst im 18. Jahrhundert durch. Und sie ist tatsächlich auch in der digitalen Welt zu finden. So geschehen bei einer FORUM-Mitarbeiterin, die ein Online-Partnerportal ausprobiert hat und tatsächlich gerade sehr glücklich verliebt ist.
Gefühle kann man nicht digitalisieren. Menschen bleiben Menschen, zum Glück.