Die Wassersportart Wingfoilen ist noch jung, ihre Beliebtheit wächst aber rasant. Im Saarland kann man sich daran am Bostalsee ausprobieren – oder im Zweifelsfall auch bei den klassischen Varianten bleiben.
Über einen Mangel an Badeseen und Wassersportmöglichkeiten können sich die Menschen im Saarland nicht beklagen. Mit dem Losheimer Stausee und dem Bostalsee gibt es gleich zwei beliebte Publikumsmagnete. Eingebettet in die schöne Mittelgebirgslandschaft des Hunsrücks ist der Bostalsee als größerer der beiden Seen mit einer Wasserfläche von rund 120 Hektar der größte künstlich angelegte Freizeitsee im Südwesten Deutschlands und eines der beliebtesten Ausflugsziele im Saarland. Jährlich zieht er zahlreiche Menschen aus der Region, aber darüber hinaus Besucher aus ganz Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern an.
Ein Tag am Badesee ist besonders im Sommer verlockend und macht die nächste Hitzewelle mitunter etwas erträglicher. An verschiedenen Stellen bieten die beiden saarländischen Seen ein vielfältiges Angebot. Der Wassersport kommt dabei nicht zu kurz, und seit dem vergangenen Sommer ist das Saarland sogar um ein Angebot reicher, das man definitiv noch nicht überall findet: die Möglichkeit des Wingfoilens.
Auf Wingfoils können Wassersportbegeisterte nun schon seit einem Jahr über die Wasserfläche des Bostalsees schweben – auch am Losheimer Stausee gibt es mittlerweile das Angebot. In einem Umkreis von 150 Kilometern sind diese beiden saarländischen Wingfoilspots damit einzigartig.
Das Wingfoilen, das auf Initiative von Dirk Zadach und Sascha Kaup und deren Wassersportschule 2024 an den Bostalsee kam, ist eine relativ junge Wassersportart, die Elemente aus Windsurfen, Kitesurfen und Foiling vereint. Sportlerinnen und Sportler stehen dabei auf einem Board, das unter Wasser mit einem Hydrofoil – einer Art Flosse – ausgestattet ist. In den Händen hält man zusätzlich einen aufblasbaren Flügel, den Wing. Anders als beim Windsurfen ist der Wing allerdings nicht fest mit dem Brett verbunden.
Wingfoil bei wenig Wind möglich
Trifft Wind auf den Wing, erzeugt dieser Vortrieb, das Board nimmt Fahrt auf. Bei wachsender Geschwindigkeit kann sich das Board über die Wasseroberfläche anheben, während das Foil, also die Flosse unter dem Board, noch im Kontakt mit dem Wasser bleibt. Das schwebende Gefühl dabei macht einen der besonderen Reize der Sportart aus. Nur Fliegen ist schöner, so sagt man.
Für Fortgeschrittene sind außerdem diverse Kunststücke, Sprünge und Manöver möglich. Aber auch für Anfänger ist das Wingfoilen eine gute Möglichkeit, in den Wassersport einzusteigen und sanft über das Wasser zu gleiten. Im Gegensatz zum Windsurfen funktioniert dieses Prinzip nämlich auch bei verhältnismäßig wenig Wind und ist außerdem etwas leichter zu erlernen.
Das Wingfoilen – auch Wingsurfen genannt – ist als Wassersportart in den letzten Jahren rasant gewachsen. Obwohl erste Versuche mit handgehaltenen Flügeln, die nicht mit dem Brett verbunden waren, bereits in den 1980er-Jahren stattfanden, fehlte damals noch die nötige Technologie, insbesondere im Bereich der Unterwassersegel, also der Hydrofoils. Erst mit der Entwicklung moderner Foils ab den 2010er-Jahren kam neuer Schwung in das Konzept.
Die entscheidende Innovation war dann schließlich die Kombination eines aufblasbaren, freischwebenden Flügels mit einem Board, das durch den Hydrofoil über dem Wasser schweben kann. Diese Technik reduzierte den Wasserwiderstand deutlich und machte das Fahren schon bei wenig Wind möglich. Um 2019 brachten mehrere Wassersportmarken erste serienreife Wingfoil-Ausrüstungen auf den Markt, was den Boom einleitete, der nun auch im Saarland angekommen ist. Die Sportart wird immer bekannter und interessiert viele. Das merken auch Kaup und Zadach an der Wassersportschule Lakeride am Bostalsee.
„Es gibt eine sehr große Nachfrage“, sagt Dirk Zadach. „Diese Sportart interessiert die Leute. Wenn sie abends um den See gehen und uns in Aktion sehen, kommen sie am nächsten Tag und fragen, was das war.“
Die Surfschule ist für jedes Kenntnis-Level die richtige Anlaufstelle. Für erfahrene Wingfoiler gibt es einen reinen Materialverleih, vom Neoprenanzug bis zu neu angeschafften Boards eines führenden Herstellers. Aber auch Kurse werden angeboten, vom Einsteigerkurs bis hin zu gezielten Übungsstunden rund um das Beherrschen des Wings oder aber den Umgang mit dem Foil.
Auch für die anderen Wassersportarten gibt es ein ähnlich breites Kurs- und Materialangebot. Denn auch das Windsurfen erfreue sich weiterhin großer Beliebtheit, sagt Zadach. Wer es also traditioneller mag, für den gibt es weiterhin die Möglichkeit, das Windsurf-Angebot zu nutzen. Dafür ist – im Gegensatz zum Wingfoilen – allerdings ein Surfschein nötig. Dieser kann in einem zweitägigen Kurs an der Surfschule gemacht werden. Wer überhaupt erst in die Sportart hereinschauen möchte, kann einen Schnupperkurs im Windsurfen machen und danach entscheiden, wie es weitergeht.
Eine Sportmöglichkeit, für die man keine besonderen Vorkenntnisse benötigt, ist das Stand-up-Paddling, kurz SUP genannt. Bei der Surfschule können SUP-Boards ausgeliehen werden, aber auch Einsteigerkurse sind buchbar, um Tricks, Kniffe und korrekte Abläufe beim Stand-up-Paddling zu lernen.
Wer in dieser Beziehung außerdem etwas Außergewöhnliches erleben möchte, kann am SUP-Yoga auf dem Bostalsee teilnehmen. Mit den entsprechenden Boards wird zur schwimmenden Yoga-Insel mitten auf dem See gepaddelt. Die Boards werden dort befestigt und dienen als schwimmende Yogamatte. Ob Yoga oder Meditation, das Angebot stellt Achtsamkeit und Entspannung in besonderem Ambiente in den Mittelpunkt.
Eine durchdachte Betreuung
Angst vor den Übungen auf dem See muss dabei niemand haben. Die Yogaeinheiten auf dem Wasser wurden von den entsprechenden Yogalehrern selbst getestet, erzählt Zadach. „Das sah von außen toll aus. Ich persönlich könnte es nicht, für mich wäre das eher eine Schwimmgarantie“, sagt er und lacht, betont aber, dass Yoga-affine Menschen mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen. Wenn man sich aber auf dem Board einfindet und zum Yoga auf den See fährt, könne das Erlebnis überzeugen. „Gerade in den frühen Morgenstunden hat das etwas stark Meditatives“, erzählt Zadach.
Bei allen ihren übrigen Surf- und Wingfoil-Kursen bleiben die Lehrer hauptsächlich in der Bucht bei ihrer Wasssportschule am Ostufer des Bostalsees, um den Segelverkehr nicht zu stören. Für den Wassersport kann aber grundsätzlich der komplette See, bis auf einen Fischereischonbezirk und die beiden Bereiche der Strandbäder, genutzt werden. Gegenseitige Rücksichtnahme sei aber auf dem See immer wichtig, betonen die Betreiber der Wassersportschule.
Im Mittelpunkt steht eine flexible und durchdachte Betreuung, die Lehrer haben Schülerinnen und Schüler immer im Auge und sehen, wo es möglicherweise noch Verbesserungsbedarf gibt oder wo Probleme auftreten können. Persönliche Erfahrung und ein geschultes Auge sind dabei die besten Grundlagen, denn beide sind selbst erfahrene Windsurfer und Wassersportler. Für sie steht die Sicherheit immer an erster Stelle, aber nicht zuletzt auch die Freundlichkeit und das respektvolle zwischenmenschliche Miteinander.
„Wir haben eine schöne Bubble um uns herum, es bildet sich eine Community“, sagt Dirk Zadach. Menschen aus dieser wachsenden Gruppe kommen auch, erzählt er, wenn sie gerade nicht aufs Wasser gehen oder bleiben nach den Kursen noch bis zum späten Abend. Ein großes Loungezelt mit Sitzsäcken lädt zum Verweilen ein und kann ohne Anmeldung oder Rückfrage einfach zum Lesen, Liegen und Entspannen genutzt werden.
Professionell geht es am Surfspot durchaus zu, aber eben nicht unnötig kompliziert. Das ist den Betreibern wichtig und das ist auch für Interessierte immer eine gute Ausgangsposition, um sich einer neuen Sportart wie dem Wingfoilen stressfrei nähern zu können.