Ob Hobo, Tote oder Bucket: Die Taschen setzen auf Format. Zwischen Wild- und Glattleder dominieren markante Formen und edle Materialien. Die angesagtesten Trend-Modelle im Überblick.
Kaum ist der Sommer vorbei, kündigen sich die ersten neuen Taschenformate an. Die Labels setzen auf klare Linien, hochwertige Materialien und reduzierte Details. Ein kleiner Wegweiser durch die wichtigsten Kreationen.
Glattleder-Hobo
Die Hobo-Tasche aus glattem Leder präsentiert sich in dieser Saison als Schlüsselmodell. Charakteristisch ist ihre halbmondförmige Silhouette mit fließendem Fall, meist getragen unter dem Arm. Miu Miu interpretiert diesen Typ mit der „Wander“-Bag, gefertigt aus weichem Matelassé-Nappaleder, das durch sanfte Steppung eine fast textile Tiefe entwickelt. Farblich dominieren gedeckte Töne wie Graphit, Elfenbein oder rostiges Braun, während das Leder matt bleibt und durch minimale Reflexion eine edle Wirkung erzielt. Viele Modelle verzichten auf sichtbare Logos und setzen stattdessen auf handwerkliche Details wie verdeckte Reißverschlüsse, Ton-in-Ton-Nähte oder leicht gepolsterte Trageriemen. Innen bleibt die Konstruktion einfach und funktional, oft mit Veloursfutter.
Oversized Tote
Großformatige Taschen definieren sich in dieser Saison nicht mehr allein durch Volumen, sondern durch ihre klare Schnittführung und funktionale Präzision. Die Oversized Tote ist mehr als ein Shopper. Sie ist mobiles Ordnungssystem und architektonisches Element im Outfit zugleich. Labels wie Ferragamo und Khaite setzen auf rechteckige Grundformen mit gerundeten Kanten, langen Trägern und verdeckten Verschlüssen. Bottega Veneta zeigt ein Modell mit breiten Seitenfalten, das bei Bewegung an ein Faltobjekt erinnert. Besonders häufig sind stabile Henkel mit verstärktem Korpus zu sehen, ergänzt durch Kontrastfarben, Nähte und strukturierte Innenaufteilung. Farben wie Tabak, Stahlgrau oder gesättigtes Marine dominieren die Kollektionen.
Wildledertasche
Veloursleder ist ein zentrales Material, das durch seine matte, samtige Oberfläche nicht nur optisch, sondern auch haptisch Tiefe erzeugt. Taschen aus Wildleder zeigen sich vor allem in warmen Erdtönen wie Cognac, Walnuss, rostiges Braun oder dunkles Oliv. Besonders präsent sind Modelle von Chloé, die mit dekorativer Sattlernaht und gerundetem Taschenkörper eine Verbindung von Handwerk und Design herstellen. Isabel Marant interpretiert die Hobo-Form mit schmalem Wildlederriemen und großzügigem Korpus, der sich flexibel an den Körper schmiegt. Die Struktur des Leders sorgt für ein lebendiges Lichtspiel, das je nach Bewegung des Materials wechselt. Details wie lange Fransen, geflochtene Abschlüsse oder handgefertigte Ziernähte verweisen auf eine fast folkloristische Herkunft, die jedoch in kontemporären Schnitten neu gefasst wird. Wildleder setzt ein ruhiges Statement und eignet sich für Herbstlooks mit tiefer Textur und subtiler Farbgebung.
Geflochtene Tasche
Die klassische Intrecciato-Technik von Bottega Veneta wird mit breiteren Lederstreifen weiterentwickelt, was der Tasche mehr Volumen und eine plastischere Oberfläche verleiht. Bei Loewe wird das Flechtmuster zurückhaltender eingesetzt, etwa als dekoratives Band entlang der Kanten. Labels wie Dragon Diffusion arbeiten mit pflanzlich gegerbtem Leder, das vollständig von Hand geflochten wird und mit der Zeit eine individuelle Patina entwickelt. Die Formate reichen von offenen Shoppern bis zu halbstrukturierten Bucket Bags. Farblich dominieren naturbelassene Töne wie Rohleder, Tabak, dunkles Cognac oder warmes Kastanienbraun. Viele Modelle kommen ungefüttert, wodurch sie besonders leicht und flexibel sind. In Kombination mit klaren Schnitten und glatten Materialien entsteht ein Gleichgewicht zwischen Materialpräsenz und formaler Zurückhaltung.
Kettentasche
Die Verbindung von hartem Metall mit weichen Taschenkörpern erzeugt visuelle Spannung, die durch klare Formgebung ausbalanciert wird. Stella McCartney führt die bekannte „Falabella“ mit markanter Gliederkette fort, wobei recyceltes Kunstleder und silberfarbenes Metall kombiniert werden. Givenchy zeigt Modelle mit flachen, geschwungenen Gliedern, die in Altgold oder tiefem Bronze gehalten sind. Bei Paco Rabanne wird das Trageelement selbst zur Skulptur, etwa in Form überdimensionierter Ringe, die das Taschenformat definieren. Meist sind diese Taschen kompakt gehalten, häufig im Hochformat, mit festen Klappen und minimalen Verschlüssen. Farben wie Schwarz, Tinte, Espresso oder Nachtgrün verstärken die grafische Wirkung der Metallteile. Besonders charakteristisch ist das Spiel zwischen Funktion und Schmuckwirkung. Die Kette ersetzt nicht das Dekor, sie wird zum tragenden Bestandteil des Designs.
Textiltasche
Taschen aus Textilien wie Wolle, Filz, Bouclé oder gesteppter Baumwolle wirken in dieser Saison wie eine unmittelbare Verlängerung der Bekleidung. Max Mara führt strukturierte Schultertaschen aus Kaschmirfilz mit Lederpaspelung in gedeckten Farben wie Camel, Stein oder Milchkaffee. Loro Piana verarbeitet glatte Wollstoffe zu Taschen mit zurückhaltenden Messingdetails, die wie verkleinerte Mäntel erscheinen. Chanel interpretiert das hauseigene Bouclé neu, kombiniert mit mattem Metallrahmen und kontrastierendem Ripsband. Oft sind diese Taschen leicht gepolstert oder mit abgesetztem Innenfutter aus Satin versehen. Die Formate bleiben kompakt oder mittelgroß, meist mit kurzem Henkel oder breitem Trageriemen. Farblich dominieren warme Abstufungen von Sand über Grau bis Rauchblau. Die Textur verleiht Tiefe, wirkt ruhig, weich und funktional zugleich. Durch ihre Nähe zur Kleidung entsteht eine fast nahtlose Integration in den Gesamtlook.
Boxige Tasche
Die Form orientiert sich an klaren Geometrien, ohne dabei starr zu wirken. Marken wie Valextra, Polène oder Strathberry setzen auf harte Kanten, flächige Oberflächen und minimalistische Verschlusslösungen. Charakteristisch sind magnetisch schließende Klappen, eingefasste Griffleisten oder architektonisch montierte Tragebügel. Die Formate reichen von klein bis mittelgroß, häufig im Hoch- oder Querformat. Farblich dominieren tiefe, pigmentstarke Töne wie Tannengrün, Bordeaux, Rauchblau oder Espresso. Auch monochrome Varianten mit farblich abgestimmtem Innenfutter, oft aus Glattleder oder Velours, sind weit verbreitet. Das Innenleben ist funktional gegliedert, mit Kartenfächern, flachen Reißverschlussabteilen und schmalen Seitenwänden, die die Form stabil halten. Diese Taschen passen sich nicht der Bewegung an, sondern setzen ihr eine stabile Ordnung entgegen.
Moon Bag
Taschen mit halbmondförmigem Korpus greifen eine klassische Silhouette auf, die derzeit eine präzise Weiterentwicklung erfährt. Das Modell „Luna“ von Ferragamo bildet mit seiner glatten Oberfläche und geschwungener Klappe einen Schwerpunkt dieser Form. Coperni spielt mit der Moon-Form durch die „Swipe Bag“, die wie ein digital abstrahiertes Halboval wirkt, gefertigt aus lackiertem Leder oder satinierter Mikrofaser. Aeyde präsentiert reduzierte Varianten mit Cut-outs oder Ton-in-Ton-Riemenführung, die die Form noch stärker betonen. Die Moon Bag schmiegt sich durch ihre Wölbung an den Körper, bleibt dabei aber fest in der Kontur. Die Trageweise variiert: klassisch an der Schulter, mit kurzem Henkel am Arm oder flach in der Hand. Materialien wie Glattleder, Satin oder strukturiertes Gummi bestimmen die Oberfläche. Farblich dominieren kalte Töne wie Blaugrau, Tintenblau, Lavendel oder metallisiertes Anthrazit. Innen sind die Taschen bewusst reduziert ausgestattet, oft nur mit einem großen Hauptfach.
Farbige Tasche
Farbe zeigt in dieser Saison eine neue Qualität. Taschen erscheinen nicht in Signaltönen, sondern in satten, gedeckten Nuancen mit komplexem Farbausdruck. Besonders präsent sind Varianten in Smaragdgrün, tiefem Rubinrot, dunklem Petrol, Rauchrosa oder Salbeigrün. Marken wie By Far, Demellier und Wandler setzen auf klassische Silhouetten, die durch die Farbwahl eine neue Lesart erfahren. Das Material variiert zwischen mattem Glattleder, weich genarbtem Kalbsleder oder fein strukturiertem Saffianoleder, wodurch sich Farbe und Oberfläche gegenseitig intensivieren. Viele Modelle zeigen farblich abgestimmte Nahtverläufe, lackierte Kanten und Ton-in-Ton-Beschläge. Das Innenfutter ist häufig kontrastierend, etwa ein burgunderroter Taschenkörper mit cremefarbenem Veloursinterieur. Die Größen bewegen sich meist im mittleren Bereich, oft als Shoulder Bags oder kleine Top-Handles.
Vintage-inspirierte Tasche
Formen, Materialien und Verschlüsse der Vergangenheit finden in aktuellen Taschenkollektionen eine neue, zeitgemäße Anwendung. Gucci interpretiert das Horsebit-Motiv von 1955 neu mit geschwungener Silhouette, glänzendem Goldbeschlag und glattem Leder in warmen Tönen. Celine greift die klassische Triomphe-Schließe auf und kombiniert sie mit festen Korpustaschen aus glattem Kalbsleder. Auch Coach bringt Saddle-Bags zurück, jedoch mit modernem Futter, RFID-geschütztem Innenleben und reduzierten Nähten. Die Farbpalette orientiert sich an historischen Vorbildern: Cognac, Oxblood, Marine, Dunkelgrün. Der Fokus liegt auf Details wie gebogenen Klappen, Rahmenschlössern oder leicht patinierten Metallteilen, die bewusst altern dürfen. Trotz der Referenzen bleiben die Modelle funktional: leicht, präzise verarbeitet und auf heutige Anforderungen zugeschnitten.