Sabrina Pusch aus Niedersachsen begeistert als Jumeria Nox mit ihren einzigartigen Fantasy-Kreationen und märchenhaften Foto-Welten über 90.000 Follower bei Instagram. Ein Einblick in ihren Stil und in ihre künstlerische Arbeit als Designerin.
Liebe Jumeria, wann und wie entstand Dein großes Interesse für Fantasy, und was fasziniert Dich daran?
Ich habe bereits als kleines Kind immer gemalt oder gebastelt und war mein Leben lang in irgendeiner Weise kreativ. Mit Cosplay beziehungsweise mit dem Nähen habe ich um 2001 herum begonnen, als mir eine Schulfreundin die Welt von Animes und Manga näherbrachte. Es war somit nur eine Frage der Zeit, bis ich auch auf Cosplayer im Internet und auf Veranstaltungen gestoßen bin und mir dachte: „Hey, das möchte ich auch mal ausprobieren.“
Am Nähen und Kreieren von Kostümen fasziniert mich, dass es möglich ist, aus einem einfachen Stück Stoff mit etwas Zeit und Liebe etwas Wunderschönes zu erschaffen. Im Fantasybereich kann ich mich komplett ausleben und meine Ideen Wirklichkeit werden lassen.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Meinen Stil würde ich als opulent und ausgefallen beschreiben – alles gespickt mit einer Prise Feenstaub und Magie. Ich liebe besonders ausgefallene Ärmel, etwas, was meiner Meinung nach in der heutigen Mode stark vernachlässigt wird. Gerne nutze ich diverse Verzierungen an meinen Kreationen, wie Borten oder Applikationen, die das Gesamtbild noch spannender machen.
In welche Fantasy-Wesen verwandelst Du Dich am liebsten und warum?
Mein Herz schlägt besonders für starke Charaktere wie Ritterinnen oder Kriegerinnen, aber auch Hexen und Königinnen stehen ganz hoch bei mir im Kurs. Generell mag ich Charaktere, die gut und tugendhaft sind. Auch bei Königinnen und Hexen sehe ich mich stets als guten Charakter. Ich hatte schon immer eine große Affinität zu Engeln und Helden. Ich denke, das spiegelt sich auch in meinen Kreationen wider.
Was inspiriert Dich zu Deinen
Outfits?
Meine Inspirationen finde ich öfter über Fantasy-Bücher oder über die digitalen Medien. Aber am meisten inspiriert mich der Stoff, also das Material selbst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Stoffe mir zuflüstern, was sie gerne mal werden möchten. Teilweise dauert es dann ein paar Jahre, in denen der Stoff dann auf seinen großen Auftritt wartet, aber früher oder später setze ich alle meine Pläne um.
Wie muss ein Fantasy-Outfit für Dich sein?
„Authentisch“ ist bei meinen Kostümen meist nicht viel. Und gerade das ist es, was ich am Fantasybereich so mag. Es gibt keine Regeln, dass Stoffe zum Beispiel nur per Hand genäht werden dürfen oder mit Naturfarben gefärbt werden müssen. Dies lässt mir den Freiraum, meine Kostüme mit dem Herzen zu kreieren. Aus diesem Grund designe ich meine eigenen Kostüme und bin weniger im Cosplaybereich vertreten, wo Authentizität zum Originalcharakter gefordert wird. Generell finde ich, es gibt kein Richtig und kein Falsch, was ein gutes Fantasy-Outfit ausmacht. Solange die Person mit ihrem Outfit glücklich und zufrieden ist, wird sie dies auch ausstrahlen, und das ist meiner Meinung nach das Wichtigste.
Was gefällt Dir bei Outfits weniger? Gibt es auch No-gos für Dich?
Ich persönlich zeige nicht so gerne so viel Haut bei meinen Kostümen. Ich mag es gerne etwas bedeckter. Das hat schlicht und ergreifend mit meinen persönlichen Unsicherheiten zu tun. Aber wer weiß? Vielleicht bin ich irgendwann auch mal mutig genug und traue mich mal an Neues heran. An sich finde ich knappere Outfits – in geschmackwahrenden Grenzen – auch schön. Aber ich sehe diese nicht so gerne an mir.
Du hast viele aufwendige Kleider, verschiedene authentisch wirkende Flügel und Perücken. Wo findest Du diese?
Meine Kleider nähe ich zu 99,9 Prozent selbst. Bei Dingen wie Flügeln oder Rüstungen unterstütze ich gerne andere Künstler, von denen viele auch zu meinen Freunden zählen. Meine Accessoires ordere ich größtenteils online oder finde sie durch Zufall dann auf einem Mittelaltermarkt oder einem Fantasy-Event. Gerade bei letzterem habe ich nicht immer gleich sofort ein Kostüm zur Hand. In manchen Fällen entsteht auch erst dann aus dem Accessoire heraus die Kostümidee.
Du fertigst selbst aufwendige Kleider, Schmuck und Headpieces. Wie hast Du Dir das Know-how angeeignet und welche Materialien verwendest Du dafür?
Die Grundlagen des Nähens hat mir damals meine Oma gezeigt. Alles andere, wie Schnitterstellung und ausgefallenere Nähtechniken, habe ich mir selbst über die Jahre beigebracht. Ich würde mich auch immer noch nicht als Vollprofi bezeichnen. Es gibt immer noch sehr viel Luft nach oben, wo ich immer noch bei jedem Kostüm dazulerne.
Mit der Schmuckherstellung habe ich erst kürzlich, vor ein paar Jahren, begonnen und mir auch hier alles allein beigebracht. Übung macht in der Tat den Meister.
Für meine Kostüme verwende ich sehr gerne Naturstoffe wie Seide, Baumwolle oder Leinen. Allerdings ist gerade Seide für Outdoorevents oder große Conventions eher nicht so geeignet, sodass ich gerne auch auf Kunstseide zurückgreife, die um einiges günstiger und widerstandsfähiger als das Original ist.
Welche sind Deine außergewöhnlichsten/aufwendigsten Stücke?
Ich liebe vor allem große Roben. Die Mode der Renaissance nutze ich zum Beispiel sehr gerne als Inspirationsquelle, da die Roben dieser Zeit besonders detailliert waren. Zu meinen aufwendigsten Stücken gehört definitiv mein dunkelrotes „Merlot“-Kleid. Die extremen Stoffmassen waren eine gewaltige Herausforderung, aber es war jedes einzelne Fluchen und In-den-Finger-Stechen wert.
Bei meinen Schmuckkreationen liebe ich ganz besonders meine Diademe/Tiaren, die ganz besonders schön im Sonnenlicht und auch in Ballsälen funkeln.
Welche sind am beliebtesten bei Deinen Kundinnen?
Die Tiaren kommen sehr gut bei meinen Kundinnen und Kunden an.
Meine Kostüme nähe ich grundsätzlich nur für mich. Leider habe ich aktuell keine Kapazitäten, neben Haupt- und Nebengewerbe noch Kostümaufträge anzunehmen.
Du hattest auch schon eigene Modenschauen – was hast Du
dort alles gezeigt?
Auf meinen Modenschauen zeige ich im Großen und Ganzen meinen kompletten Fundus an selbst hergestellten Outfits. Bei meiner letzten Modenschau hatte ich 28 Models, die für mich gelaufen sind. Dies war eine logistische und nervliche Herausforderung, da ich für das Event noch neue Outfits genäht habe, aber es hat sich zu hundert Prozent ausgezahlt.
Welche sind Deine absoluten Lieblingsoutfits und -accessoires?
Neben Hexenhüten in allen Farben habe ich auch eine Schwäche für süße Tieröhrchen. Insbesondere Fuchsohren haben es mir angetan, wie ich festgestellt habe. Inzwischen besitze ich eine recht große Sammlung. Je älter ich werde, umso mehr schätze ich an einem Outfit, wenn es bequem und schön ist. Demnach sind meine Lieblingsoutfits die, in denen ich mich gut und bequem bewegen kann, ohne dass ich mir Sorgen machen muss, dass etwas dreckig werden oder kaputtgehen könnte.
Auf welche Events gehst Du am liebsten?
Ich liebe ganz besonders die Fantasybälle, die seit dem letzten Jahr in Deutschland stattfinden. Ganz besonders kann ich die Fantasyball-Events von „Chronicles of the Dancing Realm“ empfehlen. Die Atmosphäre und die Besucher sind allesamt einfach magisch. Die Ball-Locations sind immer ein Traum, und man kann für einen Abend in eine absolute Traumwelt versinken. Bisher war ich immer nur als Händlerin auf den Bällen vertreten, aber schon alleine die wunderschönen Besucher zu sehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, war einfach nur grandios. Irgendwann schaffe ich es sicher auch mal, als Gast auf einem der Bälle anwesend zu sein.
Welche Tipps kannst Du Leuten geben, die sich gern erste Gewandungen zulegen möchten – wie und wo lässt man sich am besten inspirieren und bei welchen Shops/Märkten et cetera schaut man sich am Anfang am besten um?
Tipp Nummer eins: Fangt klein an. Ihr müsst nicht auf Biegen und Brechen alles alleine nähen oder herstellen. Gerade am Anfang kann es sehr frustrierend sein, wenn die Idee im Kopf sich nicht direkt umsetzen lässt. Ich empfehle euch, zunächst einfache Schnitte zu nähen. Röcke eignen sich hervorragend als erstes Nähprojekt. Bitte nutzt am Anfang keine allzu dehnbaren Stoffe. Feste Stoffe ohne Stretch sind für Nähanfänger leichter zu nähen, da sie sich nicht verziehen können. Achtet zudem auf gutes Nähgarn. Es gibt nichts Schlimmeres als einen permanent reißenden Faden.
Tipp Nummer zwei: Ansonsten kann man aber auch den anderen Weg gehen und bestehende Kleidung mit Applikationen, Strasssteinchen oder Borten aufhübschen. Im Second-Hand-Shop oder online könnt ihr diverse hübsche Abendgarderoben finden, die sich hervorragend aufhübschen oder ändern lässt.
Welche Make-up-Produkte benutzt Du? Sind auch Standard-Produkte darunter oder handelt es sich um bestimmte Marken und Theater-Schminke?
Ich nutze hauptsächlich High-End-Make-up, wie es auch Visagisten verwenden. Ich habe festgestellt, dass gutes Make-up, das zum Hauttyp passt, auch tatsächlich bis zum Veranstaltungsende durchhält. Wichtig ist für mich hierbei, dass das Make-up wasserfest ist, da ich recht schnell zu tränenden Augen neige. Wenn ich ein Produkt empfehlen kann, dann ist es der flüssige Eyeliner von MAC in der Farbe Point Black. Ich nenne ihn liebevoll „Eyeliner des Todes“, dieser hält wirklich allem stand!
Viele Deiner Fotos sind im Herbst entstanden und begeistern durch Deine besonderen herbstlichen Outfits und Details wie Pilze oder Hexenutensilien. Warum, denkst Du, übt der Herbst so eine Faszination auf uns aus? Was macht ihn für Dich so besonders?
Ich mache das ganze Jahr über Fotos. Aber der Herbst ist durch seine warmen Farben und besondere Lichtstimmung in der Tat sehr beliebt bei mir. Gerade für das Hexenthema ist der Herbst einfach perfekt. Außerdem sind im Herbst die Temperaturen in gefühlt tausend Kostümschichten besser auszuhalten.
Für welche Dinge wirst Du diesen Herbst nutzen?
Definitiv für mein alljährliches Hexenbild. Aber ich möchte den Herbst auch nutzen, um persönlich wieder etwas zur Ruhe zu kommen. Mein Leben war in den letzten Monaten sehr aufregend und zum Teil auch mit viel Stress gefüllt, demnach freue ich mich auf eine kleine Auszeit.
Bist Du im Alltag ohne all die Accessoires und aufwendigen Outfits unterwegs – zum Beispiel in Leggings und Shirt?
Haha – ich denke, wenn man mich privat auf der Straße trifft, würde man mich kaum erkennen. Ich versuche zwar ab und an, ein wenig Fantasyästhetik in meine alltägliche Garderobe miteinfließen zu lassen, aber dies beschränkt sich meist auf Haaraccessoires oder Ohrringe. Ich trage recht häufig Röcke oder Kleider und mag gerne feminine Mode, aber auch das gute alte T-Shirt und die Jogginghose dürfen an manchen Tagen nicht fehlen.
Wenn Du anderen von Deinem Hobby erzählst – welche besonderen, verrückten oder lustigen Erlebnisse und Geschichten sind dann immer mit dabei?
Ich erzähle gerne von meinen Erlebnissen auf Events oder Fotoshootings. Ganz besonders immer von den Dingen, die auf lustige Weise schiefgegangen sind. Ich habe schon einige Dinge durch mein Hobby erlebt, die für hochrote Köpfe und diverse Lachanfälle gesorgt haben. Aber diese möchte ich aus Gründen hier nicht angeben.
Was steht in der nächsten Zeit bei Dir an?
Im kommenden Monat findet in Wuppertal wieder ein Fantasyball statt, bei dem ich auch als Aussteller zugegen sein werde. Aber dafür müssen noch einige Schmuckstücke hergestellt und ein neues Outfit geschneidert werden. Darauf freue ich mich schon extrem, und es wird definitiv wieder magisch.