Aktuelle Kunst
Vier neue Ausstellungen
Das Zentrum für Aktuelle Kunst (ZAK) in Spandau startet mit vier neuen Ausstellungen in den Herbst. Für ihre Werkschau hat die schweizerisch-amerikanische Fotografin Vera Mercer dem Fotohistoriker und -journalisten Jens Pepper 2024 Einblicke in ihr umfangreiches Archiv in Omaha gewährt. „Pfelder – gold“, Ausstellung Nummer zwei, ist eine Rauminstallation für das ZAK, die einlädt, selbst als Teil einer künstlerischen Arbeit Hand oder Fuß anzulegen und zu kicken. Wie in einer Sporthalle wird der Galerieraum zum Ort der sportlich-intellektuellen Ertüchtigung, ganz gleich ob Pfeiler im Weg stehen. Für ihre Ausstellung im ZAK, die dritte im Reigen, hat Simone Zaugg einen künstlerischen Parcours aus Stationen entwickelt, die auf oft unbeachtete urbane Situationen verweisen. Von der unpassierbaren Straßenbaustelle über den nächtlichen Rückzugsort von Obdachlosen bis hin zur Guerilla-Möblierung behaglicher Situationen im Straßenraum reflektiert die Künstlerin die absurden Aneignungen öffentlichen Raums verschiedener urbaner Communitys. In 120 Zeichnungen blättert die englische Künstlerin Sharon Kivland in Ausstellung vier hintergründige Facetten revolutionärer Neuerungen und deren häufig radikale Brutalität auf. Die Umstellung vom gregorianischen Kalender auf eine neue Zeiteinteilung im Nachgang der Französischen Revolution war eine solch radikale Zäsur, die umfangreiche soziale Folgen für viele Menschen hatte.
Mehr unter www.zitadelle-berlin.de
Neues Marzahn-Museum
Seit 1999 ist das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf in der ehemaligen Dorfschule auf dem historischen Dorfanger in Alt-Marzahn beheimatet – in unmittelbarer Nähe zur Bockwindmühle, einem der bekanntesten Wahrzeichen des Bezirks. 2012 kam mit der benachbarten ehemaligen Bibliothek ein zweites Gebäude hinzu. Dort ist derzeit noch die Dauerausstellung zur Geschichte des Bezirks untergebracht. Unter dem Titel „Marzahn-Hellersdorf. Bezirksgeschichte(n) – Von den Anfängen bis zu den Großsiedlungen“ ist sie bis zum 2. November zu besichtigen. Anschließend wird das Gebäude aufgegeben. Mit einem neuen Standort in der denkmalgeschützten Hofanlage Alt-Marzahn 23 – dem bisherigen KulturGut – erhält das Bezirksmuseum nun eine Erweiterung: das Museumsgut. Dorthin zieht die Dauerausstellung um und bildet künftig gemeinsam mit der Alten Schule das neue Ensemble des Museums Marzahn-Hellersdorf. Die denkmalgerechte Sanierung begann im Sommer 2023 und kostete rund sechs Millionen Euro.
Kulturverführung vom 19. September 2025
Theater: Die Stresemannstraße 30 hat eine bewegte Vergangenheit. Einst war dort ein Wohnheim der Firma Telefunken für Frauen, die in den 1960er und 70er-Jahren aus der Türkei kamen, um in Berlin ein neues Leben zu beginnen. Unter ihnen auch Emine Sevgi Özdamar, deren Erinnerungen an diese Jahre in zwei Büchern zu einem literarischen Zeugnis von Sehnsucht und Freiheit wurden. Ersan Mondtag bringt diese Geschichte auf die Bühne des Maxim Gorki Theaters. „Das Rote Haus“ nennt sich die Inszenierung, die am 2. Oktober Premiere feiert. Ersan Mondtag spürt darin den Erzählungen von Emine Sevgi Özdamar nach und verbindet die Historie des Hauses mit der Frage, welche Geschichten heute von wem erinnert werden – und welche nicht. Eine dokumentarische Ausstellung und eine Reihe von Rahmenveranstaltungen ergänzen das Geschehen auf der Bühne. Maxim Gorki Theater, Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin, Karten und Informationen: www.gorki.de
Lesung: Anfang des 20. Jahrhunderts kreuzt der bretonische Fischer Olier mit seiner Flotte vor Islands Küste. Sein Leben verändert sich, als er in einem Krankenhaus in den Ostfjorden der jungen Sólrun begegnet. Genau dort erforscht die deutsche Genetikerin Maris über 100 Jahre später eine Schaf-Chimäre und kommt zu überraschenden Ergebnissen – auch für sich selbst. Darum geht es im Roman von Berit Glanz. „Unter weitem Himmel“ heißt er und kam Ende August in die Buchhandlungen. Am 30. September wird er nun von der Autorin in Berlin erstmals vorgestellt. Pfefferberg Theater Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin, Informationen und Karten: www.pfefferberg-theater.de
Ausstellung: Berlin ist die Stadt der Höfe: verdichtet, vielfältig, belebt. Wer trifft sich hier? Wie wandeln sich diese Räume? Und: Was ist los im Hof? Berliner Höfe haben viel zu erzählen. Die besondere Atmosphäre der Berliner Höfe hat immer wieder Grafiker, Zeichner und Fotografen zu Bildschöpfungen angeregt. Das Stadtmuseum hat einige davon gesammelt und zeigt sie noch bis zum 18. Januar. Die wichtigsten Werke der Museumssammlung begegnen in „Berliner Höfe: Einblicke in die verborgenen Freiräume hinter den Berliner Mauern“ den künstlerischen Arbeiten der Stadtforscherinnen und Stadtforscher Duygu Örs und Sinthujan Varatharajah, die eigens für diese Ausstellung geschaffen wurden. Sie setzen sich in Geräuschen und Licht mit unterschiedlichen Sinneseindrücken aus Hinterhöfen auseinander, denen Örs und Varatharajah im Wedding begegneten. Durch enormes Bevölkerungswachstum, räumliche Ausdehnung und bauliche Verdichtung ist Berlin wie keine andere Stadt von Höfen geprägt – ob als Wohnhöfe, Schulhöfe, Gewerbehöfe, Atelierhöfe, Hofgärten oder Hof-Restaurants. Ihre Geschichte ist vielfältig, genauso wie die Menschen, die sie beleben. Museum Ephraim-Palais, Poststraße 16, 10178 Berlin, Informationen: www.stadtmuseum.de Martin Rolshausen