Ein Preiskrieg mit China ums E-Auto ist ohnehin nicht zu gewinnen
Zehn Jahre nach dem Dieselskandal stellt sich für die deutsche Autoindustrie die Existenzfrage: Das ab 2035 kommende Verbrenner-Aus droht die deutsche Autoindustrie zu zerlegen. Es passt nicht zur freien Marktwirtschaft, wenn der Staat systemwidrig mit direkten Verboten bei Nachfrage oder Angebot eingreift.
Doch genau das haben EU-Kommission und Gesetzgebungsgremien im März 2023 gemacht, als sie CO2-Emissionsgrenzwerte ab 2035 für Automobile mit Verbrennermotoren für fossile Brennstoffe erlassen haben, die faktisch einem Verbrennerverbot gleichkommen. Die EU-Grenzwerte sind mit irdischer Technik nicht einzuhalten.
Neue Verbrenner sind ab 2035 nicht mehr erlaubt, der EU-Altbestand (Stand 2024: 60 Millionen) darf weiter gefahren werden. Nach den Vorstellungen der EU sollten künftig ausschließlich reine Elektroautos erlaubt sein, auch keine Hybriden mit dualem Antrieb mehr. Klimaschutz wollen alle, aber kein anderes Land in der Welt mit eigener Autoindustrie hat ein explizites Verbrennerverbot.
Gegen das Brüsseler Verbrenner-Verdikt sprechen gleich zwei schwerwiegende Gründe: Zum einen ist der Effekt für das Weltklima nahezu null, also ist das Verbot völlig sinnlos. Zum andern zerstört es nach heutigem Wissensstand die eigene europäische Autoindustrie. Das Verbrenner-Aus hilft vor allem der chinesischen Autoindustrie. Dabei ist die europäische Autoindustrie bereits heute den chinesischen E-Auto-Herstellern hoffnungslos unterlegen. Ohne Verbrenner wird sie völlig verdrängt werden.
Es grenzt an Arroganz, zu glauben, Europa beziehungsweise dessen Automobilindustrie könne das Weltklima entscheidend beeinflussen, geschweige denn retten. Die größten CO2-Emittenten der Welt sind China (31 Prozent), die USA (13 Prozent) und Indien (7 Prozent). Europa liegt auf Platz vier (6 Prozent), der Anteil Deutschlands liegt bei etwa 1,8 Prozent. Der Anteil der Autoindustrie an den nationalen Treibhausgas-Emissionen liegt in Deutschland bei 20 Prozent. Auf den Pkw- und Lkw-Verkehr entfallen davon 60 Prozent. Das heißt: 13,2 Prozent der deutschen CO2-Emissionen stammen aus dem Auspuff der deutschen Autoflotte insgesamt (2025: 49,3 Millionen). Bezogen auf den deutschen Weltmarktanteil an den globalen CO2-Emissionen hat also die gesamte deutsche Verbrennerflotte einen Anteil von 0,24 Prozent.
Die CO2-Einsparungen durch das Verbot bei neuen Verbrennern sind global nur durch Klima-Institute messbar, für Ökonomen der Schaden für die Industrie und die Volkswirtschaft dagegen schon. Das Verbrennerverbot spielt vor allem der chinesischen Autoindustrie in die Karten. Bereits heute ist China am Weltmarkt die Nummer eins bei Elek-troautos. In China selbst wurden die deutschen Hersteller in toto bereits zu Statisten degradiert. Sie sind zwar gut, aber auch zu teuer. Ein „China-Porsche“ von Xiaomi kostet nur die Hälfte des Originals aus Zuffenhausen.
Ähnliches droht jetzt auch in Europa. Die europäischen Autohersteller sind ohne das Wettbewerbsinstrument ihrer hochwertigen Verbrennerflotte gegenüber dem Verdrängungswettbewerb durch erheblich billigere chinesische Elektroautos in allen Marktsegmenten unterlegen – sogar im Premium-Segment von BMW, Mercedes und Porsche. Es ist ein Kampf mit ungleichen Waffen –
wie wenn im Krieg dem Soldaten das Gewehr weggenommen würde, mit dem er kämpfen soll.
Was folgt daraus? Die deutsche Autoindustrie ist im Dilemma. Elektromobilität, die ihr ab 2035 von der EU verordnet worden ist, kann die chinesische Konkurrenz auf Dauer (!) billiger und besser. Was sie kann – exzellente Verbrennerautos bauen, die weltweit ob der hohen Qualität und Zuverlässigkeit unvermindert nachgefragt werden –, darf sie ab 2035 nicht mehr produzieren. Selbst die begehrten Hybride nicht.
Also gebt dem „Soldaten“ sein „Gewehr“ wieder zurück und tretet das Verbrennerverbot dahin, wo es hingehört: in die Tonne. Seit 2023 hat sich das automobile Umfeld völlig verändert. Lasst den Wettbewerb entscheiden.