Drei Fragen
„In Südtirol als Autorin nicht überleben“
Der gebürtigen Südtirolerin Miriam Unterthiner wurde zu Beginn des Jahres der Kleist-Förderpreis für neue Dramatik der Stadt Frankfurt/Oder, der Dramaturgischen Gesellschaft und des Frankfurter Kleistforums verliehen. Er öffnete bereits vielen jungen Autoren die Tür zu einer Theaterkarriere.
Frau Unterthiner, worum geht es in Ihrem Stück?
Es war zur Corona-Zeit, als die Grenzen zwischen Italien und Österreich undurchlässig waren. Da machte mein Großvater eine so nebenbei hingeworfene Bemerkung, er könne mir Schleichwege über den Brenner zeigen. Bei meinen Recherchen bin ich dann auf die Fluchtwege von Nazigrößen gestoßen, die über die Alpen nach Südamerika fliehen konnten. Mich hat aber viel mehr diese Wand des Schweigens interessiert, das Verhalten der einfachen Leute dort, die das möglich gemacht haben.
Warum haben Sie das Stück „Blutbrot“ genannt?
Ich hatte immer diese Postkarten-Bilderbuchlandschaft da am Brenner vor Augen, habe sie auf mich wirken lassen und gedacht, was könnte sie über jene Zeit erzählen. Inspiriert haben mich dann auch Texte von Martin Pollack, der sich als Sohn eines Gestapo-Mannes darüber Gedanken machte, wie viel Leid und Schuld wohl unter den Wiesen, Weiden und Feldern verborgen sein mögen. Sinnbildlich fragte ich mich: Können wir wirklich das Blutbrot, das auf diesem Boden wächst, so bedenkenlos essen?
Sie haben den mit 10.000 Euro verbundenen Kleist-Förderpreis erhalten, den die kleine Stadt Frankfurt an der Oder seit 30 Jahren verleiht. Wie wichtig ist der für Sie?
Sehr, sehr wichtig! Ich kann in meiner Heimat Südtirol als Autorin nicht überleben, weil es da keinerlei Förderung für meine Arbeit gibt. Ich lebe und schreibe jetzt in Wien – das Preisgeld sichert mir meine Existenz und die Ruhe fürs Schreiben für ein ganzes Jahr.
Das Stück „Blutbrot“ wird während der Kleistfesttage am 7.10. um 19.30 Uhr im Kleistforum in Frankfurt/Oder gezeigt. Interview: Gudrun Ruthenberg
Kulturverführung vom 26. September 2025
Ausstellung: Er hat uns erzählt, was er machen würde, wenn er König von Deutschland wäre, und uns von seinem Friedenstraum erzählt: Rio Reiser hat mit seiner Band „Ton Steine Scherben“ Musikgeschichte geschrieben. 1996 ist der in Berlin geborene Künstler gestorben. In diesem Jahr wäre er 75 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt die Browse Gallery Berlin eine Ausstellung mit Originalwerken von Rio Reiser. „Ecce Homo – Mein Name ist Mensch“ heißt die Schau über den „Pionier und einflussreichsten Poeten der deutschsprachigen Rockmusikgeschichte“: Zu sehen sind bis zum 12. Oktober Fragmente seines kreativen Kosmos – Zeichnungen, Fotografien, Notizen, Tagebuchaufzeichnungen, Songtexte. Die Kuratoren schreiben dazu: „In der Ausstellung sehen wir die Welt mit Rios Augen. Er sieht sozialen Realitäten ins Auge und darüber hinaus, nicht kritisch distanziert, sondern mitfühlend solidarisch, vor allem mit den besonders Verletzbaren – sicher auch aus der eigenen zerrissenen Identität, dem persönlichen Erleben von Verzweiflung und Ungerechtigkeit. Als Mensch und Künstler sucht er nach der Wahrhaftigkeit des Ausdrucks seines Wirklichkeitserlebens und seiner Träume – Orte der Sehnsucht und Zuflucht und zugleich Räume und Quelle für Veränderung. An ihr und an der Liebe hält er immer mutig fest: Mensch, du hast die Wahl und die Verantwortung!“ Browse Gallery, Bergmannstraße 5, 10961 Berlin, Informationen und Karten: www.browse.gallery
Lesung: Eine Legende ist auch Sabine Platz – allerdings in einer ganz anderen Ziegruppe. Der Verein „Freunde der Gärten der Welt“ hat die Journalistin und Buchautorin zu einer Lesung aus ihrem Buch „Im Garten. Zwischen Knolle und Kompost liegt das ganze Leben“ eingeladen. Daraus liest sie am 7. Oktober um 17.30 Uhr. Sabine Platz ist bekannt für ihre Gartenkolumnen im ZDF und in der „Berliner Zeitung“, wo sie „Geschichten von Gärten und Menschen“ erzählt. Saal der Empfänge im Orientalisch-Islamischen Garten der Gärten der Welt, Blumberger Damm 44, 12685 Berlin, Karten, Anmeldung und Informationen unter E-Mail: event@freunde-der-gaerten-der-welt.de
Theater: Im Kino war „The Whale“ ein Erfolg. Nun bringt das Renaissance Theater die Geschichte auf die Bühne. Denn der preisgekrönte Film von Darren Aronofsky basiert auf dem Theaterstück von Samuel D. Hunter. In Berlin kommt nun die deutschsprachige Erstaufführung im Renaissance-Theater auf die Bühne. „Der Wal“ erzählt die ergreifende Geschichte eines zurückgezogenen Mannes, der sich mit seiner Vergangenheit, seiner Schuld und seiner Sehnsucht nach Versöhnung auseinandersetzt. Unter der Regie von Stephan Hoffmann spielen Torsten Münchow, Daria Vivien Wolf, Rajko Geith, Franziska Endres und Andrea Julia Rohac. Renaissance Theater, Knesebeckstraße 100, 10623 Berlin. Informationen und Karten: renaissance-theater.de Martin Rolshausen