Alleinerziehende, alte Menschen, Azubis und Studenten, Menschen mit Betreuungsbedarf und mit einer Behinderung oder Familien mit geringem bis mittlerem Einkommen stehen oftmals vor der Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Im Saarland eine adäquate Wohnung zu finden, ist noch möglich, auch wenn ein starkes Stadt-Land-Gefälle besteht.
Bekanntlich verfügt das Saarland mit Abstand über die höchste Eigentumsquote in Deutschland. 63 Prozent der Saarländer wohnen in den eigenen vier Wänden – bundesweit wohnt noch nicht einmal jeder Zweite im Eigentum. Zusammen mit den Rheinland-Pfälzern bewohnen die Saarländer mit durchschnittlich 104,2 Quadratmeter Wohnfläche die größten Wohnungen bundesweit. Von den rund 500.000 Wohnungen im Saarland stehen etwa 40.000 leer. Nirgendwo sonst in Westdeutschland ist die Quote höher.
Bei Eigentumsquote, Wohnungsgröße und Leerstand gibt es ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Nachdem die Eigentumsquote in Saarbrücken bei 38,5 Prozent liegt, ist sie im ländlichen Raum mehr als doppelt so hoch. Ähnliches gilt für den Leerstand.
In den größeren Städten des Saarlandes ist zwar durch eine höhere Zuzugsquote eine Auslastung des Wohnungsmarktes festzustellen, das Mietpreisniveau an der Saar ist dennoch solide. Ein angespannter Wohnungsmarkt als Voraussetzung zur Einführung der Mietpreisbremse ist auch wegen der hohen Leerstandsquote nicht gegeben. Die saarländische Landesregierung hat daher von ihrer Einführung abgesehen.
Allerdings sollte das Land in Zusammenarbeit mit den Kommunen vor allem dort, wo die Nachfrage besonders hoch ist, passenden Wohnraum schaffen. Der Bau von Sozialwohnungen, der im Saarland in den vergangenen Jahren zum Stillstand gekommen ist, muss forciert und die vom Bund zur Verfügung gestellten Gelder auch dazu verwendet werden, anstatt im Landeshaushalt zu versickern. Das Land muss daher vor allem das bezahlbare, bedarfsgerechte und energieeffiziente Wohnen in sozial stabilen Quartieren unterstützen.
Der zunehmende Leerstand im ländlichen Bereich gibt Anlass zur Sorge. Viele junge Saarländer verlassen ihren Heimatort aus beruflichen Gründen oder wegen fehlender Infrastruktur auf dem Land. Das Saarland ist zwar das jüngste westdeutsche Bundesland – hat aber die älteste Bevölkerung. Nirgendwo sonst in der alten Bundesrepublik ist der Anteil der Bevölkerung im Rentenalter höher. Es drohen damit auch wegen des demografischen Wandels eine Vergreisung des ländlichen Bereichs und eine Verödung der Orte im ländlichen Raum.
Um diese Entwicklung aufhalten zu können, ist es unerlässlich bei der Politik und den betroffenen Eigentümern ein Problembewusstsein zu schaffen und sie für die potenziell negative Entwicklung zu sensibilisieren. Die Dorfkerne müssen entsprechend entwickelt und gestaltet werden, damit die Attraktivität des ländlichen Raumes als Versorgungs- und Arbeitsstandort nachhaltig gesichert werden kann. Gleichzeitig sollte von einer Neuausweisung von Baugebieten im Außenbereich abgesehen und die vorhanden Baulücken und Leerstände einer Nutzung zugeführt werden.
Nur durch diesen Weg und das entsprechende Handeln kann die derzeit noch positive Wohnungssituation im Saarland im Interesse der Beteiligten gewahrt und der sich aufzeigenden negativen Entwicklung in den Zentren des Saarlandes und seinem ländlichen Raum entgegengewirkt werden.