Der 1. FC Saarbrücken macht gegen Lübeck kein schlechtes Spiel, hat aber plötzlich jede Menge Baustellen.
30 Punkte nach 19 Spielen: Die Bilanz ist für einen Aufsteiger immer noch in Ordnung. Doch das 0:0-Unentschieden gegen den VfB Lübeck hat beim 1. FC Saarbrücken Spuren hinterlassen – auf und neben dem Platz. Dass der Rückrundenauftakt überhaupt stattfinden konnte, hatte der FCS der Gastfreundschaft des FSV Frankfurt zu verdanken. Doch nachdem der Regionalliga-Spitzenreiter am gestrigen Samstag sein Heimspiel gegen Großaspach absolviert hatte, präsentierte sich das Geläuf in der PSD-Arena in einem fürchterlichen Zustand: „Wir haben gefühlt jede Baustelle und jede rote Ampel mitgenommen. Ich war schon bedient, als wir hier angekommen sind. Als ich dann den Platz gesehen habe, dachte ich nicht, dass der Schiedsrichter anpfeift“, sagte Trainer Lukas Kwasniok und sein Mannschaftskapitän Manuel Zeltz fügte hinzu: „Ich hin seit 13 Jahren Profi. Aber ich habe noch nie auf einem solchen Platz gespielt.“ Es spricht für die Moral und Qualität der Mannschaft, dass sie sich trotz der widrigen Umstände im ersten Abschnitt gegen harmlose Gäste fünf hochkarätige Chancen erarbeitete, aber leider keine davon nutzen konnte. „Wenn man Aufwand und Ertrag vergleicht, dann ist das Ergebnis unbefriedigend“, sagte Kwasniok. Fast noch schlimmer als die Punkteteilung gegen das Schlusslicht sind allerdings die personellen Konsequenzen vor der Englischen Woche.
Abwehrchef Steven Zellner musste kurz vor Ende der ersten Halbzeit ausgewechselt werden, die vorläufige Diagnose ist eine Katastrophe. „Wir hoffen noch, dass es nicht ganz so schlimm ist. Aber es kann sein, dass er einen Kreuzbandriss hat“, sagte Sportdirektor Jürgen Luginger. Aufschluss wird eine MRT-Untersuchung am morgigen Montag geben. Vor dem Auswärtsspiel am kommenden Mittwoch bei Hansa Rostock lichten sich die Reihen. Immerhin: Die muskulären Probleme von Marin Sverko sind ausgeheilt, auch Neuzugang Bjarne Thoelke, den kleinere Wehwehchen nach langer Trainingspause plagten, soll morgen wieder ins Training einsteigen. „Aber sie brauchen eigentlich noch einige Tage, wir müssen abwägen, ob wir unter der Woche das Risiko gehen werden“, sagte Kwasniok. Klar ist, dass der Verein auf dem Transfermarkt nicht mehr tätig werden wird. „Wir haben genügend Innenverteidiger. Es kann sein, dass wir am Mittwoch einmal improvisieren müssen“, sagte Luginger. Das gilt auch für die linke Abwehrseite. Der starke Mario Müller wurde kurz vor dem Ende gefoult und schleppte sich humpelnd ins Ziel. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kwasniok bereits fünf Mal ausgewechselt, zudem spielte der FCS nach der Ampelkarte für Julian Günther-Schmidt schon in Unterzahl. Müller zog sich nach eigener Aussage „wohl eine Kapsel- und Bänderverletzung“ zu. Da sein nomineller Vertreter Marin Sverko noch nicht fit ist und Anthony Barylla im Zentrum gebraucht wird, wird Kwasniok in Rostock zaubern müssen. „Am Ende müssen wir mit diesem Punkt leben“, sagte Müller nach der Partie gegen Lübeck. Immerhin ist der Abstand zur Abstiegszone nicht geschrumpft.
Doch die Austragung der weiteren Heimspiele droht zum Damoklesschwert zu werden. Die nächste Partie ist für einen Montagabend Anfang Februar gegen den MSV Duisburg geplant. Dass der Rasen in Frankfurt dann besser sein wird, ist zu bezweifeln. Den Hausherren kann man dabei keinen Vorwurf machen. Vor der Begegnung und während der Halbzeit versuchte ein Dutzend Helfer zu retten, was nicht mehr zu retten war. So viel Einsatz würde man sich von dem Eigentümer des Ludwigsparks auch wünschen. Die Mannschaft äußerte nach dem Schlusspfiff in Frankfurt den Wunsch, in Völklingen spielen zu können. Dort ist der Rasen in einem erstaunlich guten Zustand. Aber da fehlen eben das Flutlicht und das finale „Go“ durch den DFB. Man muss kein Prophet sein, dass die Rückrunde hart werden könnte. 15 Punkte benötigt der FCS noch. Aber mit Blick auf die Reaktionen der Anhänger ist es für Mannschaft und Trainer sicher kein Nachteil, dass die beiden nächsten Spiele fernab der Heimat stattfinden. Sie werden die Dinge selbst regeln müssen. Darauf, dass der Ludwigspark in absehbarer Zeit spielfähig sein wird, sollten sie sich in den kommenden Wochen ebenso wenig verlassen wie auf ein Abschwächen des dauernörgelnden Umfelds. Dass bis Saisonende lediglich Geisterspiele stattfinden werden, dürfe somit jedenfalls kein Nachteil sein. Egal, wo letztlich gespielt wird.
Forum-Einzelkritik:
Daniel Batz: Selten geprüft. Bis auf eine Ausnahme sicher in der Spieleröffnung. Note: 3
Tobias Jänicke: Auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition mit zwei, drei Wacklern, aber insgesamt sehr solide. Note: 3
Steven Zellner: Bis zu seiner bitteren Verletzung gut im Spiel. Umsichtig auf schwierigem Geläuf. Note: 2-
Anthony Barylla: Wie Zellner mit einer konzentrierten Leistung und ordentlicher Spieleröffnung. Note: 2-
Mario Müller: Starker Auftritt mit einer kleinen Unaufmerksamkeit im ersten Abschnitt. Setzte in der Anfangsphase viele Akzente. Note: 2-
Manuel Zeitz: Fels in der Brandung auf unmöglichem Boden. Verausgabte sich völlig und war bester Saarbrücker Feldspieler. Note: 2
Timm Golley: Gute Anfangsphase, suchte immer wieder den Pass in die Tiefe. Mit zunehmender Spielzeit tauchte er ab. Note: 3-
Julian Günther-Schmidt: Schade! War gut im Spiel, ging weite Wege und sorgte für Torgefahr. Sein Platzverweis war allerdings völlig unnötig. Note: 4-
Markus Mendler: Starker Beginn, muss eigentlich für die Führung sorgen. Nach dem Wechsel dann nicht mehr so präsent. Note: 3
Nicklas Shipnoski: In der ersten Halbzeit unauffällig. Nach dem Wechsel wurde es besser. Überraschend daher seine Auswechslung, da er gerade Fahrt aufzunehmen schien. Note: 4
Sebastian Jacob: Als Einzelspitze auf diesem Boden nicht zu beneiden. Mühte sich vergeblich. Den einen oder anderen Ball hätte er aber besser verwerten können. Note: 4
Einwechselspieler (bewertet werden Spieler mit mindestens 20 Minuten Einsatzzeit):
Bone Uaferro: Ordentliche Leistung nach einem absoluten Kaltstart. Im Spielaufbau etwas „unordentlich“. Note: 3
Minos Gouras: Kam für Mendler, bemühte sich sehr, machte es aber auf diesen Bodenverhältnissen zu kompliziert. Note: 4
Kianz Froese: Belebendes Element, verpasste leider zweimal den möglichen Abschluss. Note: 2-