Dreimal Gold, einmal Silber und viele starke Leistungen – so lautet die saarländische Bilanz der Olympischen Spiele von Tokio. Einige Athletinnen, Athleten und Trainer, die aus dem Saarland stammen oder sich hier auf die Spiele vorbereitet hatten, waren in Japan sehr erfolgreich.
Die Olympischen Spiele von Tokio 2021 sind vorbei. Sie gehen als erste Spiele, die ein Jahr später als geplant, während einer Pandemie und ohne Publikum in den Stadien ausgetragen wurde, in die Geschichte ein. Und mit ihnen auch die Leistungen der insgesamt 14 Sportlerinnen und Sportler aus dem Saarland, die daran teilnehmen durften.
Laura Müller scheiterte nur denkbar knapp
„Zunächst einmal möchte ich allen gratulieren und ihnen den größten Respekt zollen, die es zu den Olympischen Spielen geschafft haben – egal, ob sie im Saarland geboren wurden, für einen saarländischen Verein starten oder zum Training hierherkommen“, sagt Johannes Kopkow, Sportvorstand des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS): „Sie konnten sich trotz der schwierigen Umstände in der Corona-Pandemie einen Traum erfüllen.“ Die Medaillengewinnerinnen und -gewinner konnten sogar noch eins draufsetzen.
Allen voran die gebürtige Saarländerin Lisa Klein, die mit dem Bahnrad-Vierer nicht nur die Goldmedaille holte, sondern im Laufe des Wettbewerbes den eigenen Weltrekord mehrmals verbesserte. Auch Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken Tischtennis durfte sich über Edelmetall freuen: Er gewann als Teil der mitunter spektakulär aufspielenden deutschen Nationalmannschaft die Silbermedaille.
„Genauso gratulieren wir Malaika Mihambo und ihrem saarländischen Bundestrainer Uli Knapp, der sie hier bei uns auf die Spiele vorbereitet hat, zu ihrer Goldmedaille im Weitsprung“, ergänzt Kopkow, der zu Hause am Fernseher live mitgefiebert hatte: „Ich konnte gar nicht anders, als vom Sofa aufzuspringen. Mitten in der Nacht und ganz alleine – aber es reißt einen einfach mit. Das ist es, was den Sport ausmacht.“ Malaika Mihambo hatte sich zuvor über ein Jahr lang an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken auf die Spiele in Tokio vorbereitet. Ihr eigentlicher Plan, die Vorbereitung bei Carl Lewis in den USA zu absolvieren, wurde von der Pandemie durchkreuzt. „In erster Linie freut uns der Erfolg für sie ganz persönlich. Aber es freut uns auch, dass wir hier die Infrastruktur haben, solche Leistungen zu ermöglichen“, sagt Kopkow und ergänzt: „Es freut uns auch für Uli Knapp, der als Trainer einen gehörigen Anteil an diesem Erfolg hat. Wir würden sie gerne weiterhin als unseren Gast hier begrüßen, aber wir können genauso gut verstehen, wenn eine solche Athletin auch mal neue Impulse braucht und den Schritt in die USA nachholt.“ Mit Patrick Loes gibt es einen weiteren Trainer, der einer Goldmedaille einen saarländischen Glanz verleiht: Sein Schützling Aline Rotter-Focken erreichte mit der ersten olympischen Goldmedaille einer deutschen Ringerin Historisches.
Sprinterin Laura Müller (SV GO! Saar 05 Saarbrücken) scheiterte mit der 4x400 Meter-Staffel denkbar knapp am Einzug in das olympische Finale. Müller hatte den Staffelstab als dritte Läuferin auf dem sicheren Finalplatz zwei liegend übergeben, doch Schlussläuferin Ruth Sophia Spelmeyer-Preuss ging auf den letzten Metern die Puste aus. Richard Ringer passierte dies nicht. Der Marathon-Läufer vom LC Rehlingen landete nach einem taktisch klug geführten Rennen in 2:16:08 Stunden auf dem starken 26. Platz. Triathlet Justus Nieschlag (Lehrter SV) landete auf Platz 40. Für Schwimmer Christoph Fildebrandt von der SSG Saar Max Ritter war mit der 4x100 Meter Freistil-Staffel schon nach der Vorrunde Schluss. Auch Turnerin Pauline Schäfer (KTV Chemnitz) verpasste eine Finalteilnahme. Fußballtorwart Florian Müller (VfB Stuttgart), der syrische Boxer Wessam Salamana (Boxclub-82 Völklingen) und Ringer Etienne Kinsinger (KSV Köllerbach, griechisch-römisch bis 60 Kilo) verabschiedeten sich bereits jeweils nach der ersten Runde. Kinsingers Kumpel Gennadij Cudinovic vom AC Heusweiler (Freistil bis 125 Kilo) schaffte es bis ins Viertelfinale und räumte dabei sogar den an Nummer zwei gesetzten Kasachen Jusup Batirmursajew aus dem Weg. Den Einzug ins Halbfinale verpasste „Genna“ denkbar knapp: Gegen Lkhagvagerel Munkhtur aus der Mongolei unterlag er nach einem spannenden Kampf unglücklich mit 5:6. Auch die aus dem Saarland entsandten Badmintonasse Isabel Herttrich (1. BC Bischmisheim), Marvin Seidel und Mark Lambsfuß (beide 1. BC Wipperfeld) erreichten trotz starker Leistungen im Mixed und Herren-Doppel nicht das Viertelfinale.
Alles in allem zieht LSVS-Sportvorstand Johannes Kopkow ein positives Olympia-Fazit. Jedenfalls aus sportlicher Sicht. Darüber hinaus „haben die Zuschauer und damit auch das besondere Flair gefehlt. So war es manchmal schon schwer, den Funken zu entfachen – obwohl das olympische Feuer ja die ganze Zeit gebrannt hat“, findet er und stellt klar: „Trotzdem war es gut und richtig, dass die Spiele stattgefunden haben. Allein für die Athletinnen und Athleten, die jahrelang auf dieses Event hingearbeitet haben. Wenn so ein Traum zerplatzt, weil die Spiele abgesagt werden, dann wäre das schon sehr hart gewesen.“ Insgeheim richtet Kopkow den Blick schon auf die nächsten Olympischen Spiele, die 2024 in Paris „und damit quasi vor unserer Haustür stattfinden. Wir beginnen jetzt schon mit der Planung, uns für Gäste herauszuputzen, die ein Interesse haben werden, in der Nähe des Austragungsortes ihre Vorbereitung und Trainingslager zu absolvieren“, verrät er und wittert eine wohl einmalige Chance, den Sportstandort Saarbrücken über die Landes- und Bundesgrenzen, „sogar über die Grenzen des europäischen Kontinentes für Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt“ bekanntzumachen. Die Arbeiten, um die dafür notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen, laufen bereits an.
Geschlossen auf den Weg machen
Über Rückenwind aus der Bevölkerung würde sich Kopkow freuen: „Wir als LSVS würden uns wünschen, dass das ganze Saarland in Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris so langsam erwacht und etwas größer denkt, als es das vielleicht sonst tut“, sagt er und kündigt an, dass der LSVS seine Bemühung verstärken wird, um mehr Sportler mit saarländischer Beteiligung nach Paris als nach Tokio schicken zu können. „Viele unserer Topathleten wie Kinsinger und Marvin Seidel sind jetzt noch relativ jung und sind in drei Jahren im besten Sportleralter und haben dann die besten Chancen, etwas zu erreichen“, weiß Kopkow und hofft, dass die Saarländerinnen und Saarländer daran glauben, „dass an der einen oder anderen direkten oder indirekten Beteiligung an einer olympischen Medaille auch mehr werden kann. Ich kann nur wünschen, dass wir uns geschlossen auf diesen Weg machen.“