Im Hallenbad wird es diesen Winter kälter: Das Absenken der Temperaturen in Wasser und Raumluft, um Gas zu sparen, handhaben viele saarländische Bäderbetriebe ähnlich.

Während die Freibäder in diesem heißen Sommer sehr gut besucht waren, droht im Winter in den Hallenbädern eine echte Flaute. Hauptgrund ist die Gaskrise. Deshalb sind die Betreiber verpflichtet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Dies sind vielerorts Absenkung der Temperaturen des Badewassers und der Raumtemperatur, um Energie einzusparen.
Vor allem Schwimmvereine laufen Sturm gegen diese Maßnahme, denn sie befürchten nach den coronabedingten Schließungen der letzten Jahre einen weiteren Mitgliederschwund. Und die DLRG zeichnet bereits ein düsteres Bild, dass immer weniger Kinder schwimmen lernen aufgrund schlecht besuchter Schwimmkurse. Protest regt sich auch bei einigen Stadt- und Gemeindeabgeordneten. Sie gehen davon aus, dass die Besucherzahlen in den Keller rauschen und Aktionen wie Warmbadetage, Mutter-Kind-Schwimmen oder Aqua-Gymnastik sprichwörtlich ins Wasser fallen. Ist das Beckenwasser zu kalt und bleiben daher die Gäste aus, könnten die Hallenbäder gleich ganz geschlossen werden.
Bei einer echten Gasmangellage und der Ausrufung der Stufe 3 seitens des Bundeswirtschaftsministeriums müssten die Hallenbäder aller Voraussicht nach sowieso schließen – danach aber sieht es aufgrund des optimalen Füllstandes der deutschen Gasspeicher nicht aus. Dies wäre auch starker Tobak für die öffentliche Daseinsvorsorge, die die Kommunen mit der Aufrechterhaltung eines Bäderangebots immer gern anführen, obwohl viele öffentliche Badbetreiber um die finanzielle Unterdeckung wissen. Energiesparen, sanieren und energieeffiziente Maßnahmen umsetzen sind daher seit eh und je an der Tagesordnung in den saarländischen Bädern und das bei klammen Kassen.
Dass auch die Bäder aufgrund der Energiekrise ihren Beitrag zum Energiesparen leisten müssen, gilt als unumstritten. Die Städte und Gemeinden des Saarlandes gehen aber unterschiedlich damit um und haben mit Beginn der Hallenbadsaison im Herbst verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Palette reicht von Temperaturabsenkungen für Wasser und Raumtemperatur sowie Wegfall von Sonderaktionen über verkürzte Öffnungszeiten und das Vorziehen von Sanierungsmaßnahmen bis hin zum regulären Badebetrieb, aber mit Preiserhöhungen. Für die öffentlichen Bäder entscheiden das in der Regel die Stadt- und Gemeinderäte.
Schließungen unwahrscheinlich
Im Saarland gibt es 30 Städte und Gemeinden mit Bädern und 22 ohne Bäder. Dazu kommen noch einige Lehrschwimmbecken an saarländischen Schulen sowie Wellnesslandschaften mit angeschlossenen Schwimmbecken.
Kommt es zu keiner Gasmangellage oder einer weiteren extremen Preissteigerung für Energie, werden die Hallenbäder im Saarland über den Winter grundsätzlich geöffnet bleiben. Einzelschließungen sind aber möglich, so die Aussage des Saarländischen Städte- und Gemeindetags. Zumindest sollen aus sozialpolitischen Gründen Schul-, Ausbildungs- und Vereinsschwimmsport möglich bleiben. Temperaturabsenkungen von einem Grad Celsius bis zu zwei Grad scheinen das Mittel der Wahl schlechthin zu sein. Über 60 Prozent der Bäder in Deutschland haben sich nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen bereits dafür entschieden. Auch im Saarland.
Um fünf bis zehn Prozent Energie zu sparen, wurde die Wassertemperatur in den Hallenbädern der Landeshauptstadt Saarbrücken um Grad gesenkt, also auf 26 Grad Celsius. Was Sportschwimmer vielleicht als angenehm empfinden, könnte für Kinder und ältere Menschen ein Grund sein, das Bad nicht mehr zu besuchen. Fördervereine und Schwimmkursanbieter könnten die Temperatur auf jeden Fall als zu kalt empfinden, denn die Richtlinien des Koordinierungskreises Bäder schreiben für Kinderbecken eine Temperatur von 28 bis 32 Grad vor, für Nichtschwimmerbecken sind es jedoch 24 bis 28 Grad. Das St. Ingberter Blau geht einen ähnlichen Weg und hat die Temperaturen für Raumluft und Badewasser gesenkt. Trotz enormer Preissteigerungen für Materialien wurde 2020 mit dem Bau des neuen Lehrschwimmbeckens begonnen. Es soll im Mai 2023 offiziell in Betrieb genommen werden.
Die Saarland-Therme in Rilchingen-Hanweiler und das Calypso in Saarbrücken haben weder Öffnungszeiten gekürzt noch Temperaturen gesenkt, dafür aber die Eintrittspreise erhöht.
Im Hallenbad in Sulzbach bleibt es bei den regulären Öffnungszeiten. Eine generelle Schließung wie sie im Sommer in Erwägung gezogen wurde, ist erst einmal vom Tisch. Das hat der Stadtrat aufgrund der umfangreichen Sanierungen der letzten Jahre abgelehnt. Temperaturabsenkung ist auch hier erstes Mittel der Wahl.
Geschlossen wurde bereits im Mai das Hallenbad Schwalbach aufgrund von Sanierungsarbeiten an der Decke des Bads. Die Arbeiten werden sich weit in das Jahr 2023 ziehen. In Merzig setzt man stark auf das Einsparen von Gas. Im Bad wurden in allen Becken die Wassertemperatur um ein Grad und die Lufttemperatur um 1,5 Grad gesenkt. Die Außenbecken wurden geschlossen. Außerdem wurden die Gasöfen bei den Außensaunen durch elektrische Öfen ersetzt.
Preisbremsen sollen Bäder entlasten
Im städtischen Freizeitzentrum Blieskastel hat der Stadtrat bereits im Sommer über die Absenkungen der Temperatur im Hallenbad und der Wasserbeheizung im Freibad entschieden. In Völklingen hatte man die Freibadsaison bis Ende September verlängert und die Temperaturen im Hallenbad abgesenkt. Das Hochwaldbad in Nonnweiler hat die Temperatur um ein Grad verringert sowohl für den Schwimmbetrieb als auch für die Warmbadetage. In der „Lakai“ in Neunkirchen wurden bereits umfangreichere Maßnahmen zum Energiesparen getroffen und umgesetzt, angefangen beim Wegfall des Warmbadetags über verkürzte Öffnungszeiten für Hallenbad und Sauna bis hin zu Temperaturabsenkung in den Becken.

In der Gemeinde Tholey verweist man auf die öffentliche Daseinsvorsorge wie Schwimmenlernen, Vereinstraining und Gesundheitsförderung. Außerdem seien Bäder auch aus touristischer Sicht ein Standortfaktor. Aber auch hier wurden die Temperaturen gesenkt. Im Schaumbergbad wurden 2019 bereits umfangreiche Energie-Effizienz-Maßnahmen durchgeführt.
Das Hallenbad Aqualouis in Saarlouis hat erst seit Anfang Oktober geöffnet mit einer Reduzierung der Wasser- und Umgebungstemperaturen. Gleiches gilt für das Hallenbad in Dillingen. Auf Beschluss des Stadtrats öffnete das Hallenbad Lebach sogar erst im November und senkte ebenfalls die Temperaturen. An den Start ging Mitte Oktober auch das Hallenbad in Friedrichsthal, zumindest erst einmal bis Ende des Jahres. Dann soll neu entschieden werden.
Wie es im kommenden Jahr weitergeht, mag niemand genau vorhersagen. Aber laut Innen- und Sportminister Reinhold Jost gibt es eine erfreuliche Nachricht für kommunale Badbetreiber. Die Defizite, die durch die Energiekrise verursacht werden, sollen nicht auf den Saarlandpakt zwischen Kommunen und Land zusätzlich angerechnet werden. Außerdem können auch Bäder und Vereine von der geplanten Gas- und Strompreisbremse profitieren. Das haben die Sportminister aller Bundesländer auf ihrer jüngsten Sitzung in Mainz beschlossen.
Immerhin ist mittlerweile klar: Derzeit spart Deutschland insgesamt reichlich Gas, aktuell laut der Bundesnetzagentur circa 17 Prozent. Daran haben auch die Kommunen ihren Anteil. Alle Indikatoren der Agentur stehen derzeit auf „stabil“ – auch dank jener Sparmaßnahmen.