Seit September 2019 ist in Berlin das Futurium für das Publikum geöffnet. Das Haus wird von der öffentlichen Hand und von Technologieunternehmen wie Siemens und Bayer finanziert. Es ist ein Museum, aber gleichzeitig viel mehr als nur das.
Fast täglich erreichen uns Botschaften aus der Zukunft, von bahnbrechenden Entdeckungen und neuen Erfindungen: die Schere, die krankheitsauslösende Gene aus der DNA schneidet. Designer-Babys, denen optimale Anlagen mitgegeben werden. Kolonisten auf dem Mars, die Rohstoffe schürfen, die auf der Erde gebraucht werden. Riesige Speicher unter der Erde, in die unter hohem Druck klimaschädliches CO² gepumpt werden kann.
Die Zukunft ist jetzt – das ist die Botschaft des „Futuriums", dem Berliner „Haus der Zukünfte". Der schicke Glasbau am nördlichen Spreeufer zwischen langweiligen Verwaltungsgebäuden der Ministerien und unweit des Hauptbahnhofs steht mitten im Strom der Zeit: hier die Haupttrasse der Bahn, dort das Zentrum der Macht mit dem Kanzleramt und dem Reichstag auf dem anderen Spreeufer.
Botschaften aus der Zukunft
Wissenschaftler können sich vieles ausdenken, sie projizieren gern gegenwärtige Tendenzen in die Zukunft. Aber sie müssen von der Gesellschaft lernen, welche Vorhaben wünschenswert sind und was ethisch untragbar ist. Und auf das, was kommt oder kommen könnte, richten sich unsere menschlichen Gefühle: Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte. Schließlich zieht uns die Natur klare Grenzen: was ökologisch verträglich ist – etwa wie viel Fleischkonsum wir uns erlauben können, ist eine Frage der natürlichen Ressourcen. Sind die aufgebraucht, nützen alle Pläne nichts mehr. Das Futurium bringt die drei Komponenten als „Denkräume" zusammen: Mensch, Natur und Technologie.
Die Zukunft ist keine bloße Fortsetzung der Gegenwart. Denn dann verschwindet die Kraft des Utopischen, die an das Unmögliche glaubt. Und dass es Dinge gibt, die einfach niemand voraussehen kann. Die Erfindung der Mikrowelle, die heute in jedem Haushalt steht, war purer Zufall. Das Bildtelefon, seit 100 Jahren erträumt, wurde mit dem Handy mit einem Mal Wirklichkeit. Dieses alltägliche Gerät hat die Gesellschaft dermaßen umgekrempelt, wie es sich früher keiner vorstellen konnte. Wer weiß, was in Zukunft noch alles möglich ist? Zeitreisen mithilfe der Quantentechnologie? Der Fusionsreaktor, der alle Energieprobleme der Welt löst?
Im Futurium kann der Besucher mit all diesen Möglichkeiten spielen. Die Ausstellung zeigt grüne Städte, Hochhäuser, die auf dem Meer verankert sind, Roboter, die Bilder malen, selbst entwickelte Luftmessstationen. Im Untergeschoss, im Futurium Lab, stehen 3-D-Drucker, Lasercutter und Roboter. Jede Woche gibt es Workshops mit Zukunftsforschern und Technikern, gemeinsam kann man an neuen Ideen basteln. Das Futurium ist offen für alle – kostenlos, und bisher wurde es gut genutzt. Seit September haben sich schon über 300.000 Besucher für die Welt von morgen interessiert.