Ferrari ist als Hersteller exklusiver Hochleistungssportwagen bekannt. Seit nunmehr 75 Jahren stellt die Rennwagenschmiede Autos her, die die Herzen vieler Menschen höher schlagen lassen. Wir stellen den Ferrari Roma vor – aus der Sicht des Beifahrers.
Der Ferrari Roma ist einer der jüngsten Sprosse aus der Ferrari-Familie. Den Entwicklern ist mit diesem Auto wieder einmal ein Volltreffer gelungen. Der Roma ist auf den ersten Blick zweifelsfrei als Ferrari erkennbar – auch für Laien, wie wir auf unserer Testfahrt erfahren durften. Seine Linien sind minimalistisch und elegant gezeichnet. Die Motorhaube ist lang gestreckt und durch seitliche Wölbungen über den Radkästen für die 245er Breitreifen begrenzt. In der Mitte der Motorhaube rundet eine dezente Erhebung das kurvige Design ab. Die Front ziert ein im unteren Teil nach hinten geneigter Kühlergrill, der seinen Abschluss in Lufteinlass-Öffnungen im Frontspoiler findet.
Diese Formensprache ist an die Straßenwagen der 1950er-Jahre angelehnt. Damit findet Ferrari eine Symbiose der Designs aus den 1950er- und dem Design der Ferrari GTs aus den 1960er-Jahren. Diese Inspirationen sind auf moderne Art umgesetzt. Der Ferrari Roma besticht durch Zurückhaltung und Eleganz. Es gibt keine auffälligen Lufteinlässe, keine feststehenden Spoiler oder übermäßig markante Linien. Betrachtet man den Roma frontal, so erinnert sein Aussehen an einen freundlich lächelnden Haifisch. Der seitliche Blick auf die Karosserie vervollständigt die Anspielung auf die großen GTs der Geschichte. Die leichte Wölbung über den 285er Hinterrädern mündet keilförmig im wunderschön gerundeten Heck.
Die weit über die Breite der Innenkabine hinausgehenden Kotflügel beherbergen auf ein Minimum reduzierte Heckleuchten. Das Heck selbst ist durch zwei horizontale Linien gestaltet und überspannt die vier Auspuffrohre. Das Heckfenster ist länglich mit gerundeten Ecken, den optischen Eindruck formt aber eine schwarze Einlassung in der Form des gesamten Autos mit dem in der Mitte angebrachten Schriftzug Ferrari und darunter dessen Logo. Diese Komposition ergibt ein harmonisches Bild aus Eleganz, Kraft und Exklusivität. Und dies alles auf angenehm zurückhaltende Art.
Im Heck des Front-Mittelmotor-Coupés findet sich ein wesentlicher Teil des Autos, der die Alltagstauglichkeit des Ferrari Roma ausmacht. Hier gibt es einen Kofferraum, der einen Boardcase und kleinere Taschen aufnimmt. Ein Kollege sagte, dass er in diesem Kofferraum sogar zwei Kisten Bier unterbringen konnte.
Durchaus alltagstauglich
Sollte Bedarf für weiteres Gepäck bestehen, findet dieses auf den beiden Notsitzen im Fahrgastraum Platz. Die dortigen Sitze sind zwar mit Sicherheitsgurten und Kopfstützen ausgestattet, aber hier finden bestenfalls Kindersitze Platz. Erwachsenen sollte man nicht zumuten, sich hier niederzulassen. Dafür ist dieses Auto aber auch gar nicht gedacht. Wer mit einem Ferrari mehr als vier Personen befördern möchte, sollte den Ferrari GTC4 Lusso wählen.
Der Einstieg ist trotz der niedrigen Abmessungen von 1,30 Meter leicht zu bewerkstelligen, sobald man den Sitz auf die eigenen Körpermaße eingestellt hat. Vor mir saß offenbar ein kleinerer Mensch auf dem Beifahrersitz, der diesen nach oben gefahren hatte.
Ein weiteres Plus beim Einstieg ist, dass die seitliche Schwellerkante unterhalb der Sitzkante liegt. Bei einigen Autos ist diese Kante oberhalb der Sitzkante, was dazu führen kann, dass der Einstieg zur Turnübung gerät. Der gesamte Innenraum ist mit schwarzem vollnarbigem Leder ausgekleidet, mit Ausnahme der Türinnenverkleidung, die schwarzes Alcantara ziert.
Damit die Insassen auch bei höheren Temperaturen nicht ins Schwitzen geraten, bietet Ferrari neben der exzellenten Klimaanlage auch perforiertes Leder im Bereich der Sitze, auf denen der Körper aufliegt. Durch diese kann man sich durch einen Luftstrom kühlen und trocknen lassen.
Wie es für Ferrari üblich ist, ist auch hier der Beifahrer voll in das Erlebnis einbezogen. Er fristet kein „Du wirst mitgenommen"-Dasein, sondern hat seinen eigenen Bereich. Die Kabine ist in zwei Räume aufgeteilt. Die Mittelkonsole stellt hier eine natürliche Trennung dar. Während der Fahrer auf einer zu ihm geneigten Aluminiumplatte in der Mittelkonsole wichtige Bedienelemente findet, ist der Touchscreen dort für beide Insassen gut erkennbar.
Sitzkühlung per Luftstrom
Der Beifahrer ist am Fahren soweit es geht direkt beteiligt, denn er hat vor sich – ins Armaturenbrett integriert – ebenfalls einen Touchscreen, einen breiten länglichen. Hier bekommt der Beifahrer alle wichtigen Informationen wie Temperaturen und Geschwindigkeit angezeigt.
Zugleich hat er die Möglichkeit, das Radio oder Autotelefon und einiges andere zu bedienen. Bis auf das Lenken und Gasgeben kann der Beifahrer die Fahrt hierdurch aktiv mitgestalten.
Carbonfaser, verchromtes Aluminium, Leder und Alcantara bieten einen zurückhaltenden Luxus, der für die Insassen ein purer Genuss ist. Ferrari wäre nicht Ferrari, wenn es nicht auch in diesem Auto Beispiele für die Liebe zum Detail geben würde. Die Sitze sind perfekt ausgeformt und bieten auch in schnell gefahrenen Kurven vorzüglichen Seitenhalt. Dass sie während Langstrecken ermüdungsfrei und bequem sind, rundet den positiven Eindruck ab.
Bemerkenswert an den Sitzen ist, dass sie im Normalbetrieb ausgesprochen straff erscheinen. Sobald der Fahrer den Wagen beschleunigt, gibt das Polster der Rückenlehne dezent nach, um gleich danach wieder seine Ausgangsform anzunehmen. Nur wer weiß, was es heißt, in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen, versteht den ungeheuren Vorteil dieser Polsterung. Denn wenn die Rückenpolsterung nicht dezent nachgäbe, würde es dem Beifahrer auch nichts helfen, sich vorher bewusst in den Sitz zu pressen. Bei einer solchen Beschleunigung wirft einen die Fliehkraft unweigerlich so vehement nach hinten, dass das schon einmal mit Rückenschmerzen enden kann. Nicht jedoch im Ferrari Roma.
Bei Sportwagen ist es ein beliebtes Designmerkmal, dass der Fußraum des Fahrers mit Aluminiumelementen wie einer Fußablage aus Aluminium ausgestattet ist. Das sieht schick aus. Im Ferrari Roma genießt auch der Beifahrer diesen optischen Luxus, um seine Füße standesgemäß und angenehm abstellen zu können.
Ein schönes und praktisches Extra ist der Türöffner. Genau: Nicht der Türgriff, denn beim Ferrari Roma gibt es statt eines Türgriffs, an dem man ziehen muss, am oberen Ende der Griffhalterung in der Tür einen Knopf, der bei Andruck die Tür leicht zur Seite schiebt. Gerade für uns sturmerprobte Nordlichter ist das ein großer Vorteil, denn so hat man die Tür beim Öffnen immer im Griff und läuft nicht Gefahr, dass der Sturm sie aufreißt und gegen ein anderes Auto oder eine Wand wirft.
Auch bei dieser Testfahrt haben wir nette Leute kennengelernt und interessante Unterhaltungen haben sich ergeben. Als ich bei einer Autobahnrast ausstieg, begrüßte mich ein Fußgänger freundlich in knappem Italienisch, weil wir ein italienisches Kennzeichen hatten. Nachdem ich auf Deutsch geantwortet hatte, fragte er mich auf Englisch, ob ich Deutsch sprechen würde. Als ich bejahte, schaute er uns an, und es kam daraufhin in breitem Dialekt die Frage: „Ach, habt ihr den gerade frisch geklaut, oder was?!"
Der Ferrari Roma ist ein famoser Sportwagen. Er bietet ungeheure Leistung, puren Luxus, bei optischer Zurückhaltung in seinem Auftreten und puristischem Design. Das kräftige Blau unseres Testwagens passt perfekt zu ihm, wenngleich wir ihn uns auch in einem auffälligen Knallgelb sehr gut vorstellen können.