Nach starkem Start hat das Team des Berliner AK die Hoffnungen zuletzt nicht erfüllt. Wird Volkan Uluc deshalb nur zum „100-Tage-Trainer“?
Der Frust saß ganz sicher tief nach der 0:5-Heimniederlage – auch oder gerade, weil es für seine Mannschaft um nichts mehr ging in der Regionalliga Nordost. Zwei Wochen zuvor kommentierte Volkan Uluc die 1:8-Pleite gegen den FC Carl Zeiss Jena bereits als „Beerdigung erster Klasse“, Mitte Mai zitierte ihn dann die „Fußball-Woche“ nach der deutlichen Niederlage gegen Hertha BSC II: „Das Hier und Heute ist die harte Realität, wir sind derzeit nicht konkurrenzfähig.“ Und fügte, für seine klaren Worte und Taten bekannt, hinzu: „Ich bin sehr froh, dass ich mit dieser Mannschaft zehn Punkte sammeln und den Abwärtstrend stoppen konnte – meine Mission ist mit dem Nichtabstieg erfüllt, ich habe Ambitionen.“ Das Magazin interpretierte die Aussagen als Abschiedsankündigung („Uluc verlässt den Berliner AK“) – doch Klarheit gibt es in der Sache noch nicht. Andere Medien in der Hauptstadt hatten sich bereits diesbezüglich zurückgehalten, auch Ende Mai wollte beziehungsweise konnte der Verein außerdem keine eindeutige Stellungnahme zur Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Volkan Uluc geben. Klar ist: Die Vereinbarung des erst im März als Nachfolger von Benjamin Duda gekommenen Trainers lief ohnehin zunächst nur bis Ende der Saison. Doch die Worte des Übungsleiters könnten auch als deutliche Mahnung in Richtung der Vereinsspitze verstanden werden, dass die aktuelle Mannschaft höheren und damit auch seinen Ansprüchen nicht genügt – und wenn nicht mehr Qualität im Sommer verpflichtet wird, er nicht mehr zur Verfügung stehe. Das aber würde eine Abkehr vom Weg bedeuten, den die „Athleten“ vor der Saison eingeschlagen hatten – nach der Trennung von zahlreichen, namhaften Spielern (unter anderem Ben-Hatira, Zejnullahu) wollte man auf junge, entwicklungsfähige Talente setzen. Denkt man beim BAK also nach einem Jahr darüber nach, von diesem Weg wieder abzulassen – auch, weil man nicht schon wieder den Trainer wechseln will? Die Geschichte des Berliner AK bietet in den letzten Jahren schließlich einige Trennungen, die – ob nun vom Verein oder aber auch vom Angestellten forciert – selten mit einer nachhaltigen Verbesserung einherging. Steffen Baumgart konnte es seinerzeit etwa nicht verstehen, dass man ihn am fünften Spieltag der Regionalliga Nordost vor die Tür setzte – schließlich hatte der Trainer mit dem Berliner AK gerade in einer atemberaubenden Saison (2015/16) nur um einen Wimpernschlag den Sprung in die 3. Liga verpasst. Zwei Tore fehlten den Hauptstädtern damals gegenüber Widersacher FSV Zwickau – in die neue Spielzeit war er dann mit einem Schnitt von einem Punkt pro Partie gestartet. Das erschien den Verantwortlichen damals zu wenig – sie trennten sich vom heutigen Trainer des 1. FC Köln. Bis heute folgten Baumgart acht Übungsleiter bei den Moabitern mit mehr oder weniger großem Erfolg – Fußballlehrer wie der erfahrene Jörg Goslar (September 2016 bis März 2017 – zuvor unter anderem Nordhausen, Hannover II) oder Ersan Parlatan (Juli 2018 bis August 2019 – zuletzt Nürnberg, Offenbach) knackten wie der aktuelle Bundesligatrainer die Zwei-Punkte-Marke bei den Hauptstädtern – doch es machte den Eindruck, dass damals oft die Chemie zwischen der Führungsetage und den Trainern auf Dauer nicht stimmte.
Bis November noch Tabellenführer
Das sollte sich erst ändern, als man mit André Meyer zur Saison 2020/21 den nächsten neuen Trainer vorstellte – der hatte sich zuvor bei Union Fürstenwalde beziehungsweise als Co-Trainer bei Zweitligist Erzgebirge Aue betätigt. Er sollte derjenige werden, der in diesem Jahrtausend die längste Zeit beim BAK im Amt erlebte. Nach anderthalb Jahren bat Meyer jedoch, mitten in der Saison und kurz vor Weihnachten, um seine Freigabe. In der 3. Liga hatte sich just der Hallesche FC von seinem Trainer getrennt und den gebürtigen Saalestädter ins Visier genommen. Ein herber Verlust für die Berliner, denn die Mannschaft hatte im zweiten Jahr unter seiner Leitung eine beachtliche Hinrunde absolviert, die erst vom im Kader grassierenden Coronavirus negativ beeinflusst wurde. So musste man sich für das Titelrennen in der Rückserie also einen neuen Trainer suchen. Schnell wurde man in Benjamin Duda vom Ligakonkurrenten Germania Halberstadt fündig, doch dessen Eingewöhnungszeit sollte zu lange brauchen. So fing die Mannschaft erst wieder an zu punkten, als der Zug Richtung Platz eins schon ohne die Moabiter weitergefahren war. Im Sommer 2022 entschied man sich an der Lehrter Straße daher für einen Neuanfang – und machte zwar einen kompletten Schnitt im Kader, gab Trainer Duda aber das Vertrauen für das Projekt mit der blutjungen Mannschaft. Was dann folgte, war so nicht zu erwarten: Die BAK-„Rasselbande“ startete von Beginn an durch, war bis zum November 2022 Tabellenführer der Regionalliga Nordost. Doch in der Folge zeigte sich, dass das Team nicht nur „überperformt“, sondern auch dem sich einschleichenden Abwärtstrend wenig entgegenzusetzen hatte. Trainer Duda fiel dann quasi dem Fluch seiner guten Tat zum Opfer – hätten seine Schützlinge insgesamt konstanter agiert, wäre eine Trennung sicher kein Thema gewesen. Als aber sogar die Abstiegszone näherrückte, waren die Verantwortlichen förmlich gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Nachfolger Volkan Uluc wurde Ende März als „Wunschkandidat“ präsentiert. Der 53-Jährige war bereits zweimal Cheftrainer beim BAK gewesen, der Kontakt zur Führungsspitze quasi nie abgebrochen – so sollte er das Team zunächst konsolidieren. Doch nach den ersten guten Ergebnissen äußerte der Trainer auch bereits, nächste Saison eine schlagkräftige Mannschaft bilden zu wollen. Nach der rechnerischen Sicherung des Klassenerhalts setzte es jedoch prompt vier Niederlagen – so könnte die Zusammenarbeit nach dem letzten Spieltag vergangenes Wochenende also bereits schon wieder Geschichte sein. Setzt man jedoch weiter auf Uluc (und damit wieder mehr auf gestandene Spieler), stünde dem erst im Januar eingesetzten sportlichen Leiter Ümit Ergirdi – obendrein „Novize“ in dieser Funktion – in seiner allerersten Transferperiode eine noch größere Herkulesaufgabe ins Haus. Schließlich beginnt die neue Saison der Regionalliga Nordost bereits Ende Juli – und ein guter Start wäre äußerst hilfreich, um nach dem jüngsten Abwärtstrend für die nötige Ruhe beim Berliner AK zu sorgen.