Nach dem 2:0-Erfolg des 1. FC Saarbrücken gegen den Halleschen FC wächst die Spannung. Am nächsten Spieltag könnte sich viel entscheiden. Der FCS tritt auswärts in Duisburg an.
Ein dermaßen verrücktes Aufstiegsrennen gab es im deutschen Fußball lange nicht. Die Verfolger des bisher souveränen Tabellenführers SV Elversberg hielten sich am Wochenende alle schadlos. Für den 1. FC Saarbrücken heißt das, dass er nach wie vor mit einem Ein-Punkte-Rückstand auf das Verfolgerduo Wiesbaden und Dresden in die letzten beiden Spieltage geht.
Doch schon am nächsten Spieltag könnte sich vieles entscheiden. Dann tritt die SV Elversberg zu Hause gegen den SV Wehen Wiesbaden an. Bei einem Sieg würde die SVE den Durchmarsch von der Regionalliga in das Profi-Unterhaus perfekt machen. Auch ein Unentschieden würde reichen, um zumindest Wiesbaden auf Distanz zu halten. Mit beiden Resultaten würde die SVE dem Nachbarn einen Gefallen tun. Doch was passiert, sollte die SVE vor heimischem Publikum verlieren. Dann könnte – vorausgesetzt die Konkurrenz hält sich weiterhin schadlos – die SVE mit einer weiteren Niederlage im Saisonfinale beim FC Ingolstadt noch ganz mit leeren Händen dastehen. Ein Szenario, das man bis vor wenigen Tagen noch als völlig absurd eingestuft hätte, mutet plötzlich nicht mehr so unrealistisch an. Mit einem Lächeln quittierte FCS-Torwart Daniel Batz die Kunde von der Niederlage seines ehemaligen Vereins und sinnierte: „Es bleibt spannend. Wer jetzt strauchelt, ist raus. Es kann nächste Woche auch für uns schon vorbei sein.“
Die Blicke gehen nach Elversberg
Dann tritt der 1. FC Saarbrücken beim MSV Duisburg an. Für die Meidericher geht es um nichts mehr, doch das könnte die Aufgabe richtig unangenehm machen. „Wir müssen uns auf unsere Leistung konzentrieren. Das hat heute gut geklappt. Schönheitspreise gibt es jetzt keine mehr zu gewinnen. Stabil stehen und seine Chancen nutzen, darauf kommt es jetzt an“, sagte Batz nach dem ungefährdeten 2:0-Erfolg gegen den Halleschen FC und fügte hinzu: „Wir sind ein bisschen schwer in die Partie reingekommen, und man hat nach dem verschossenen Elfmeter schon gemerkt, dass wir ein bisschen gebraucht haben, um uns wieder zu sammeln. Am Ende hat es dann aber gut funktioniert.“
Gut eine halbe Stunde war vor 11.200 Besuchern gespielt, als Angreifer Adriano Grimaldi zum Entsetzen seiner Mitspieler und Stadionbesucher den Ball vom Punkt nicht im Gästetor unterbrachte, sondern gefühlt bis auf die andere Saar-Seite donnerte. Doch kurz vor dem Pausenpfiff war „Addi“ dann hellwach, bediente Richard Neudecker, der mit seinem siebten Saisontreffer die erlösende Pausenführung erzielte. Im zweiten Abschnitt passierte lange Zeit nicht viel. Die abstiegsbedrohten Gäste von der Saale mühten sich redlich, wurden aber nie gefährlich. Auf der anderen Seite verwaltete der FCS vielleicht ein wenig zu sehr. So dauerte es bis zur 87. Minute, bis Marvin Cuni einen der zahlreichen Konter dann doch noch zum 2:0 veredelte. „Wir haben zu Beginn der zweiten Halbzeit ein wenig Sommerfußball gespielt. Da hat mir die Intensität gefehlt. Aber wir haben auch in dieser Phase nicht wirklich viel zugelassen“, sagte Trainer Rüdiger Ziehl, der mit Blick auf die Konkurrenz feststellte: „Die Ergebnisse waren so zu erwarten. Es bleibt ein enges Rennen. Unsere Reise geht weiter.“
Viele schwere Entscheidungen
Ob die Reise für Innenverteidiger Dominik Becker beim FCS weitergeht, ist noch offen. Der 23-Jährige wurde in der Winterpause der vorherigen Saison von Werder Bremen ausgeliehen und galt als Mann mit Perspektive. Doch meist fehlte der gebürtige Koblenzer verletzt. Ausgerechnet in der heißen Saisonphase ist er nun wieder da. Wie schon beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden rückte Becker aufgrund einer Verletzung kurzfristig in die Startelf. Und wieder machte er seine Sache hervorragend. „Das Jahr war für mich natürlich unbefriedigend. Umso schöner ist es, dass ich doch noch zeigen kann, was ich draufhabe“, sagte Becker, der neben Eigengewächs Luca Kerber der jüngste Startelfspieler beim FCS war. Doch von Nervosität keine Spur. „Die Anspannung ist natürlich höher, weil man schon weiß, um was es jetzt geht. Aber von Nervosität würde ich nicht unbedingt sprechen. Es ist wichtig, dass man auf dem Platz einen kühlen Kopf behält“, sagte Becker, der ein Sonderlob seines Trainers erhielt. „Wir wollten verstärkt über die linke Außenbahn offensive Akzente setzen, und von daher war es klar, dass wir hinten öfter Mann gegen Mann spielen werden. Da haben wir einen schnellen Spieler gebraucht und Domme hat das mit seinem Tempo richtig gut gemacht. Ich bin froh, dass ich eine solch große Auswahl an Spielern habe, auch wenn es Spieltag für Spieltag schwere Entscheidungen zu treffen gibt“, sagte Ziehl. Noch stehen zwei Spiele an. Zwei Spiele in denen vieles möglich ist. Auch für Dominik Becker. „Zweite Liga mit dem FCS hört sich richtig gut an. Aber da muss auch Werder Bremen mitspielen“, sagte der 23-Jährige. Das dürfte eine der ersten Aufgaben für Trainer-Manager Ziehl und Sportdirektor Jürgen Luginger sein, dessen Vertrag ebenfalls verlängert wird.