Der neue 5er BMW will beides sein: konservative Konstante und progressiver Vorreiter. Dafür gibt’s in der neuen Limousine E-Motoren und Verbrenner, analogen Fahrspaß und viel digitale Unterstützung.
BMW erneuert sein wichtigstes Modell. So schicken die Bayern nach mehr als 50 Jahren und mehr als zehn Millionen Zulassungen den neuesten 5er ins Rennen. Dabei setzen sie gerade in turbulenten Zeiten wie diesen bei der achten Generation auf Beständigkeit. Ja, natürlich geht der 5er mit der Zeit, fährt als i5 zu Preisen ab zunächst 72.200 Euro voll elektrisch und ist komplett digitalisiert.
Alternativ bieten die Bayern einen Benziner mit Plug-in-Technik an, der 220 kW/299 PS leistet und knapp 100 Kilometer rein elektrisch fährt. Einziger, reiner Verbrenner ist zunächst ein 2,0-Liter-Diesel mit 145 kW/197 PS. Und selbst der kommt nicht ganz ohne E-Technik aus – und fährt deshalb als Mild-Hybrid mit 48-Volt-Technik vor. Ihn gibt es ab 57.550 Euro.
Ab Mai auch wieder als Touring erhältlich
Noch eine weitere Ankündigung zeugt von Beständigkeit: Während der Kombi allerorten auf dem Rückzug ist, bietet BMW den neuen 5er ab Mai auch wieder als Touring an – und bedient mit dem ersten elektrischen Kombi die Generation E gleich mit.
Die Preise liegen 2.000 Euro über der Limousine und beginnen bei 61.750 Euro. Gegenüber dem Vorgänger wächst der Kombi in jeder Dimension – zum Beispiel um zwei Zentimeter im Radstand und um zehn in der Länge. Bei nun 5,06 Metern bietet er laut BMW hinter der serienmäßig elektrischen Klappe ein Kofferraumvolumen von 570 bis 1.700 Litern.
Einer für alle – das gilt bereits für das Design. BMW hat zuletzt stark polarisiert und Modelle wie den XM oder den 7er sehr bewusst auf Amerika und Asien zugeschnitten. Nun halten sich die Bayern beim 5er angenehm zurück und bleiben ihrer klassischen Linie treu. Es gibt deshalb wieder einen vergleichsweise klassischen Nieren-Kühler statt einer Karikatur und die Frontleuchten sind noch Scheinwerfer statt Blendschlitze. Nur einem Trend konnte sich auch der 5er nicht verschließen. Die Limousine geht aus dem Leim, streckt sich im Radstand um zwei und in der Länge um zehn Zentimeter und wächst – sehr zur Freude der Hinterbänkler – erstmals auf mehr als fünf Meter.
Überhaupt ist die Veränderung innen dann schon deutlich größer. Nicht nur, weil man bequemer sitzt und die Materialauswahl noch erlesener ist. Sondern, weil BMW hier die Digitalisierung mit großen Schritten vorantreibt. Das beginnt bei den Instrumenten. Die ziehen sich leicht gebogen in einem flachen Rahmen freistehend bis über die Mittelkonsole. Es geht weiter mit dem voll vernetzten Infotainment, der Ambiente-Beleuchtung und den Fahrprogrammen, die nun bis in die Tachografik hineinregieren. Diese zeigt sich nämlich im Sportmodus aggressiver, bei Comfort stark zurückgenommen. Und es endet bei der ausgesprochen verständigen Sprachsteuerung. Selbst Computerspiele hat BMW integriert und dabei das Smartphone zum Controller gemacht.
Der BMW 5er bleibt sich treu
Unter der Haube hält der BMW die Balance. Für die konservative Kundschaft gibt es Benziner und Diesel zunächst mit vier und sechs Zylindern (145 kW/197 PS bis 360 kW/489 PS). Später dürfte es von der Sporttochter M GmbH wohl auch wieder einen V8 geben. Die Unentschlossenen bedient BMW mit Plug-in-Hybriden, die eine elektrische Reichweite von zum Teil mehr als 100 Kilometern bieten. Und wer schon fest auf Zukunft gepolt ist, der bekommt den 5er erstmals als vollelektrischen i5. Gleich zum Start rollt er in zwei Versionen vor: als i5 eDrive40 (250 kW/340 PS) und als i5 M60 xDrive (442 kW/601 PS).
Wer mit dem i5 eDrive40 unterwegs ist, der erlebt den BMW allerdings nicht in erster Line als E-Auto, sondern vor allem als 5er: Er ist agil, mit einer sanft einschlagenden Hinterachslenkung auf der Landstraße gierig nach Kurven und im Parkhaus angenehm handlich. Das Fahrwerk ist stramm, die Lenkung präzise. So macht Fahren wieder Spaß.
Erst recht, wenn 400 Nm die Limousine in 6,0 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 treiben und die Elektronik erst bei 193 km/h abregelt. Nur, dass man eben weder einen Motor hört, noch das schlechte Gewissen spürt. Denn zumindest lokal fährt der i5 damit emissionsfrei – und das ganz schön weit. Der 81,2 kWh große Akku reicht für bis zu 582 Normkilometer.
Und wer Angst ums Ankommen hat, kann mit einem neuen Range Mode den Verbrauch so weit drosseln, dass bis zu 25 Prozent mehr drin sind. Aber selbst die Ladestopps sind kein Problem: Weil der i5 den Strom mit bis zu 205 kW zieht, reichen zehn Minuten im besten Fall für über 150 frische Kilometer – die richtige Ladesäule vorausgesetzt.
Auch wenn BMW sich als Gralshüter der Fahrfreude geriert, schüren die Bayern im 5er auch die Freude am Fahrenlassen. Denn mit der neuen Generation geht auch ein neuer Autobahnassistent an den Start, bei dem die Hände bis 130 km/h dauerhaft im Schoß bleiben dürfen. Selbst fürs Überholen reicht nun ein kurzer, aber bestimmter Blick in den Außenspiegel und die Limousine wechselt alleine die Spur. Zwar sind Nebentätigkeiten weiter verboten, doch entspannter lassen sich Langstrecken derzeit kaum zurücklegen.
Fazit: Ja, die Autowelt ist im Umbruch und der 5er ist bei diesem Wandel vorne dabei. Doch Elektrifizierung hin und Digitalisierung her, mit Assistent über die Autobahn oder mit Lust über die Landstraße – der 5er lebt nach wie vor die Freude am Fahren und bleibt sich selbst so auch weiterhin treu.