Elektronische Heizköperthermostate und Fensterkontakte der neuesten Generation lassen sich smart und intuitiv einbauen und steuern. Sie helfen so, den Kohlendioxidausstoß zu verringern und zu Hause etwas gegen die Klimakrise zu tun.
Smart wohnen bedeutet in Zeiten der Klimakrise zunächst, mithilfe von digitaler Steuerung und Sensorik Energie zu sparen und es auch im Winter warm zu haben – ohne das Weltklima unnötig zu erhitzen. Das geht schon mit einer minimalen Installation und Investition im niedrigen, dreistelligen Bereich für eine kleine Wohnung los, wenn eine smarte Einzelraumregelung (SER) als Wächter der Heizung einzieht. Längerfristig rechnet es sich für Mensch und Umwelt, zusätzlich Dach, Fassade und Keller energetisch zu sanieren, dabei beim Dämmen ausreichende Lüftung plus Innenraum-Sensoren zur Überwachung der Luftfeuchtigkeit nicht zu vergessen und gegebenenfalls eine moderne Heizungsanlage einzubauen, deren Heizkessel, Heizungspumpen und Pufferspeicher ebenfalls smart steuerbar sind. Ob als Solo- oder Kombi-Lösung: Mit smarter Einzelraumregelung werden einzelne Räume nach Wunsch und situativ passend temperiert. Elektronische Thermostate, die idealerweise in einem Raum stumm miteinander „sprechen", um beim Heizen an einem Strang zu ziehen, und Fensterkontakte, die ihnen über Funk erzählen, wann ein Fenster offen oder zu ist, sind dafür ideal. Beides lässt sich ohne großen Aufwand einbauen, ein Accespoint als IT-Zugang einfach an den Router anschließen und die kommunizierenden Geräte über sogenannte QR-Codes und Anwendungs-App dem einzelnen Raum und dem gewünschten Heizprofil zuweisen. Die SER funktioniert auch bei Fußbodenheizungen mit funkgesteuerten Adaptoren oder wenn sonst ein alter, elektrischer Wandthermostat in einem „führenden Raum" durch ein SER-Schaltgerät ersetzt wird.
Auf mindestens ein Drittel der Klima-Belastung von 1990 müssen die CO₂-Zahlen bis 2030 laut EU-Vorgabe runtergehen, somit auf 72 Millionen Tonnen Kohlendioxidausstoß in Wohngebäuden. Sonst wird es teuer – für Deutschland als Ganzes, für jeden Haushalt im Speziellen. Jetzt heißt es, smart sein im eigenen Zuhause.
117 Millionen Tonnen CO₂ in Privathaushalten
Eine Smarthome-Schmiede mit Fokus auf Energiemanagement ist die ELV-/eQ-3-Gruppe im ostfriesischen Leer. Deren Entwickler und Designer konzentrieren sich seit mehr als 40 Jahren auf Lösungen für smartes Wohnen, speziell das Smarthome-System „Homematic IP". In Leer munkelt man von bis zu 950 Euro Strafabgabe pro Jahr für den Endverbraucher im Fall einer 100-Quadratmeter-Altbauwohnung. Vorausgesetzt, deren CO₂-Ausstoß bleibt gleich und es wird nicht smart nachgerüstet. Also wenn beispielsweise ohne funktionierende Feinabstimmung mit Sonne, Wind und Wetter, die sich auf die Raumwärme auswirken, geheizt wird. Und wenn die Heizungssysteme nicht intelligenter werden, als sich mit ihrer gelieferten Wärmeenergie an einem fiktiven Wintertag mit minus 14 Grad Celsius auszurichten: Letzteres passiert beim hydraulischen Abgleich zu Proportionalreglern in Form von mechanisch arbeitenden Thermostatventilen direkt an den Heizkörpern.
Ineffiziente Heizungen, alte Fenster und eine unzureichende Dämmung sind dem Umweltbundesamt zufolge Hauptursache für 117 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent, die Wohngebäude 2018 zu verantworten gehabt hätten – bei 866 Millionen Tonnen Treibhausgasausstoß 2018 in Deutschland insgesamt. „Wer viel CO₂ ausstößt, soll mehr bezahlen", hatte CDU-Bundestagsfraktionsvize Andreas Jung im Vorfeld des Beschlusses über die „Eckpunkte für das Klimaschutzprogramm 2030", erklärt.
Doch was tun, wenn Aufwand und Kosten, um Heizen, Warmwasseraufbereitung und Lüften in den eigenen Wänden energetisch zu modernisieren, nicht so schnell in der Lebensplanung unterzubringen sind? Immerhin dauert es etwa ein Vierteljahrhundert, bis sich eine groß angelegte Sanierung, die auch Schimmelvermeidung einschließt, rechnet. Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), begrüßte in seinem Statement zum Gesamtkonzept der Bundesregierung zum Klimaschutz eine steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, machte aber gleich entsprechend Druck: „Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert hier eine steuerliche Förderung von mindestens 1,5 Milliarden Euro, progressionsunabhängig über mindestens zehn Jahre." Energetisches Sanieren biete sich nur bedingt an, da es langsam und mit bis zu 250 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche teuer sei. Doch es gibt eine billigere Lösung, erst mal für den Übergang und später als Teil einer kompletten Modernisierung: „Mit einer smarten Einzelraumregelung kann ich einen ganz fetten Beitrag leisten", empfiehlt Bernd Grohmann, Vorstand bei eQ-3, als Brücken-Lösung. SER-Zweck ist es, jeden Raum zur rechten Zeit, etwa abends, wenn sich Menschen längere Zeit darin aufhalten, auf die gewünschte Wohlfühltemperatur zu erwärmen, sowie während und einige Zeit nach dem Stoßlüften die Heizung herunterzufahren, sie „cool" zu lassen, um nicht Öl und Gas zu verschwenden.
Smarte Regelung als Brücken-Lösung
Hier wird das Smarthome praktisch und von den Menschen angenommen, weil es mit entsprechender Programmierung und Sensorik mitdenkt und sogar aus den Gegebenheiten vor Ort lernt. Also nach Vorgabe oder konkreter Anweisung das Fenster mithilfe von Magneten öffnet und schließt sowie die Heizungsregelung selbstständig und abgestimmt übernimmt. Dafür gibt es beispielsweise Wochenprogramme, Bedienung über Smartphone-Apps und eine „Ich-gehe-jetzt-Taste" an der Tür, um Energie zu sparen, ohne zu frieren.
Mit der smarten Einzelraumregelung der Heizung sollen sich 16 bis 24 Millionen Tonnen CO₂-Ausstoß einsparen lassen, zudem etwa 30 Prozent der Heizkosten. Der Vorstand des europäischen Smarthome-Technologie-Markführers eQ-3, Bernd Grohmann, ist ein alter Hase im Geschäft pragmatischer Elektroinstallationen, die einigermaßen leicht einzurichten, zu steuern und nachzurüsten sind. Der eQ3-Vorstand spricht über das „Verpulvern" von Kohlendioxid in Wohngebäuden. Dabei lasse sich mit kleinem Aufwand schon viel erreichen. Etwa wenn wir im Altbau das Wohnzimmer tagsüber nicht heizen. „Eine smarte Einzelraumregelung kostet 20 Euro pro Quadratmeter", sagt er. Die SER sollten die Menschen „smart benutzen als Brücke in energieeffiziente Gebäude" und sich damit genügend Zeit verschaffen, um Gebäude „solide und seriös, vernünftig zu sanieren". Solch eine kleine Lösung seit etwas, „das sich blitzschnell amortisiert".
Zeit lassen sollte man sich auch mit dem Einsatz von optionaler Sprachsteuerung im Smarthome: Die Entwicklung maschineller Intelligenz, die für die Erkennung und Umsetzung von stimmlich geäußerten Wünschen gebraucht wird, verbraucht nämlich extrem viel Energie. Ein Sparfaktor, auch wenn diese Kosten und CO₂-Ausstöße aktuell noch nicht direkt dem Nutzer angelastet werden. Denn das Thema „Energiesparen mit dem Smarthome" hat viele Facetten, die über die häufig zitierten Argumente der aktuellen Klimakrisen-Debatte und das Klimaschutz-Programm der Bundesregierung hinausgehen.
Kosten von 20 Euro pro Quadratmeter
Eine Hilfe beim Kreieren des persönlichen Smarthomes und seiner Energiespar-Komponenten bietet übrigens „Lebensräume" (www.lebensraeume.de, mit Ansprechpartnern nach Postleitzahl), die sich als Plattform zwischen Endkunden und Handwerkern für größere Smarthome-Einrichtungen verstehen. Die Berater zeigen in derzeit 40 Showrooms smarte Gebäudetechnik für zu Hause mit Komfort, Sicherheit, Energie und Entertainment als individuell variablen Komponenten. Persönliche Einsparpotenziale beim Heizen mit SER ermittelt beispielsweise das Portal www.co2online.de.