Im Winter bleiben die Füße in dicken Socken verpackt und die Hände nicht selten in Handschuhen versteckt. Wer jetzt aber gründlich pflegt, hat, wenn es warm wird, weniger Mühe und immer vorzeigbare Extremitäten.
Schonzeit und Versteckspielen, weil Winter ist? Im Sommer sind „Fehltritte" nicht zu übersehen: Bei einem ungepflegten Fuß helfen weder hübsche Sandaletten noch knalliger Nagellack. In der kalten Jahreszeit ist es scheinbar so viel einfacher. Dicke Socken drüber und in Boots gesteckt, die eigenen Füße muss niemand zu Gesicht bekommen. Ähnlich das Spiel bei den Händen: Überlange Ärmel und Handschuhe können rissige und spröde Haut überdecken. Mehr aber auch nicht. Und: Den Füßen, die uns täglich Tausende Schritte machen lassen, und den Händen, die im wahrsten Sinne des Wortes jeden Handgriff ausführen, sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Trockene und rissige Haut ist zudem nicht einfach ein Schönheitsmakel, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass die Hautbarriere gestört und dadurch durchlässiger für negative Umwelteinflüsse ist.
Nicht nur unschön, sondern unangenehm
Wie die Haut überhaupt, leiden Füße und Hände in der Winterzeit unter der Kälte und der trockenen Heizungsluft. Gerade Frauen frieren an den Extremitäten, auch wenn sie kuschelig warm angezogen sind. Bei niedrigen Temperaturen verengen sich die außen liegenden Gefäße unseres Körpers. Das reicht, damit sich der Körper dennoch warm anfühlt, Hände und Füße werden jedoch nicht mehr genügend durchblutet und beginnen zu frieren. Zudem ist der Fuß in Socken und Schuhen beengt, leidet an Hitzestau und befindet sich in einer wenig atmungsaktiven Zone. Mit der Luftzirkulation ist es auch nicht weit her, und so beginnt er zu schwitzen. Auch der Schweiß muss bleiben, wo er ist, das kann zu rissiger Haut und auch Fußpilz führen.
„Wir müssen die Hautbarriere schützen und fetten, damit die Verdunstung nicht aus dem Körper entweicht", weiß der Dermatologe Dr. Jan-Olaf Piontek aus dem nordrhein-westfälischen Mechernich. Cremen, cremen, cremen, heißt das Motto der winterlichen Fuß- und Handpflege, so der Hautspezialist, man solle die Haut aber nicht „überpflegen".
Den Füßen widmet man sich am besten morgens und abends – nach Sonnenuntergang ganz entspannt vor dem Fernseher oder iPad. Lotionen, Balsams und Cremes versorgen die Haut mit dem, was ihr durch die Witterung entzogen wird. Sie können reichhaltiger sein als im Sommer, jedoch keine Fettbomben. Sie dienen der Unterstützung der Talgproduktion, die einen natürlichen Schutzfilm bildet. Bei trockenen oder gar rissigen Füßen sind Produkte mit einem Urea-Anteil von 25 Prozent, bei normalen oder sensiblen Füßen eher fünf bis zehn Prozent, empfehlenswert. Gut geeignet für sehr trockene und empfindliche Haut sind auch rückfettende Cremes. Als Power-Feuchtigkeitsspender gelten auch Aloe Vera sowie Hyaluronsäure. Cremes mit Mandel-, Kokos- oder Sesamöl unterstützen zusätzlich den Schutzfilm der Haut. Zudem mildern sie Spannungsgefühle.
Cremes über Nacht einziehen lassen
Will man den Füßen eine ganz besondere Pflege angedeihen lassen, cremt man sie abends nicht nur ein, sondern schlüpft so in Baumwollsöckchen und lässt sie über Nacht einziehen. So haben die Pflegestoffe genug Zeit, ihre volle Wirkung zu entfalten. Zudem gibt es fußpflegende Masken. In jedem Fall sollte man das Eincremen der Füße regelmäßig wiederholen – am besten als tägliche Routine wie das Eincremen des Gesichts.
Wohltuend sind Fußbäder mit pflegenden Ölen oder vitalisierenden ätherischen Ölen, zehn bis 15 oder 20 Minuten, warm, nicht heiß, Letzteres trocknet die Haut aus. Ganz im Sinne von Pfarrer Kneipp sind kalt-warme Wechselbäder gut gegen kalte Füße und auch noch immunsystemstärkend. In der Extremform und bei entsprechendem Wetter kann man kalten Füßen auch mit Schneetreten Paroli bieten.
Anschließend kann man sich der Hornhautentfernung widmen – meist ein Zeichen für zu hohe Belastung und mangelnde Feuchtigkeit. Gegen verdickte Hautschichten gibt es spezielle Cremes wie Schrundencreme, die die Haut weicher und geschmeidiger macht. Je nach Stärke der Hornhaut setzt man zudem Bimsstein und Hornhautraspel oder -hobel ein. Effektiv für weiche Füße sind auch Fußpeelings, die die Hautschuppen entfernen. Es folgt das Eincremen der Füße.
Nicht minder Soulfood für die Füße sind Massagen. Durch langes Sitzen und Stehen staut sich das Blut in den Gliedmaßen und als Folge tun die Füße weh und fühlen sich an wie Blei. Eine Fußreflexzonenmassage kann man, wenn auch sicherlich nicht so perfekt wie beim Profi, selbst durchführen. Dafür massiert man seine Fußsohlen mit kreisenden Bewegungen. Dies führt zu einer Lockerung des ganzen Fußapparates. Um die Wirkung zu verstärken, setzt man noch ein stimulierendes Massageöl ein. Möglichkeit Nummer zwei ist ein Fußmassage-Roller. Dafür werden die Füße auf diesem Massagegerät langsam vor- und zurückbewegt. Die angebrachten Noppen lockern die Muskulatur und regen die Durchblutung an. Für die dritte Fußwohltat, bei der man sich entspannt zurücklehnen kann, ist ein williger Partner nötig, der das Kneten übernimmt.
Nicht nur die Füße, sondern auch die Hände brauchen im Winter eine besonders intensive Zuwendung. Denn auch ihre Haut produziert outdoor wegen der Kälte weniger Fett, indoor entzieht die trockene Heizungsluft ihnen Feuchtigkeit. „Also müssen wir ihnen Wasser und Fett zurückgeben", so Dr. Jan-Olaf Piontek über die wichtigen Substanzen, die in Töpfchen, Tiegeln und Tuben als Cremes, Lotionen, Öle und inzwischen auch Schaum in Drogeriemärkten, Beautystores und Apotheken erhältlich sind.
Ein weiterer Stressfaktor, dem die Hände ausgesetzt sind, ist das Waschen. Seife wirkt zwar Viren und Keimen entgegen, allerdings, so der Dermatologe, „knacke sie die Fette" und zerstöre so die schützende Fettschicht. In der aktuellen Corona-Pandemie wird das Dilemma auf die Spitze getrieben. Hände waschen hoch zehn ist zur unerlässlichen Schutzmaßnahme geworden mit dem negativen Effekt, dass die Hände nun noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Mit einer pH-neutralen Seife, die wie die Schutzschicht der Hände einen pH-Wert von 5,5 hat, kann sanft gereinigt und geschützt werden. Der pH-Wert bei „normalen" Seifen liegt weit darüber, bei acht bis zwölf Prozent. Nicht vergessen: kein heißes, sondern lauwarmes Wasser.
Gründlich waschen, gründlich abtrocknen, gründlich eincremen, dieses Pflegeritual sollte einem in Fleisch und Blut übergehen. Dabei sollte das Eincremen kein Kür- sondern ein Pflichtprogramm sein, nach jedem Händewaschen sowie häufig zwischendurch. Mit Handcremes haben die Hersteller kein Namedropping-Produkt kreiert, sondern eine fokussierte Pflege für Samtpfötchen, die auf die Bedürfnisse dieser wichtigen Extremitäten eingeht. Bei trockenen Händen helfen Cremes mit Urea, Aloe Vera mit Meeresmineralien oder Bambusextrakt. Sie spenden Feuchtigkeit und hinterlassen ein angenehmes Hautgefühl. Für Geschmeidigkeit sorgen auch nährende Inhaltsstoffe wie Sheabutter, Mandel-, Macadamia- oder Olivenöl. Cremes mit Kamillenextrakt haben eine beruhigende Wirkung auf die Haut.
Wenige Talgdrüsen – geringe Fettproduktion
Die wunderbare Muppet-Figur Miss Piggy, gehörte sie der menschlichen Spezies an, hätte, passend zu ihren überwohlgeformten Füßen, entsprechende Hände. Allerdings trägt sie immer Handschuhe und so lässt sich dies nur vermuten. Der weibliche Homo sapiens hat an den Händen eine nur sehr dünne Hautschicht mit nur wenigen Talgdrüsen und entsprechend geringer Fettproduktion. Hier machen Cremes mit einer Wasser-in-Öl-Basis mit hohem Fettanteil Sinn. Cremes mit Alkohol gilt es im Winter zu vermeiden, sie lassen die Haut noch schneller austrocknen. So gern man Parfüm trägt, Cremes mit Duftstoffen sind gerade für trockene und strapazierte Haut nicht zu empfehlen, sie können für weitere Irritationen der Haut sorgen. Ein Verzicht, mit dem man gut leben kann, ist doch das Handcreme-Angebot weit gefächert bis hin zu im Trend liegenden Produkten mit veganen Formeln.
Wie auch bei den Füßen sind „Masken" für die Hände ein Pflegeplus. Das funktioniert ganz einfach mit sehr reichhaltigen Handcremes, die man vor dem Schlafengehen aufträgt. Handschuhe aus Baumwolle oder anderen Naturmaterialien drüber und Licht aus. Zwei weitere Rituale sind fuß- wie handtauglich: Peelings, die nicht nur Hautschuppen lösen, sondern vielfach auch über eine „Extraportion Pflege" etwa in Form von Avocadoöl oder Vitamin E verfügen sowie durchblutungsfördernde Massagen mit speziellen Handmassagecremes.
Um den Kreis zu schließen, darf man sich für gepflegte und geschützte Winterhände belohnen. Die Winterzeit ist die primäre Handschuhzeit. Im Trend liegen extra lange, bis zum Ellenbogen reichende Handschuhe, vielfach aus anschmiegsamem Leder – schicker kann ein Kälteschutz kaum sein.