Die Fußball-Bundesliga startet wieder. Und mehr denn je können Clubs einen schwächeren ersten Saisonteil korrigieren. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Bayern München abermals das Rennen machen wird. Hoffnungen macht man sich aber auch in Leipzig.

Wenn der FC Bayern München bei RB Leipzig zum Rückrunden-Auftakt antritt, ist das zuvor letzte Bundesliga-Spiel 68 Tage her. Zum Vergleich: Die Winterpause im Vorjahr dauerte ganze 19 Tage. Diese lange Pause lag natürlich an der Winter-WM in Katar. Die hat auch bedingt, dass die Hinrunde nicht ganz beendet wurde und erst 15 von 34 Spielen absolviert sind. Winter-Zugänge könnten also wichtiger sein als bisher, weil man sie in 19 Spielen einsetzen kann. Dafür war es auf dem Transfermarkt zunächst erstaunlich ruhig. Wir checken, wer sich noch wie verändern könnte.
FC Bayern München: Ihre kleine Krise hatten die Münchner schon: Vier Spiele ohne Sieg zwischen dem vierten und siebten Spieltag. Dennoch haben sie nach 15 Runden vier Punkte und eine monströse Tordifferenz an Vorsprung auf die Konkurrenz. Gefühlt können nur drei Dinge die elfte Meisterschaft in Serie gefährden. 1. Eine Niederlage gleich zum Auftakt in Leipzig, die bis auf drei Punkte herankommen könnten. 2. Probleme auf der Torhüter-Position nach der Verletzung von Manuel Neuer. Und 3. Der Kater einiger Bayern-Spieler nach der für die meisten von ihnen enttäuschend verlaufenen WM. Genau das könnte im Gegenzug aber auch wieder zusätzliche Motivation bringen.

SC Freiburg: Im Sommer haben wir die Freiburger an dieser Stelle als „Geheimtipp für die Champions League“ bezeichnet. Inzwischen sind sie längst mehr. Denn Rang zwei ist kein Zufall. Die Freiburger verloren nur die drei Spiele gegen die Topteams Dortmund, München und Leipzig. Sie sind überdies noch im Pokal und in der Europa League dabei. Die Dreifach-Belastung ist dennoch wohl die größte Gefahr im Kampf um den mehr denn je möglichen historischen Einzug in die Champions League.
RB Leipzig: Die Trennung von Trainer Domenico Tedesco erfolgte erstaunlich schnell nach dem DFB-Pokalsieg. Doch unter Nachfolger Marco Rose startete RB durch: zwölf Siege in 16 Pflichtspielen. Als Dritter in der Winterpause könnte Leipzig durch einen Sieg im Auftaktspiel gegen die Bayern auf drei Punkte an die Münchner heranrücken – und wären mit ihren Stars wie Christopher Nkunku, Dani Olmo oder WM-Durchstarter Josko Gvardiol spätestens dann der große Bayern-Jäger.
Leipzig lauert hinter den Bayern

Eintracht Frankfurt: Die Eintracht holte nach dem Europa-League-Triumph mit Frankreichs WM-Shootingstar Randal Kolo Muani und dem wiedererstarkten Mario Götze Knaller für die Offensive und erzielten folglich nach den Bayern die zweitmeisten Tore. Und sie qualifizierten sich in der Champions League nicht nur fürs Achtelfinale, sondern haben als Vierter beste Chancen, auch im kommenden Jahr in der Königsklasse dabei zu sein.
Union Berlin: Sieben Wochen und damit fast die halbe bisherige Saison waren die Köpenicker Tabellenführer. Ein Punkt und 3:11 Tore in der englischen Woche zum Abschluss bedeuteten den Absturz auf Rang fünf. Das zeigt, dass das stabile Gebilde Union doch anfällig sein kann. Die Champions League wird deshalb schwer zu erreichen sein, aber die dritte Europacup-Qualifikation in Folge ist alles andere als illusorisch.

Borussia Dortmund: Auch der beliebte Ur-Dortmunder Edin Terzic hat dem BVB-Team die Launen bisher nicht austreiben können. Nach zwei Niederlagen zum Abschluss gingen die Dortmunder gar schwermütig als Sechster in die Winterpause. Man starte deshalb „nicht bei Null, sondern bei Minus“, gab Terzic zu. Zum Bayern-Jäger wird es dieses Jahr nicht reichen, die Champions-League-Qualifikation muss es aber schon sein.
VfL Wolfsburg: Der Start war komplett in die Hose gegangen. Bis zum sechsten Spieltag musste Wolfsburg auf den ersten Sieg warten, nach der siebten Runde waren die Wölfe Vorletzter. Und mancher mutmaßte gar, ob Trainer Niko Kovac der Richtige ist. Das zeigte der frühere Bayern-Coach dann in der zweiten Hälfte der bisherigen Saison. Acht Spiele ohne Niederlage, Rang sieben und in Schlagdistanz nach oben – mit diesem Schwung dürfte Wolfsburg ein heißer Europacup-Kandidat sein.
Wundertüte Gladbach

Borussia Mönchengladbach: Die Gladbacher waren bisher die Wundertüte der Liga. Mal furios wie beim 3:0 gegen Leipzig, dem 5:2 gegen Köln oder dem 4:2 gegen Dortmund. Mal desaströs wie beim 1:5 in Bremen. Konstanz ist für die auswärts noch sieglosen Borussen deshalb das Schlagwort für die Rest-Saison. Aber gar nicht so einfach hinzukriegen, denn bei kaum einem anderen Team gibt es bei so vielen wichtigen Spielern eine ungeklärte Zukunft. Deshalb ist Gladbach im Kampf um Europa Außenseiter. Und steht im Sommer am Scheideweg.
Werder Bremen: Im Gegensatz zu den Schalkern vertrauten die Bremer größtenteils der Aufstiegsmannschaft – und nahmen den Schwung mit. Stürmer Niclas Füllkrug schaffte es zur WM, Trainer Ole Werner (34) schrieb sich in die Notizbücher großer Clubs. Ob Werder weiter so performt, darf bezweifelt werden. Doch da der Abstand auf den Relegationsplatz sieben Punkte beträgt, dürfen die Bremer auf eine ruhige Rest-Saison mit frühzeitiger Planungssicherheit hoffen.

FSV Mainz 05: Die Mainzer sind aktuell das Mittelklasse-Team der Liga. Sechs Punkte bis Europa, sechs Punkte zu den Abstiegsplätzen. Bei den Einzel-Ergebnissen durchaus auch mal launisch (2:6 in München nach 5:0 gegen Köln), aber insgesamt stabil, eklig zu spielen, schwer zu schlagen. Das ist auch das größte Pfund in der Rest-Saison. Die Mainzer sollten nach unten schauen, sind aber nicht der klassische Abstiegskandidat.
TSG Hoffenheim: Der als Schweizer Meister in die Bundesliga zurückgekehrte Ex-Schalke-Trainer André Breitenreiter schien mit drei Siegen in vier Spielen schnell einzuschlagen. Der Fußball der Hoffenheimer war auch oft schön anzusehen. Nur ein Punkt aus den letzten fünf Spielen sorgte aber für den Absturz ins Mittelfeld. Die Gegner waren stark, doch das zeigte eben, dass es für ganz oben aktuell nicht reicht. Die erhoffte Qualifikation für Europa ist deshalb noch möglich, aber unwahrscheinlich.
Bayer Leverkusen: Im Sommer waren sie in Leverkusen alle happy mit Trainer Gerardo Seoane. Deshalb haben sie auch so lange wie möglich an ihm festgehalten. Irgendwann musste der Schweizer doch gehen, acht Niederlagen in zwölf Pflichtspielen waren mit diesem Kader einfach zu viel. Weltstar Xabi Alonso hatte dann auch einen schweren Start, die letzten Spiele und vor allem die Rückkehr von Jungstar Florian Wirtz nach Kreuzbandriss machen aber Hoffnung. Die Champions League scheint zu weit weg, die Europa League aber durchaus machbar. Wichtig wäre aber auch, dass Torjäger Patrik Schick wieder in die Spur findet.
Auch Augsburg muss noch zittern

1. FC Köln: Die Premieren-Saison unter Trainer-Urgewalt Steffen Baumgart endete mit dem Einzug in die Conference League. Mit vielen Verletzten zollten die Kölner der Zusatzbelastung aber Tribut. Und die Frage vor dem Wiederbeginn ist: War der Einbruch zum Ende des Jahres nur dieser Tatsache geschuldet? Oder hat Köln vorher einfach überperformt und ist nicht besser? Grundsätzlich war die größte Stärke des Teams zuletzt immer, ein Zeichen zu setzen, wenn alle auf den Absturz warteten. Das gibt Selbstvertrauen. Aber bei nur noch drei Punkten Vorsprung auf Rang 16 sollte der FC auf der Hut sein.
FC Augsburg: Meist sah das, was der junge Trainer Enrico Maaßen mit den Schwaben veranstaltete, gut aus. Zäh wie eh und je, aber aktiver und öfter mit spielerischen Akzenten agierte der FCA. Doch im Oktober kam ein Bruch und nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg hat Augsburg wieder nur einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone. Und muss bei dem schweren Auftakt gegen Dortmund, Gladbach, Freiburg und Leverkusen gleich punkten, um nicht vollends in Not zu geraten.
Hertha BSC: Auch Berlins neuer Trainer Sandro Schwarz hat gefühlt etwas bewirkt, was sich in Zahlen und Ergebnissen aber nur unzureichend ausdrückt. Unter dem Strich steht deshalb: Nach der erfolgreichen Relegation schwebt die Hertha schon wieder in allerhöchster Abstiegsgefahr. Ein Pfund könnte die Defensive sein. Nur die ersten Sieben der Tabelle kassierten bisher weniger Gegentore.

VfB Stuttgart: Den erfrischenden Weg mit jungen Wilden hat der VfB in höchster Not verlassen. Unter dem vielerorts kritisch beäugten Trainer-Rückkehrer Bruno Labbadia zählen jetzt vor allem harte Arbeit und Pragmatismus. Das sollte von Beginn an klappen, denn der Spielplan sieht ein halbwegs dankbares Startprogramm vor, bevor ein heißer März bevorsteht. Es dürfte aber eng werden und eine ähnliche Zitterpartie werden wie bei der Last-Minute-Rettung im Vorjahr.
VfL Bochum: Das war ein harter Aufschlag nach zwei Jahren auf der Euphorie-Wolke mit Aufstieg und Klassenerhalt: Sechs Niederlagen in den ersten sechs Spielen zogen die zudem erstaunlich unharmonische Trennung von Trainer Thomas Reis nach sich. Nachfolger Thomas Letsch schaffte mit vier Siegen aus acht Spielen aber absolut den Anschluss mit einem Punkt Rückstand auf das rettende Ufer. Der erneute Klassenerhalt wird für den vor allem defensiv anfälligen VfL dennoch sehr schwer.
FC Schalke 04: Die Aufstiegsmannschaft umzubauen und damit auch die Euphorie zunichtezumachen, war im Sommer wohl der Kardinalfehler. Zumal viele Neue floppten und sich Trainer Frank Kramer wie von vielen befürchtet als die nicht richtige Wahl erwies. Nachfolger Reis baute rund ums Team einiges um, steht aber dennoch vor einer Mammutaufgabe. Zumal Schalke ein extrem schweres Auftakt-Programm hat.