Theater
Trägerschaft für Ensemble?
Der 125. Geburtstag von Bertolt Brecht war Anlass, sich um die Zukunft des Berliner Ensembles Gedanken zu machen. Das Land Berlin will nun das von Bertolt Brecht gegründete Berliner Ensemble als landeseigene Gesellschaft übernehmen.
Dazu plane Berlin die bisher von Intendant Oliver Reese als privatem Gesellschafter gehaltenen Anteile zu erwerben, verkündete Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Geburtstag des Dramatikers. „Brecht und sein Haus werden wieder ganz Berliner“, so Lederer.
Das Theater am Schiffbauerdamm war 1892 mit „Iphigenie auf Tauris“ von Goethe eröffnet, von Brecht 1954 übernommen und in Berliner Ensemble umbenannt sowie nach dem Fall der Mauer in ein privatrechtliches Unternehmen umgewandelt worden.
Intendant Oliver Reese freut sich über die Absichtserklärung des Kultursenators und will alles für eine zügige Umsetzung des Vorhabens tun. „Ich habe Klaus Lederer bereits vor zwei Jahren angeboten, dem Land Berlin meine Gesellschaftsanteile zu verkaufen. Ich finde, die Zeit für diesen Schritt ist nun gekommen: Das Berliner Ensemble ist aktuell sehr gut aufgestellt und gehört zu den wichtigsten Kultureinrichtungen Berlins.“ Lederers Plänen müssen noch Senat und Parlament zustimmen.
Zwei Millionen Euro pro Film
Das mittlere Budget eines 2020 angelaufenen oder für den Kinostart vorgesehenen europäischen Spielfilms liegt bei 2,06 Millionen Euro. Davon sind 26 Prozent öffentliche Finanzierungen, Investitionen von Produzenten und Rundfunkveranstaltern jeweils 18 Prozent. Wenn Marktgröße und Budgetvolumen zunehmen, verringert sich der prozentuale Anteil der direkten öffentlichen Förderung an der Filmfinanzierung.
Das geht aus dem jährlichen Bericht hervor, den die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle und die European Film Agency Research Network erarbeiten. Untersucht wurden die Budgets von 482 europäischen Realspielfilmen. 2019 waren es noch 651 angelaufene Filme. Während 2020 durch die pandemiebedingten Schließungen die Kinostarts zurückgingen, gab es in der Finanzierungsstruktur der Filme keine sichtbaren Veränderungen. Mögliche Auswirkungen auf die Finanzierung werden sich vermutlich erst in Daten zu Filmen mit Kinostart von 2021 bis 2023 zeigen.
Kulturverführung vom 17. Februar 2023
Kino: Die Berlinale läuft und bietet bis zum 26. Februar einen umfassenden Einblick in das, was momentan international an Spiel- und Dokumentarfilmen produziert wird. In der Perspektive Deutsches Kino beispielsweise wird der hochaktuelle und aufwühlende Film „Sieben Winter in Teheran“ gezeigt. Er erzählt die Geschichte einer Studentin, die nach sieben Jahren Gefängnis in Teheran wegen Mordes gehängt wird. Sie hatte in Notwehr gegen einen Vergewaltiger gehandelt und sollte für eine Begnadigung ihre Aussage zurücknehmen. Vorführungen von „Sieben Winter in Teheran“ gibt es im Cubix 8 am Alexanderplatz am 17., 18. und 19. sowie am 25. Februar – am 18. mit einem anschließenden Filmgespräch. Ebenfalls am 18. Februar findet im Bundesplatz-Kino eine Lesung aus dem Buch „Wie man ein Schmetterling wird“ statt. Die Autorinnen zeichnen darin die Geschichte der verurteilten Studentin nach, sie diskutieren im Anschluss an die Lesung unter anderem mit Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi und einer Vertreterin von Amnesty International. Weitere Berlinale-Termine auch auf www.berlinale.de.
Musik: „Schall und Rausch“ – so lautet der verheißungsvolle Titel eines Festivals für „brandneues Musiktheater“ der Komischen Oper. Bis zum 26. Februar stehen dabei auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei im Bezirk Neukölln Konzerte und Performances von Profi-Musikern und Amateuren auf dem Programm. Da präsentiert Schorsch Kamerun eine Musiktheaterinstallation im Vollgutlager unter dem Motto „Der diskrete Charme der Reduktion“ und sieben südafrikanische Sängerinnen und Sänger setzen sich in „African Exodus“ mit Migrationsgeschichten der Bantu aus der Niger-Kongo-Region auseinander. Barocke Klänge, Elektrosounds, Trance-Rituale und Dada-Blues – „Schall und Rausch“ lässt in ungewohnte Klangwelten eintauchen und bietet einen wilden Mix aus Musikstilen und unterschiedlichsten künstlerischen Ansätzen. Informationen zum Festival und Tickets: www.komische-oper-berlin.de.
Ausstellung: Alexandria, am 18. September 1842. Alle Mitglieder der königlich-preußischen Expedition treffen sich im Hafen der Stadt, um gemeinsam auf eine dreijährige Forschungsreise zu gehen. Die Teilnehmer sollen im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. die Altertümer entlang des Nils erforschen, sie dringen bis in Gebiete des heutigen Sudans vor und bringen von ihrer Expedition unter anderem Skulpturen und Gebrauchsgegenstände sowie Jahrtausende alte Papyri mit. Darum geht es in der Ausstellung „Abenteuer am Nil“, die noch bis zum 7. März im Neuen Museum gezeigt wird. Informationen zu Öffnungszeiten und Rahmenprogramm www.smb.home. Sabine Loeprick