Pop-Geschichte
Frank Sinatra – My Way
Als Frank Sinatra 1998 starb, färbte sich zu Ehren von „Ol’ Blue Eyes“ die Spitze des Empire State Buildings in New York für drei Tage blau. Sein bekanntestes Lied ist „My Way“, obwohl er selbst es nicht besonders mochte. Sinatra hätte sich wohl im Grabe umgedreht, als Donald Trump zu diesem Lied den ersten Tanz mit Melania nach seiner Wahl zum Präsidenten am 20. Januar 2017 im Weißen Haus tanzte. Umgehend meldete sich Sinatras Tochter Nancy via Twitter zu Wort, um auf die ersten Worte des Liedes hinzuweisen: „And now the end is near“ …
Übrigens: In den weltweiten „Beerdigungs-Hitlisten“ ist die musikalische Bestandsaufnahme von Frank Sinatra ganz vorne dabei.
1967 ist kein gutes Jahr für Frank Sinatra. Seine Clique, das berüchtigte Rat Pack, fällt auseinander. Wegen seiner Verbindungen zur Mafia ist ihm das FBI auf den Fersen, und in seiner Ehe mit der 30 Jahre jüngeren Mia Farrow fliegen schon nach einem Jahr die Fetzen. Wenn er Schlagzeilen macht, dann negative. Als ihm ein Hotelmanager in Las Vegas den Kredit im Casino streicht, weil er bei ihm bereits hoch in der Kreide steht, rast er nach draußen, zerrt Mia in ein Golfcart und rast frontal durch die Frontscheibe des Hotels, woraufhin ihm der Manager sämtliche Kronen aus dem Mund schlägt. Frank ist in einem desolaten Zustand, als er sich wenig später mit Paul Anka trifft. „Ich habe es satt, ich nehme noch ein letztes Album auf, dann ist Schluss!“, verkündet der 50-Jährige. „Also beeil dich, falls du doch noch ein Lied für mich schreiben willst.“ Anka ist gerade 25 Jahre alt, er wollte immer schon den ultimativen Song für sein Idol schreiben. Die passende Melodie kommt ihm im Frankreich-Urlaub zu Ohren. Claude François betrauert in „Comme d’habitude“ das Ende seiner Beziehung zu France Gall, Anka sichert sich sofort die Rechte. Zurück in New York, setzt er sich nachts um ein Uhr an die Schreibmaschine und versucht, sich in den 50-jährigen Sinatra hineinzuversetzen. Um fünf Uhr ist der Text fertig. Stolz ruft er Frankie in Las Vegas an und berichtet von seinem Werk, das für immer mit Frank Sinatra verbunden sein wird. Sinatra zögert, als er den musikalischen Schwanengesang hört, so ernst hat er es doch auch nicht gemeint mit seinem Rückzug. Trotzdem nimmt er „My Way“ kurz vor Silvester 1968 auf. „The Voice“ singt seine Hymne noch viele Jahre, bis sich der Vorhang 30 Jahre später für „Ol’ Blue Eyes“ am 14. Mai 1998 für immer schließt. Bettina Exner
Kulturverführung vom 20. Januar 2023
Musiktheater: Die „weltweit erste queere Operette“ kann man zurzeit im BKA-Theater in Berlin-Kreuzberg erleben – die „Operette für zwei schwule Tenöre“. Der Plot: Das schwule Pärchen Tobi und Jan hat sich im dörflichen Alltag eingerichtet, nachdem Tobi sich aus dem hektischen Berlin zurückgezogen hat. Doch mit der Idylle ist’s nicht von Dauer, denn während der Großstadtmensch das Leben auf dem Land idealisiert, will sein im Dorf aufgewachsener Partner eigentlich bloß noch von dort weg. Das Stück von Florian Ludewig und Johannes Kram wurde im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Musical Theater Preis für die besten Liedtexte ausgezeichnet. Ein Stück Musiktheater, das zwar an die Tradition der Berliner Operette der 1920er-Jahre anknüpft, aber mit modernen Mitteln eine berührende und manchmal ziemlich komische Geschichte erzählt. Das nächste Mal am 21. Januar, um 20 Uhr. Zwei Tage später übernimmt das Improvisationstheater „Chaos Royal“ die BKA-Bühne und serviert dort ein üppiges Menü zwischen Drama und Comedy – das Publikum bestimmt, wie genau die Mischung ausfallen wird. Mehr zum Programm des BKA-Theaters und Tickets: www.bka-theater.de.
Literatur: Auch die Berliner Vorlesebühnen versammeln sich immer wieder gern zu ihren Gipfeltreffen – das nächste findet am 21. Januar in der Alten Kantine der Kulturbrauerei statt. Was die Besucher erwartet? Autor und Impro-Schauspieler Dan Richter heißt als Gastgeber und Conferencier die wichtigsten Akteure der Berliner Lesebühnen-Szene, Musiker, Comedians, Poetry-Slammer und -slammerinnen willkommen. So sind am 21. Januar beispielsweise Jochen Schmidt, Insa Sanders, Manfred Maurenbrecher und Tube mit von der Partie. Beginn ist um 20 Uhr. Die Woche darauf findet am Sonnabend, 28. Januar, um 20 Uhr, das „Kantinenlesen“ statt – dann mit Stephan Serin, Konrad Endler, Thilo Bock und Isobel Markus. Mehr zum Kantinenlesen-Programm sowie Ticketvorverkauf: www.kantinenlesen.de.
Museum: Wie wäre es mit Museums-Hopping in Potsdam? Beginnen könnte die Tour im Filmmuseum, wo die Dauerausstellung unter dem Motto „Traumfabrik“ einen Überblick über „100 Jahre Film in Babelsberg“ bietet. Dazu wird momentan ein Teil der Sammlung Werner Nekes gezeigt. Der Künstler und Experimentalfilmer hatte historische Apparate aus aller Welt gesammelt, die für frühe Formen des Geschichtenerzählens stehen – von der Camera Obscura bis hin zum Riesen-Kaleidoskop. Zu einem Spaziergang durch die Stadtgeschichte lädt die Ausstellung im Potsdam-Museum ein und zeigt die Gesichter Potsdams unter anderem als Residenz-, Manufaktur- und Garnisonsstadt. Weitere Informationen: www.potsdam-museum.de; www.filmmuseum-potsdam.de. Sabine Loeprick