Ist der Geist erst einmal aus der Flasche, kriegst du ihn beim besten Willen kaum wieder zurück. Und ist er erst einmal losgelassen, entwickeln sich schnell bekannte Muster. Erst einmal ein entsetzter Aufschrei, dann eine schleichende Gewöhnung, und irgendwann ist es halt so, wie es nun mal ist.
Um die Abschaffung der Wehrpflicht ist lange diskutiert worden, vor etwas mehr als zehn Jahren war es dann soweit. Jetzt wird wieder diskutiert, und die Diskussion folgt einem bekannten Muster. Dass der neue Verteidigungsminister gleich mal sein Bedauern über die damalige Entscheidung kundtat, hat gereicht. Was soll’s, dass er sogleich ergänzte, er habe ein Problem, der jüngeren Generation eine solche Pflicht aufzubürden. Der Geist in der Flasche hat Luft geschnappt. Vielseitige strikte Ablehnung hat ihn nicht wieder in die Flasche zurückgedrängt.
Mit großer Sicherheit ist davon auszugehen, dass die frühere Wehrpflicht kein Comeback feiern wird. Dafür sprechen alleine schon viele pragmatische und inhaltliche Gründe.
Bemerkenswert ist allerdings, wie sehr sich unser Diskurs in kürzester Zeit, nämlich binnen eines Jahres, verändert hat.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass einmal mehr die Diskussion um ein (soziales) Pflichtdienstjahr um sich griff, um aber dann ebenso wieder einmal ziemlich leise in der Geisterflasche zu verschwinden. Von großem Bedauern war kaum die Rede. Dabei haben die Gründe dafür noch zugenommen. Einer davon: Unerbittlichkeiten, Intoleranz, geäußerte und tatsächliche Aggressionen haben ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Eine soziale Dienstpflicht mag da kein Allheilmittel sein, ein Korrektiv könnte sie allemal sein.
Über Waffenlieferungen und andere Hilfen für die Ukraine zu diskutieren, auch darüber, wie wehrhaft wir und unsere Bundeswehr sind, ist das eine. Gleichzeitig über eine soziale Dienstpflicht nachzudenken, wäre auch ein Zeichen von Wehrhaftigkeit, wenn es denn schon darum geht, unsere Werte zu verteidigen.