Alle Welt redet über die Bahn. Es gibt ja auch ausreichend viel Anlass. Eigentlich wäre aber viel spannender, über die Post zu reden. Wer Aktien hat, sollte sich im Grunde fast jeden Tag neu freuen dürfen. Briefe schreiben ist wieder groß in Mode. Von wegen digitale Welt und papierlose Kommunikation!
Da schreiben sich Bundesminister gegenseitig nette Grußadressen. Was die können, können wir auch, dürfte inzwischen das Arbeitsmotto in so manchem Rathaus sein. Da schreibt mal der eine Bürgermeister was zu Flüchtlingen, ein anderer zu Kommunalfinanzen. Postverteiler haben vergleichsweise wenig Arbeit. Die Adresse lautet regelmäßig: Berlin – Bundeskanzleramt.
Ob dort zusätzliche Feuerlöscher ob der vielen Brandbriefe bereit stehen, ist nicht bekannt.
Ob die überhaupt gebraucht würden, wäre auch fraglich. Im Kanzleramt ist ohnehin bekannt, was in der Post ist. Schließlich gehört zum Prozedere dazu, dass die Absender ihrerseits auch Medien informieren, dass – und was – sie der Regierungszentrale mitzuteilen haben.
Natürlich lässt sich derart über die postalischen Grüße lästern. Aber tut das nicht denen Unrecht, die schließlich ernste Probleme ans Kanzleramt adressieren? Die Lage der Kommunen in bestimmten Regionen ist unstrittig ernst. In manchen Fragen unterschiedlich ernst, bei unterschiedlichen Herausforderungen erst recht. Womit es letztendlich um nicht weniger geht als Solidarität. Vertikal und horizontal, also von oben nach unten und untereinander.
Über die finanziellen Aspekte dabei ist im Grunde in den letzten Jahren bereits alles gesagt und bekannt. Beim Thema Flüchtlinge dito. Insofern ist in gewisser Weise verständlich, wenn sich so mancher Rathauschef mal brieflich dokumentiert positioniert, dass bei allem Bekannten nach wie vor keine wirkliche Lösung in Sicht ist.
Am Ende darf sich bei all den Schreibereien allerdings niemand wundern, wenn weniger wohlmeinende Zeitgenossen dahinter ganz andere als in der Sache ehrenwerte Gründe wittern. Was, wie fast immer im Leben, mal mehr, mal weniger auch zutrifft – und am Ende den ernstzunehmenden Anliegen nicht wirklich weiterhilft.