Dwight D. Eisenhower war einer der populärsten Amerikaner des 20. Jahrhunderts. Mit Klugheit und Augenmaß führte er sein Land durch die Klippen der Zeit. Vor 50 Jahren starb der 34. US-Präsident.
Als „General of the Army" bekleidete er den höchsten militärischen Rang und als Präsident das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten von Amerika. Ein Genie der Kriegsführung und der Staatsführung war er allerdings nicht. Dafür besaß er aber ein ungewöhnliches Talent für Freundlichkeit, Freundschaft und Optimismus. Auf dem Höhepunkt seiner politischen Laufbahn flogen ihm die Herzen der Amerikaner zu: „I like Ike", tönte es damals von New York bis San Francisco. Man sehnte sich nach den kräftezehrenden Jahren des Krieges nach Frieden und Wohlstand, Ruhe und Stabilität. Und der General mit dem breiten Lächeln schien genau das zu garantieren.
Dwight D. Eisenhower war der 34. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er entstammte einer Farmerfamilie deutscher Herkunft, seine Vorfahren kamen wahrscheinlich aus Karlsbrunn an der saarländisch-französischen Grenze. Geboren 1890, stand Eisenhowers Wiege in Texas, aufgewachsen war der Arbeitersohn mit sechs weiteren Brüdern in bescheidenen Verhältnissen in Abilene, einem Städtchen in Kansas. Die Einkünfte des Vaters, Mechaniker in einer Molkerei, waren so gering, dass Sohn Dwight mit Einnahmen aus Gelegenheitsjobs das Studium eines älteren Bruders mitfinanzieren musste.
Er war fast schon zu alt, als er sich 1911 um die für Nichtvermögende kostenlose Ausbildung an der Militärakademie West Point bewarb. 1917 ging Eisenhower als Leutnant mit einem Panzerkorps an den europäischen Kriegsschauplatz. 1926 absolvierte er als Jahrgangsbester die Generalstabsschule. Als die USA 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintraten, war Eisenhower Oberleutnant, weniger als zwei Jahre später bereits Vier-Sterne-General. George C. Marshall, der spätere Außenminister und Schöpfer des Hilfsprogramms für das zerstörte Europa, war sein größter Förderer.
Als Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa leitete Eisenhower im November 1942 die Landung der Alliierten in Nordafrika und am 6. Juni 1944 die Invasion in der Normandie. Es war die größte Stunde des Generals. Deutsche Versuche, ihn für eine Teilkapitulation des Reiches gegenüber den westlichen Alliierten zu gewinnen, hatte er zurückgewiesen. Er bestand auf der Strategie des „total victory", die ungewollt Volk und NS-Regime in Deutschland fester aneinander band und die Chancen des deutschen Widerstandes entscheidend verschlechterte.
Dunkles Kapitel Kriegsgefangene
Den Feldzug in Europa sah Eisenhower als Kreuzzug gegen das Übel Hitler. Seine Mutter Ida, eine christliche Pazifistin, hatte dem Sohn den Spruch mit auf den Weg gegeben, dass vom Schwerte sterben werde, wer zum Schwert greife. Das verfehlte seine Wirkung nicht. Eisenhower gestand seinem Bruder Arthur im April 1943 in einem Brief, er verabscheue den Krieg. Pazifist sei er dennoch nicht – weil er die Nazis noch mehr hasse als den Krieg und weil er aus Pflichtgefühl gegenüber dem Vaterland handele.
Der General dachte nicht politisch, als er 1945 – den Befehlen gehorchend – die Rote Armee Stalins bis ins Herz Deutschlands vordringen ließ. Berlin war für ihn damals nur ein „Haufen Trümmer", der keinen Konflikt mit den Sowjets lohnte. Als man ihm im April 1945 das bei Weimar in Thüringen gelegene Konzentrationslager Buchenwald zeigte, musste sich der General übergeben. Ein Volk, das solche Abscheulichkeiten geduldet hatte, verdiente seiner Meinung nach die gerechte Strafe. Bei der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch Deutschland am 8. Mai 1945 in Reims weigerte sich Eisenhower, einen Vertreter der Besiegten zu empfangen.
Über das Schicksal deutscher Kriegsgefangener in amerikanischen und französischen Lagern in den Jahren 1945 und 1946 kam es infolge einer Studie des kanadischen Historikers James Bacque („Der geplante Tod") nach 1989 zu heftigen Debatten. Der Historiker bezifferte die Gesamtzahl der in amerikanischem und französischem Gewahrsam ums Leben gekommenen deutschen Kriegsgefangenen auf eine Million. Während Betroffene überwiegend beipflichteten, widersprach das Eisenhower Center der Universität New Orleans der These, Ursache des Massensterbens sei eine zielgerichtete Politik Eisenhowers gewesen.
Im November 1945 verließ Dwight D. Eisenhower seinen Posten als US-Militärgouverneur und Oberbefehlshaber in Deutschland. Präsident Harry S. Truman hatte ihn zum Generalstabschef berufen. Das Fraternisierungsverbot für US-Besatzungssoldaten gegenüber der deutschen Bevölkerung („Sei misstrauisch gegenüber jedermann! Vergiss nie, dass du als Eroberer hier bist, nicht als Befreier! Sei höflich, aber kurz angebunden mit den Deutschen!") hatte Eisenhower bereits am 10. Oktober 1945 aufgehoben. Nun durften GIs auch offiziell mit deutschen „Frolleins" anbandeln. Als Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa ab Dezember 1950 setzte sich Eisenhower für den Nato-Beitritt der Bundesrepublik ein. Der lag im Interesse der westlichen Verteidigung gegen den sowjetischen Ausdehnungsdrang. Er habe wohl „zu lange in der Sonne gestanden" entgegnete Eisenhower einem Journalisten, als dieser während des Krieges orakelte, in dem erfolgreichen Generalissimus stecke ein künftiger US-Präsident. Es war nicht absehbar, dass „Ike" 1952 als Kandidat der Republikaner antreten, siegen und 1956 eine zweite Amtsperiode als US-Präsident anfügen würde.
Slogan „Frieden und Wohlstand"
1952 brachte ihm das später auch eingehaltene Versprechen, den Koreakrieg zu beenden, die Stimmenmehrheit. Die Steuern wurden gesenkt, das Arsenal auf Atomwaffen umgestellt. Derweil ermahnte Außenminister John Foster Dulles mit erhobenem Finger Freund und Feind und wies der sowjetischen Expansionsneigung die Grenzen auf. Das schätzte auch der Bonner Regierungschef Konrad Adenauer, der mit Dulles auf gutem Fuß stand.
Eisenhowers Wahlslogan „Peace and Prosperity" (Frieden und Wohlstand) war so zugkräftig, dass ihm die Amerikaner 1956 einen zweiten Erdrutschsieg bescherten – und das trotz eines Herzinfarktes im gleichen Jahr und einer Darmoperation. Die Intellektuellen unterschätzten den zum Politiker gewordenen Ex-General. Doch seine Strahlkraft blieb ungebrochen. Ein erstaunter Beobachter sagte: „Die Amerikaner brauchen den Präsidenten nur zu sehen, und schon fühlen sie sich wohl!"
Im September 1957 zeigte „Ike", dass es ihm mit der Überwindung der Rassentrennung ernst war. Er entsandte Bundestruppen nach Little Rock im Staat Arkansas, damit schwarze Schüler in eine bisher „weiße" Schule eintreten konnten. Im Zeichen des Ost-West-Konfliktes war Eisenhower nach dem Zweiten Weltkrieg zum Antikommunisten geworden.
Konsenspolitik als große Stärke
Die Einsicht der Absurdität nuklearer Kriegführung machte ihn zum ersten „Entspannungspräsidenten". Der erste große Entspannungsgipfel in Genf scheiterte jedoch 1955. Weitere Rückschläge standen Eisenhower noch bevor: Ungarn-Aufstand (1956), Sputnik-Schock (1957) und Berlin-Krise (1958). Militärischen Konfrontationen ging Eisenhower bis zum Ende seiner Amtszeit 1961 mit kühler Überlegung aus dem Weg, ersparte seinen dafür dankbaren Landsleuten eine Menge Ärger und überließ es seinen Nachfolgern, die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Der 34. US-Präsident starb am 28. März 1969 mit 78 Jahren auf seinem Alterssitz, einer liebevoll restaurierten Farm, an historischem Ort in Gettysburg in den grünen Hügeln Pennsylvanias. Er erlebte noch die Ermordung John F. Kennedys (1963), Robert F. Kennedys (1968) und des Bürgerrechtlers Martin Luther King (1968). Auch bekam er die Anfänge des Vietnamkrieges ab 1964 mit. Dieser verdunkelte das Bild jener Großmacht, ohne deren unerschrockenes Engagement das Hitlerregime wohl kaum hätte bezwungen werden können.
Dwight D. Eisenhower galt als „einer der populärsten Amerikaner" des 20. Jahrhunderts" („Die Welt" vom 29. März 1969). Sein „fast nachtwandlerisches Talent zur Konsenspolitik" (H. P. Schwarz) nach innen und außen lässt Politikanalysten noch immer staunen.