In der Debatte um die Kostenbeteiligung von Vereinen bei Fußballspielen mahnt David Maaß, 34, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), vor Aktionismus und vor voreiligen Handlungen.
Herr Maaß, Sie sind in der vergangenen Woche in offenen Widerspruch zu Innenminister Klaus Bouillon gegangen. Dies hat auf den ersten Blick überrascht, da sich der Minister ja für eine Entlastung der Polizei starkgemacht hat.
Moment, eine Entlastung der Polizei hinsichtlich der Probleme wie Personalmangel oder Überstunden, wäre auch nicht sichtbar, wenn sich die Fußballclubs künftig an den Einsatzkosten beteiligen würden. Ich bin aber zunächst sehr dafür, dass wir diese Debatte nicht populistisch führen, sondern uns an den Realitäten orientieren. Das Urteil hat noch keine Rechtskraft, die DFL kann noch vor das Bundesverfassungsgericht gehen. Wir sollten abwarten, was am Ende rauskommt und dann konstruktive Diskussionen führen. Außer Frage steht, dass die Polizei für den Schutz des öffentlichen Raumes zuständig ist, und das muss auch so bleiben.
Aber in der Bevölkerung gibt es gerade unter den Nicht-Fußballfans durchaus Sympathien für die Idee, dass Fußballclubs quasi für ihre Fans haften sollen.
Wie soll das in der Realität gehen? Generell ist es schon so, dass die Vereine sehr viel für die Sicherheit in den Stadien tun und dort mit einem professionellen Ordnungsdienst arbeiten. Aber welche Handhabe hat ein Club, wenn es beispielsweise am Bahnhof Probleme gibt? Was macht ein Verein, wenn sich Fans während einer Zugfahrt prügeln? Oder noch krasser formuliert: Ein Heimverein mit absolut friedlichen Fans trifft auf einen Club mit Problemfans. Soll dann der Heimverein bezahlen? Oder wird das auf den Gast umgelegt? Da fehlt es mir dann doch an Vorstellungskraft, wie das konkret funktionieren soll. Ich sehe zudem noch weitere Probleme.
Und die wären?
Wenn die Vereine bezahlen müssten, würden sie zwangsläufig den Anspruch erheben, bei der Einsatzplanung mitzureden. Einfach formuliert: Jeder Verein hätte dann ein natürliches Interesse, die Zahl der Beamten möglichst gering zu halten. Das wäre für die Kollegen ein absolutes Sicherheitsrisiko und wird in der Realität niemals funktionieren.
Nun hat Herr Bouillon auch gefordert, dass das Land sich aus den Fanprojekten zurückziehen soll. Da haben Sie auch umgehend widersprochen. Warum?
Ich habe mich über den Zeitpunkt gewundert. Wir hatten gerade ein absolut friedliches Saar-Derby zwischen Saarbrücken und Homburg hinter uns. Das kann man auch als Beleg sehen, dass das Fan-Projekt Innwurf gute Arbeit leistet. Die Prävention gerade im Hinblick was die Gewalt gegen Polizeibeamte angeht, sollte man nicht unterschätzen. Außerdem: Wir reden von 30.000 Euro, die aus dem Landeshaushalt in dieses Projekt gehen, das ist doch ein sehr überschaubarer Betrag. Daher fehlt mir ein bisschen das Verständnis für diesen Vorschlag.
Ihre Prognose: Wie wird die Sache ausgehen?
Das ist schwer zu sagen, hängt auch vom weiteren juristischen Vorgehen ab. Grundsätzlich ist am Ende eine ausgewogene politische Lösung nötig. Wir sollten auch nicht vergessen, dass der Fußball ein Stück weit Allgemeingut ist. Wenn die Vereine bezahlen müssen, werden sie das auf die Eintrittspreise umlegen. Das kann auch nicht die Lösung sein.