Sportlich ist die Situation für den 1. FC Kaiserslautern schwierig genug. Nun ist sie komplett eskaliert. Vor dem Heimspiel gegen den SV Meppen formieren sich die Fans.
Wenn der 1. FC Kaiserslautern am Samstag um 14 Uhr auf den SV Meppen trifft, wird im Vorfeld vieles anders sein. Mehr als zwei Jahrzehnte lang tönten „Ehrmann, Ehrmann"-Sprechchöre durch das Fritz-Walter-Stadion, sobald der frühere Torwart und spätere Torwarttrainer seine Keeper zum Aufwärmen schickte. Vor knapp zwei Wochen wurde Ehrmann völlig überraschend freigestellt, sein Verhältnis zu Trainer Boris Schommers soll zerrüttet gewesen sein. Gerry Ehrmann ist für die FCK-Fans das Symbol, das den Geist des 1. FC Kaiserslautern verkörpert wie kein Zweiter. „Immer voll zur Sache, nie aufgeben, sich dem Gegner stellen, keinen Zweikampf scheuen, kämpfen bis zur letzten Sekunde", beschrieb der SWR die kantige Kultfigur. Manchmal war „Tarzan" wohl zu kantig. „In den vergangenen drei Tagen, beginnend am Freitag vor dem wichtigen Heimspiel gegen den FSV Zwickau, ist es mehrfach durch Gerry Ehrmann zu massiven, substanziellen Beleidigungen, Arbeitsverweigerungen und Drohungen gegenüber dem Trainerteam gekommen", heißt es in einer Pressemitteilung des 1. FC Kaiserslautern. Doch was ist die Wahrheit? „Ich bin geschockt und traurig, dass das jetzt solche Ausmaße angenommen hat", sagt Ehrmann. „Ich habe niemanden beleidigt und auch nicht die Arbeit verweigert. Das ist erfunden und erlogen. Nochmal: Ich habe niemanden beleidigt und niemanden bedroht. Das ist eine absolute Frechheit, was in der Pressemitteilung steht." Der gebürtige Tauberbischofsheimer geht sogar noch weiter: „Vielleicht hat man gemerkt, dass alle Fans hinter mir stehen. Man will nun offenbar, dass sie Verständnis für die Trennung aufbringen. Doch das, was mir da vorgeworfen wird, ist nicht die Wahrheit. Und ich lüge nicht." Roman Weidenfeller, der von 1998 bis 2002 einer der ersten Keeper Ehrmanns beim FCK war, sprach stellvertretend für viele Kollegen: „Ich kann mir den 1. FC Kaiserslautern ohne Gerry Ehrmann nicht wirklich vorstellen. Gerry hat nicht nur als Spieler, sondern auch als Torwarttrainer den Traditionsverein in 36 Jahren geprägt." Auch Marius Müller und Tobias Sippel solidarisierten sich. „Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen wird, dass man jetzt den Letzten vom Berg vergrault, der immer und alles für den Verein gegeben hat", erklärte Sippel.
„Das ist erfunden und erlogen"
Sicher ist: Ehrmann war unbequem, galt auch als internes Sprachrohr einer regionalen Investorengruppe. Der SWR spekulierte, ein neuer potenzieller Investor könnte Ehrmanns Demission hinter den Kulissen betrieben haben.
Der FCK kämpft aber nicht nur gegen den Abstieg aus der Dritten Liga, er kämpft auch um die Lizenzerteilung. Schon beim Auswärtsspiel in Mannheim solidarisierten sich die Anhänger mit Ehrmann. Es soll zu zahlreichen Vereinsaustritten gekommen sein. Und nun steht das Heimspiel gegen Meppen an. Erstmals ohne Ehrmann.