Zunächst bremste eine Virus-Erkrankung Justin Steinkötter aus. Doch in den letzten Spielen konnte der junge Angreifer des FCS Pluspunkte sammeln.
Dass Marco Reus vor seinem Durchbruch in die internationale Elite mit Borussia Dortmund bei den „Fohlen" aus Mönchengladbach spielte, wissen wohl alle Fußballfans. Dass der heutige BVB-Kapitän sich seine ersten Sporen in der Regionalliga bei Rot-Weiß Ahlen verdiente, haben wohl nur Experten in Erinnerung. Doch es gibt Menschen, die sich noch genau an die Zeit erinnern, als Reus in Westfalen kickte. Jene Jugendspieler des Vereins beispielsweise, die damals als Einlaufkinder mit auf den Platz gingen. Eines von ihnen ist selbst Fußball-Profi geworden und spielt seit Saisonbeginn beim 1. FC Saarbrücken. Sein Name: Justin Steinkötter.
Wenn ein Spieler aus einer U23 bei einem Drittligisten anheuert, dann hört sich das zunächst ein bisschen nach der klassischen „NLZ"-Karriere an. Beim 1,84 Meter großen Offensivakteur ist das ein wenig anders. Der 21-Jährige kickte ein paar Jahre in seinem Heimatverein Sus Ennigerloh und landete über Ahlen und die Spielvereinigung Hamm schließlich bei Preußen Münster. Dort schienen die Weichen für eine große Karriere dann richtig gestellt. Im zweiten A-Jugendjahr schoss er in der U19-Bundesliga in 13 Spielen 14 Tore. Bundesligist Borussia Mönchengladbach wurde hellhörig, zumal dessen A-Jugend im Winter 2017 mit lediglich zwei mickerigen Zählern auf dem letzten Tabellenplatz stand. In der Rückrunde traf der Blondschopf, den seine Mitspieler nur „Stein" nennen, noch sechsmal und steuerte drei Assists bei. Dies reichte für die Torjägerkrone. Dass er bei den Gladbacher „Fohlen" einen Anschlussvertrag erhielt, war die logische Folge. Doch der ganz große Durchbruch sollte noch nicht gelingen. „Die Leute denken eben, dass es normal ist, dass man als U19-Torschützenkönig unmittelbar danach eine Bundesliga-Karriere startet", sagt Steinkötter und verweist auf den früheren BVB-Jugendspieler und heutigen Hoffenheim-Profi Jacob Bruun Larsen, der sich ein Jahr vor „Stein" die Trophäe sicherte. „Aber", so betont es der 21-Jährige, „es läuft nicht immer alles wie aus dem Lehrbuch. Dennoch hatte ich in Mönchengladbach eine gute Zeit. Aber es ist für einen jungen Spieler natürlich sehr schwer, da reinzukommen, wenn die Erste Mannschaft Champions League spielt. Zumal die Borussia in den vergangenen Jahren gerade vorne immer extrem gut besetzt war." Am Ende stehen 23 Tore bei 89 Regionalliga-Einsätzen auf der Habenseite des 21-Jährigen. Eine Bilanz, die sich durchaus sehen lassen kann. „Es war aber klar, dass ich was anderes machen möchte. Der Kontakt nach Saarbrücken kam schon relativ früh zustande. Die Gespräche mit Uwe Koschinat und Jürgen Luginger haben mich sehr überzeugt", sagt der Angreifer.
„Es läuft nicht immer wie aus dem Lehrbuch"
Doch nur wenige Tage nach der Vertragsunterzeichnung dann der Schock. „Stein" verspürte Halsschmerzen und fühlte sich schlapp. In Corona-Zeiten ist das ein schlechtes Zeichen. Doch der Erleichterung nach der zunächst diagnostizierten Mandelentzündung folgte die Ernüchterung. Nachdem sich die Symptome verschlimmerten, stellte ein Spezialist schließlich Pfeiffersches Drüsenfieber fest. „Ich wusste zunächst gar nicht, was das für eine Krankheit ist. Aber der Arzt hat mich gut informiert und mir auch gesagt, dass ich mich schonen soll, um die Krankheit richtig auszukurieren." Die ersten Trainingseinheiten bei seinem neuen Arbeitgeber verpasst der 21-Jährige dennoch. Während des Auftakttestspiels bei der Spielvereinigung Quierschied musste „Stein" einsam seine Runden drehen, während sich die Mitspieler erstmals den Fans zeigen konnten. „Es war nicht so, dass ich dadurch einen großen Rückstand hatte. Man sucht sich den Zeitpunkt einer Krankheit ja nicht aus. Ich habe ja doch noch große Teile der Vorbereitung mitmachen können, also habe ich nicht so viel verpasst, als dass es mich zurückgeworfen hätte", sagt der Angreifer.
Am heimischen Herd fühlt er sich wohl
In seiner kurzen Zeit im Saarland hat der 21-Jährige aber schon die Höhen und Tiefen des Drittliga-Alltags kennenlernen dürfen. Nachdem er in den ersten beiden Spielen eingewechselt wurde, stand er gegen den MSV Duisburg nicht einmal im Kader. „Das ist natürlich nicht schön gewesen, aber der Trainer hat mir erklärt, was ich verbessern muss und seitdem versuche ich, einfach noch mehr Gas zu geben."
Sich selbst beschreibt der Angreifer als nicht den ganz klassischen Mittelstürmer. „Ich bin jemand, der gern und viel läuft und Wege in die Tiefe macht. Aber ich kann auch über die Außenpositionen kommen. Natürlich ist man als Stürmer immer gern dort, wo die Musik spielt, aber es gibt auch Spiele, in denen man ein wenig in der Luft hängt. Da ist es schon ein Vorteil, wenn man sich mal nach außen fallen lassen kann." Als ausbaufähig bezeichnet der Offensivakteur sein Kopfballspiel sowie seine körperliche Präsenz. Freie Tage nutzt er für Sonderschichten mit Athletiktrainer Christoph Fuhr, um Muskelmasse aufzubauen. Zusätzlich beschäftigt sich der Akteur intensiv mit dem Thema Ernährung. „Ich bin jemand, der kein Problem hat, für sich selbst zu kochen. Es macht mir extrem viel Spaß und so kann ich selbst dafür sorgen, dass ich mich vernünftig ernähre", sagt der 21-Jährige, der vor einigen Wochen eine möblierte Wohnung in Dudweiler bezogen hat.
Zum Heimspiel gegen Türkgücü München am Samstag kommen dann erstmals auch seine Eltern ins Saarland. Bisher fuhr „Stein" nach den Spielen nach Westfalen. Nun steht der Gegenbesuch an. Beim FCS hat der Angreifer einen Vertrag bis zum Sommer 2022 unterschrieben. Im Laufe dieser Zeit will er Stammspieler werden. Die ersten Schritte sind getan. Gegen Wehen Wiesbaden traf er erstmals für den FCS. Weitere Treffer sollen folgen. Schließlich sollen doch Saarbrücker Jugendspieler irgendwann erzählen können, dass sie mit Justin Steinkötter eingelaufen sind.