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WAS MACHT EIGENTLICH...

Nancy Sinatra veröffentliche 1961 ihre erste Single
Foto: picture alliance / Globe-ZUMA

… Nancy Sinatra?

Mit „These Boots Are Made for Walkin’", dem Bond-Song „You Only Live Twice" und Duetten mit Lee Hazlewood trat sie in den 60er-Jahren aus dem Schatten ihres Vaters Frank heraus und war in einigen Kinofilmen zu sehen. Die 81-Jährige, die auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist, hat 2021 noch mal ein Album veröffentlicht und eine Radio-Show moderiert.

Mit „start walking", also „Lauf los", endete Nancy Sinatras bahnbrechender Hit-Erstling „These Boots Are Made for Walkin’" im Jahr 1966. Und „Start Walkin‘" heißt auch ihre jüngstes Song-Kollektion, die sie im Februar 2021 nach längerer Veröffentlichungspause vorgelegt hat. „Das ist doch ein großartiger Titel. Meine Tochter Amanda hat sich den ausgedacht und dieses Projekt verwirklicht", verriet sie 2021 dem Magazin „Mo-Pop". Das Doppelalbum enthält 23 ihrer Hits der Jahre 1965 bis 1976 und ist mit zahlreichen historischen Fotos versehen: „Ich finde sie wundervoll. Sie erinnern mich an eine tolle, intensive Zeit. Es wird dazu auch noch ein Buch geben", schwärmt die Sängerin, deren Karriere nur kurz währte, die aber großen Einfluss auf Künstler wie Sonic Youth, U2 oder Morrissey hatte. Ihre Songs wurden vielfach gecovert und die von ihr hochgeschätzte Lana Del Rey bezeichnet sich sogar manchmal als „Gangsta-Sinatra": „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass heutige Künstlerinnen mit mir etwas anfangen können." Dankbar ist Nancy Sinatra auch Filmemacher Quentin Tarantino, der 2003 ihr Cover des Cher-Songs „Bang Bang" als Untermalung des Kinohits „Kill Bill" verwendete. „Junge Leute wurden dadurch aufmerksam auf meine Musik." Aufmerksamkeit brachten in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder Neuveröffentlichungen ihrer alten Alben und neue Zusammenstellungen ihrer Hits. Für ihre Alben „Boots" (1966), „Nancy & Lee" (1968) und „Nancy & Lee Again" (1972) werden derzeit gerade remasterte CD-Versionen vorbereitet.

Die 81-Jährige ist heute eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die im vorigen Jahr ein Album veröffentlicht hat
Die 81-Jährige ist heute eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die im vorigen Jahr ein Album veröffentlicht hat - Foto: picture alliance / Captital Pictures / Martin Harris

Mit dem Vater eng verbunden

Einen wesentlichen Anteil an Sinatras Karriere hatte ihr Produzent Lee Hazlewood, der nicht nur für das 2020 in die Grammy-Hall-of-Fame aufgenommene „These Boots Are Made for Walkin’" verantwortlich zeichnete, sondern auch etliche Hit-Duette wie „Jackson" oder „Summer Wine" mit ihr einsang. Eng verbunden war Nancy auch ihrem Vater Frank, mit dem sie vor der Filmkamera stand und mehrere Platten aufgenommen hat, nicht zuletzt den Riesenhit „Somethin‘ Stupid". 1985 erschien ihr Buch „Frank Sinatra – Mein Vater". Frank sei ein großartiger Vater gewesen, an dessen Seite sie tolle Sachen erleben durfte, der sie ihren eigenen musikalischen Weg gehen ließ und ihr zudem den stets befolgten Rat gab, nie die Rechte an ihren Songs und Videos aus der Hand zu geben. Bis heute verwalten Nancy und vor allem ihre Schwester Tina auch die Song-Rechte von „Frankie Boy". Als Dank an ihren Vater hat Nancy bis im März 2021 die wöchentliche, ihrem Vater gewidmete, Radioshow „Nancy for Frank" moderiert.

Viele Chronisten würdigen heute Nancys Bedeutung für den frühen Feminismus. „Ich kannte das Wort damals noch gar nicht. Ich ermutigte Frauen dazu, unabhängig zu sein und sich die Freiheit zu nehmen, sich auszudrücken", sagte Sinatra bei „Mo-Pop". Dennoch sei sie eher ein Familienmensch und habe es nie bedauert, sich wegen ihrer beiden Töchter Mitte der 80er-Jahre gut ein Jahrzehnt aus dem Geschäft zurückgezogen zu haben: „Aber wenn ich etwas bedauere, dann, dass ich nicht studiert habe. Ich war auf der Universität, ich liebte es, aber ich verließ sie, um zu heiraten", erzählte sie im Vorjahr. Doch gerade in der Karrierepause wuchs das Interesse der jungen Musikergeneration an Nancys Musik, besonders ihr Hazlewood-Duett „Some Velvet Morning" beeinflusste mit seinem vieldeutigen Text stark den psychedelischen Pop der 80er- und 90er-Jahre. In den 60er-Jahren stand Nancy als Schauspielerin mit Größen wie Peter Fonda, Dean Martin und Elvis vor der Filmkamera und lieferte 1967 mit Sammy Davis Jr. sogar die erste Kussszene zwischen einem Schwarzen und einer Weißen im US-Fernsehens ab. 2006 wurde sie mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt und kehrte 2007 in einer der letzten Folgen der TV-Serie „Die Sopranos" noch mal kurz vor die Kamera zurück.

Engagiert sich für Veteranen

Da Sinatra schon seit 1985 verwitwet ist, musste sie lange für sich und ihre Kinder selbst sorgen: „Ich war Zeit meines Lebens eine berufstätige Mutter", weist sie Vermutungen zurück, dass eine Frank-Sinatra-Tochter finanziell auch ohne Arbeit zurechtkommt. Zuletzt eröffnete Nancy 2020 noch den Online-Shop „Nancy‘s Boutique", über den sie CDs, Videos und exklusive Merchandise-Artikel vertreibt.

Ehrenamtlich engagiert sich Sinatra schon sehr lange für amerikanische Kriegs-Veteranen und war bereits in den 60er-Jahren mehrfach vor US-Soldaten in Vietnam aufgetreten. Heute lebt sie allein in ihrem Haus in der Wüste von Palm Springs und fühlt sich wegen der Corona-Einschränkungen oft ziemlich einsam. Ab und zu kämen ihre Töchter, ihre Enkel und der Schwiegersohn vorbei: „Sie stehen dann draußen und tragen Masken. Das ist nicht dasselbe wie eine Umarmung." Ihren 80. Geburtstag konnte sie 2020 auch nur im engsten Familienkreis feiern; „Für mich war dieser Geburtstag ein Meilenstein. Ich habe mir immer gewünscht, mal die 80 zu erreichen." Heute nimmt sie sich ihre Mutter zum Vorbild, die vor drei Jahren mit 101 Jahren gestorben ist.

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