„Past Imperfect, The Best Of Tindersticks ‘92-‘21" ist die Quintessenz einer unfassbaren Karriere – und das Album bezeugt machtvoll, warum diese Band während jener drei Dekaden so vielen Menschen so fest ans Herz gewachsen ist.
Erst im vergangenen Jahr hatten die Briten mit „Distractions" erneut einem Jahrgang ein unverzichtbares Glanzlicht aufgesetzt. Dieses Best Of-Werk beginnt ganz am Anfang, beim legendären Debüt von 1993 mit Klängen, die so nie gehört worden waren. Die Kritikerschar bemühte Vergleiche mit Leonard Cohen, Nick Cave und Ennio Morricone. Netter Versuch. Denn was diese Combo aus Nottingham veranstaltete, sprengte bei aller musikalischen Opulenz und emotionalen Intimität jeden da gewesenen Rahmen. Streicher und Bläser, Saiten und Tasten schufen im Verbund mit einer mal phlegmatischen mal nervösen Rhythmus-Sektion einen Sound wie plüschige Gardinen. Worüber Stuart A. Staples mit seiner schläfrig-nuschelnden Stimme vom Schmerz der Welt sang. Und von Liebeskummer. Naturgemäß vermisst der Fan bereits hier persönliche Lieblingsstücke, „Jism" beispielsweise. Gleichwohl: „City Sickness" und „Her" sind tadellos. Die Trefferquote beim gemeinhin als Tindersticks-Meisterwerk gehandelten Zweitling – erneut ein Doppel-Vinyl – ist gleichwohl höher. Mit dem dramatisch an- und abschwellenden „Tiny Tears", dem atemberaubend schönen „Traveling Light" (einem Duett mit Carla Torgerson von den Walkabouts) und dem Sprechsing von „My Sister" fanden es gleich drei Tracks auf „Past Imperfect". Leider wird daraufhin mit dem herrlich lüstern-überkandidelten „Rented Rooms" vom ebenso formidablen „Curtains" nur ein einziger Song performt.
Chronologisch geht es dann auch weiter: „Simple Pleasure" war eine Zäsur, zelebrierte bewusst mehr Eingängigkeit. Alle noch folgenden Alben variierten das singuläre Charisma dieser Kammer-Pop-Magier weiterhin mit erhebendem Charme. Mit dem Titel „Both Sides Of The Blade" reiht sich auch ein einziger brandneuer Song nahtlos ein in das fabelhafte Repertoire einer großen Lieblingsband.