Als Film-Mutter wurde sie Anfang der 90er in „Kevin – Allein zu Haus" und „Kevin – Allein in New York" weltbekannt. Die 64-jährige Kanadierin kam als Drehbuchschreiberin zu „Emmy"-Ehren und ist eine gefragte Synchronsprecherin für Animationsfilme. Für ihre derzeitige Hauptrolle in der US-TV-Serie „Schitt’s Creek" erhielt sie jetzt den Candy Comedian Award.
Unser Wiedersehen war bezaubernder, als wir uns das je vorstellen konnten", beschreibt Catherine O’Hara das Zusammentreffen mit ihrem „Filmsohn" Macaulay Culkin vor etwa zwei Jahren. Obwohl beide sich davor jahrelang nicht mehr gesehen hatten, seien sie erfreut aufeinander zugegangen: „Er sagte ‚Mom’! Und ich ‚Baby‘!", fielen sie da gleich wieder in ihre Rollen zurück. Es sei schon merkwürdig, wenn man seine Film-Kinder jetzt im fortgeschrittenen Alter wieder trifft. „Da fragt man sich dann: Altere ich auch so schnell?" Ansonsten habe sie aber eigentlich kaum Kontakt mehr zu den anderen Darstellern ihres größten Kinoerfolges. Für Catherine O’Hara waren die beiden Kevin-Filme der große internationale Durchbruch, obwohl sie davor schon in einigen Fernsehserien oder in Kinofilmen an der Seite von Rosanna Arquette, Michael Keaton, Meryl Streep oder Jack Nicholson mitgewirkt hatte. Dabei war die Kanadierin in ihrer Heimat schon vor ihren ersten Kinoerfolgen zu einer Legende geworden: Als Mitglied der Comedy-Gruppe „The Second City" schaffte sie es 1976 gemeinsam mit ihren Partnern John Candy, Eugene Levy und Martin Short zu einer eigenen TV-Sendung. Für die Drehbücher dieser Sketch-Show „Second Street TV" wurde das Autoren-Quartett 1982 und 1983 für den Emmy nominiert. 1982 konnte O’Hara diese Auszeichnung schon mit ihrem Drehbuch für die Folge „Moral Majority Show" entgegennehmen. In ihren TV-Sketchen schlüpfte die Schauspielerin in die verschiedensten kuriosen Rollen und wurde damit zum Publikumsliebling. Nach dem Erfolg der Kevin-Filme häuften sich Catherine O’Haras Rollenangebote: Sie spielte eine Redakteurin in „Schlagzeilen" (1994), eine irische Nationalistin in „The last of the high kings" (1996), mit Kevin Costner in „Wyatt Earp" (1994), eine Richterin in „Rätselhafte Ereignisse" (2004) oder in „The Great Farrell" (2006). Ihre Hauptrolle in dem Actionfilm „The life before this" (1999) wurde mit dem Genie Award ausgezeichnet. Für die Rolle in der Komödie „Best in show" gewann sie 2001 den American Comedy Award und den Canadian Comedy Award. Filmkritiker-Preise in Seattle und in Florida gab es 2003/2004 für ihre Mitwirkung in „The Mighty Wind". Für diesen Film lernte sie das Harfenspiel und sang zwei Songs, die sie gemeinsam mit ihrer Schwester Mary-Margaret komponiert hatte. Zuletzt war O’Hara im Kino in „Du gehst nicht allein" (2010) und „Scheidungssachen inklusive" (2013) zu sehen.
Für einen Film lernte sie Harfe
Sehr gefragt ist die berühmte Film-Mutter aber nach wie vor im Fernsehen, wo sie in Serien mit ihrem komödiantischen Talent glänzte: „Modern Family" (2015), „Sophia die Erste" (2016), „Skylanders Academy" (2016/17), „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" (2017) und zuletzt in „Schitt’s Creek". In dieser seit 2015 im US-Fernsehen laufenden Serie, deren vierte Staffel derzeit ausgestrahlt wird, spielt sie die schrille Mutter einer in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Familie, die sich in die Provinz zurückziehen muss. Ein wenig angelehnt ist die Story an die TV-dauerpräsente Familie Kardashian. „Dank der Kardashians brauchen wir das Leben unserer Filmfiguren nicht zu erklären, weil jeder weiß, wie es abläuft", kommentiert Catherine O’Hara ihre neue TV-Rolle. Sie hat dort auch wieder einen sehr alten Bekannten an ihrer Seite, mit dem sie schon seit der gemeinsamen Comedy-Zeit bei „Second City" vor 40 Jahren immer wieder zusammenarbeitet. „Dafür bin ich sehr dankbar. Wir sind wie eine Familie, nur ohne das dort übliche Drama. Ich fühle mich einfach sicher mit ihm", zeigt sie große Wertschätzung für Eugene Levy, der in „Schitt’s Creek" ihren Ehemann spielt.
Auch auf der Theaterbühne war O’Hara zuletzt aktiv: Im Dezember 2017 trug sie in Brooklyn bei der erstmaligen Live-Performance des aus dem Jahr 1993 stammenden Tim-Burton-Films „The Nightmare before christmas" ein paar Songs zum Gelingen bei. In diesem Film hatte O’Hara damals eine Synchronrolle übernommen. In dieser Funktion verpflichtete Burton sie 2012 erneut: In seinem Kult-Kurzfilm „Frankenweenie" leiht sie fünf Charakteren ihre Stimme.
Synchron-Sprecherin
Auf die jüngsten Sexismus-Enthüllungen Hollywoods und die „Me Too-Kampagne" angesprochen, macht sie das traurig und erinnert sie sich an ähnliche Erfahrungen aus ihrem Umfeld: „Ich selbst hatte Glück und habe mit Gentlemen gearbeitet. Ich habe mich in meinem Job nie bedroht gefühlt. Man muss nach guten Menschen Ausschau halten und sich mit ihnen umgeben." Wenn sie einen Rat an jüngere Kolleginnen und Kollegen weitergeben sollte, dann diesen: „Behandele dich selbst mit dem Respekt, den du selbst entgegengebracht haben willst."
Von ihrem großen Kinoerfolg „Kevin" hat sich Catherine O’Hara ein paar Erinnerungsstücke zurückbehalten: „Ich habe noch meine Perücke aus dem zweiten Film. Aus dem ersten besitze ich ein paar Ohrringe. Lange Zeit hatte ich auch einen Anzug, den ich inzwischen aber meiner Schwester Patsy geschenkt habe." Ein besonders schönes Souvenir hat O’Hara aus dem Film „Beetlejuice": Dort hat sie 1988 am Set ihren Mann Bo kennengelernt.