Der Internationale Tag der Pflege soll die Arbeit, die Bedeutung und das Ansehen der Menschen in Pflegeberufen würdigen. Doch der demografische Wandel und der immer größer werdende Bedarf an Pflegefachkräften stellen diesen Bereich vor eine große Herausforderung.
eit ihrer Kindheit verschrieb sich Florence Nightingale der Pflege. Bereits als junges Mädchen kümmerte sich die Britin um kranke Familienmitglieder und folgte später gegen den Wunsch ihrer Eltern ihrem Traum, Krankenschwester zu werden. Als Autodidaktin reformierte die Britin unter anderem das Lazarettwesen, war eine wichtige Wegbereiterin für die Gründung des Roten Kreuzes und entwickelte ein eigenes, als Nightingale’sches System bezeichnetes Ausbildungsmodell. Ihr erstes Buch „Notes on Nursing: What it Is and What it Is Not“ aus dem Jahr 1859 gilt als eines der ersten bedeutenden Lehrwerke für angehende Pflegekräfte und sichert ihr bis heute das Ansehen als „Begründerin der modernen Krankenpflege.“ Ihr Geburtstag, der 12. Mai, wird zum Internationalen Tag der Pflege und richtet den Fokus auf alle pflegerisch tätigen Menschen.
In unserem Titelthema nehmen wir ihren Geburtstag zum Anlass, den Bereich Altenpflege unter die Lupe zu nehmen. Wie dringlich diese Auseinandersetzung ist, geben die Zahlen wieder. So prognostiziert das Statistische Bundesamt eine immense Zunahme von Pflegebedürftigkeit. Laut der zweijährlich aktualisierten Pflegestatistik belief sich die Zahl der Pflegebedürftigen 2017 auf rund 3,4 Millionen Menschen – das sind 70 Prozent mehr als noch zu Beginn des Jahrtausends. Nach Ansicht der Experten könnte bis zum Jahr 2060 deutschlandweit die Zahl der Pflegebedürftigen auf rund 4,53 Millionen ansteigen.
Die Ursachen liegen nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung an der gestiegenen Lebenserwartung der Menschen. Während unter allen 70- bis 74-Jährigen hierzulande Ende 2019 rund acht Prozent pflegebedürftig waren, waren es bei den Menschen über 90 Jahren bereits über Dreiviertel. Gleichzeitig gibt es aktuell und in absehbarer Zukunft nicht genug Pflegekräfte, um den Bedarf zu decken. Zwar werden laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes 56 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland von Angehörigen in der Familie versorgt, jedoch ist die Pflege oftmals nicht ohne professionelle Unterstützung zu bewältigen.
Die Prognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln fallen noch düsterer aus. So könnten in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Die Versorgungslücke im Pflegebereich könnte sich bis zu diesem Jahr sogar auf insgesamt knapp 500.000 Fachkräfte vergrößern.
Eine Herausforderung, die nur mit vereinten Kräften gemeistert werden kann. Denn „Krankenpflege ist keine Ferienarbeit“, schrieb Florence Nightingale in ihrem ersten Werk. „Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers. Denn was bedeutet die Arbeit an toter Leinwand oder kaltem Marmor im Vergleich zu der am lebendigen Körper, dem Tempel für den Geist Gottes?“