Sie ist eine der häufigsten Hautinfektionskrankheiten bei Kindern im europäischen Raum. Trotzdem ist sie immer noch bei vielen Eltern nahezu unbekannt. Die Borkenflechte ist lästig, juckt und ist dennoch gut heilbar.
Sobald ein Kind mit einem gelblich schuppigen Ausschlag um Nase und Mund herum in der Kinderarztpraxis erscheint, weiß der Doktor bereits, worum es sich handelt: Impetigo contagiosa! Auch bekannt als Grindflechte, Eiterflechte oder Borkenflechte. Was schon seltsam klingt, sieht ebenso unangenehm aus. Nach zwei bis zehn Tagen zeigen sich Pusteln im unteren Gesichtsbereich. Diese sind zunächst rot und jucken. Später füllen sich die kleinen Bläschen mit Eiter oder Flüssigkeit, schwellen an und können schnell aufplatzen. Sie erscheinen dann gelb und krustig. Außerdem können die Lymphknoten anschwellen. Neben dem Gesicht sind auch andere Hautstellen wie Achseln, Beine, Nasenschleimhaut, Gehörgang, Windelbereich und Arme häufig betroffen. Die Diagnose erfolgt durch einen Abstrich, den der Kinderarzt schmerzfrei durchführen kann.
Europaweit erkranken zwei Prozent aller Kinder an Borkenflechte. Bei Erwachsenen ist die Ansteckungsrate relativ selten. Auch wenn der schuppige Ausschlag schlimm aussieht, heilt er in den meisten Fällen problemlos wieder ab. Vereinzelt kann es zu Fieber kommen und rheumatische Beschwerden wie Gelenkschwellungen können auftreten. Auch eine Nierenschwäche mit verminderter Urinausscheidung wurde schon beobachtet. Aber diese Nebenwirkungen sind selten. Anders als bei Windpocken oder Masern bleiben nach dem Aufplatzen der Bläschen keine Narben zurück.
Die Auslöser dieser Infektion sind Bakterien, die zur Familie der Streptokokken oder der Staphylokokken gehören. Häufig treten beide Erreger gleichzeitig auf. Die Ansteckung erfolgt über die Haut, deshalb sollten betroffene Kinder keinen Körperkontakt zu anderen Personen haben. Auch eine Übertragung durch Gegenstände ist möglich. Deshalb müssen Eltern die Spielzeuge desinfizieren, Betten neu beziehen, Handtücher tauschen und Kleidung möglichst heiß waschen. Da die Inkubationszeit einige Tage betragen kann, kann es schnell passieren, dass sich ganze Kindergruppen in Schulen oder Kindergärten infizieren, bevor die ersten Symptome auftreten. (Heizungs-)Wärme steigert die Verbreitung der Bakterien zusätzlich. Da sich die Erreger dabei über den gesamten Körper verteilen können, sprechen Mediziner in diesem Zusammenhang von einer Schmierinfektion.
Ist ein kleiner Hautbereich betroffen, reichen desinfizierende Lösungen oder Salben aus
Der Verlauf kann unterschiedlich stark ausfallen, in den meisten Fällen ist er aber harmlos. Zur Linderung der Bläschen erhalten die Kinder eine antibiotische Salbe oder ein Antiseptikum, welches ebenfalls äußerlich wirksam ist. Bereits 24 Stunden später sollte damit eine Besserung der Beschwerden erzielt werden. Oft kombinieren Kinderärzte dazu ein Antibiotikum, was die Bakterien im Körper abtötet. Nach ein bis zwei Wochen gehen die Bläschen zurück und die Krankheit ist in den meisten Fällen überstanden. In der Zwischenzeit dürfen die betroffenen Kinder keine öffentlichen Einrichtungen besuchen und sollten sich von Spielgefährten fernhalten. Zu stark ist sonst die Gefahr einer Ansteckung. Um die Bakterien schnell loszuwerden, ist es ratsam, Schutzmaßnahmen zu treffen. Körperhygiene ist und bleibt jetzt oberstes Gebot. Die kranken Kinder sollten sich regelmäßig die Hände waschen und keine Handtücher, Bürsten oder Kämme mit anderen Familienmitgliedern teilen. Die Fingernägel sollten kurz gehalten werden, damit sich die Bakterien nicht darunter einnisten und durch häufiges Kratzen an den betroffenen Hautpartien weiter verteilt werden. Niemand sollte die Bläschen direkt berühren. Zum Eincremen und der Körperpflege am besten Einmalhandschuhe tragen. Da ist Mithilfe von allen Mitbewohnern nötig, um eine Ausbreitung zu verhindern und die Genesung voranzutreiben. Die honigfarbenen Krusten fallen nach dem Abheilen der Bläschen von allein ab. Deshalb ist es wichtig, sämtliche Textilien bei mindestens 60 Grad oder noch besser bei 90 Grad heiß zu waschen.
Erst wenn der Arzt bestätigt, dass das Kind wieder gesund ist, darf es zurück in den Kindergarten oder in die Schule. So will es das Infektionsschutzgesetz. Des Weiteren ist dort in Paragraf 34 geregelt, dass Fälle von Borkenflechte meldepflichtig sind. Das bedeutet, dass Ärzte und Eltern in der Pflicht stehen, Kitas und Schulen über den Befall zu informieren, sofern der Verdacht dieser Erkrankung auch eine Gemeinschaftseinrichtung (Artikel 33) betreffen kann. Da die Ansteckung schnell und meist unbemerkt geschieht, ist es wichtig, die Verbreitung so effizient wie möglich einzudämmen. Weitere Fragen beantwortet das örtliche Gesundheitsamt oder der Kinderarzt des Vertrauens.
Wer sich als Erwachsener ansteckt, der muss die gleichen hygienischen Schutzmaßnahmen einhalten wie das erkrankte Kind. Eine Krankschreibung vom Hausarzt ist erforderlich, insbesondere dann, wenn die betreffende Person mit Lebensmitteln oder Menschen arbeitet.
Erst wenn die Infektion abgeheilt ist, ist eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wieder möglich. Wer Kontakt hatte zu einer infizierten Person, sollte auf einen hohen Hygienestandard achten und den eigenen Körper genau nach Krankheitsanzeichen wie auf erste juckende Bläschen zu untersuchen. Eine komplette Isolierung zur Vorsicht ist hier aber nicht notwendig. Gute Besserung.