Die SRG Undine hat zwei Ziele: die Entwicklung eines breiten sportlichen Angebots für alle Mitglieder und die Förderung des Leistungssports. Für Letzteres wurde der Ruderverein jüngst mit dem Hermann-Neuberger-Preis ausgezeichnet.
Freunde des Rudersports wissen schon lange: Die 1925 gegründete Saarbrücker Rudergesellschaft (SRG) Undine ist ein ganz besonderer Verein. Vor allem im Nachwuchs-Leistungssport ist die SRG seit vielen Jahren ein Garant für zahlreiche nationale und internationale Erfolge auf dem Wasser. Folgerichtig, dass die Undine zusammen mit der SV 07
Elversberg (Abteilung Frauenfußball) mit dem Hermann-Neuberger-Preis 2022 im Bereich des Nachwuchsleistungssports ausgezeichnet wurde. „Anscheinend haben wir die Nachwuchsarbeit im Wettkampfsport bei uns ganz gut geregelt“, freut sich Arne Bach über diese mit mehreren Tausend Euro dotierte Auszeichnung. Er ist seit vielen Jahren im Vorstand der SRG Undine tätig – inzwischen als erster Vorsitzender.
Nachwuchs steht im Vordergrund
In den vergangenen Jahren hat der Verein seine „Trainersituation neu sortiert.“ Demnach kümmert sich seit 2019 mit Diethelm Maxrath ein international erfahrender, hauptamtlicher Trainer, der auch Ruder-Landestrainer ist, um die Nachwuchsarbeit. Vonseiten des Vorstands sind Matthias Schömann-Finck (Ruderwart Leistungssport) und Jugendwart Mike Keßler für den Leistungsbereich verantwortlich. „Dazu kommt ein Trainerstab aus Teilzeit-Kräften. Was die Struktur angeht, sind wir also sehr gut aufgestellt, und das wirkt sich positiv auf die Entwicklung unseres Nachwuchses aus und letztlich auch auf die Erfolge“, erklärt Bach. Auch die Struktur des Vereins passt. Vom vielerorts grassierenden Schwund an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern hat man bei der SRG zwar gehört, es aber noch nicht selbst erleben müssen. „Alle Positionen sind besetzt, und wir haben um den Vorstand herum einige ehrenamtlich engagierte, aktive Mitglieder, die Teilaufgaben übernehmen und diese relativ selbstständig bearbeiten. Darüber sind wir sehr froh – aber ich weiß, dass andere Vereine mit diesem Thema zu kämpfen haben“, sagt Bach. In den vergangenen acht Jahren konnte sogar ein Anstieg der Mitgliederzahl von 401 auf 661 verzeichnet werden – allein 102 davon sind Kinder und Jugendliche. Damit gehört die SRG Undine zu den zehn größten Rudervereinen in Deutschland.
Nicht einmal die Einschränkungen und Auswirkungen in der Corona-Pandemie konnten das Vereinsleben beeinträchtigen. Wobei dies auch mit dem Sport an sich zu tun hat: „Da wir unseren Sport ja im Freien betreiben, ging das einigermaßen gut. Zwischenzeitlich wurde uns sogar eine Sonderregel zugestanden“, berichtet Bach: „Da im Boot eh schon ein Abstand von 1,40 Metern zwischen den Rudernden besteht und wir auf dem Wasser ohnehin äußerst gut durchlüftet unterwegs sind, durften wir weiterhin trainieren und sind ganz gut durch diese Zeit gekommen. Das einzige, was fehlte, waren die Wettkämpfe.“ Im Saarland können mangels eines geeigneten Gewässers ohnehin keine Regatten stattfinden, aber auch an den traditionellen Ruder-Standorten in Hamburg, Berlin, Essen, Duisburg, München, Köln – oder auch in Mannheim oder Heidelberg herrschte weitgehend eine Corona-Pause.
Corona gut bewältigt
Was das Finanzielle angehe, habe die Pandemie allerdings einen „erheblichen Schaden“ verursacht. Das Hermann-Neuberger-Preisgeld in Höhe von 7.000 Euro schafft etwas Abhilfe, aber angesichts der grundsätzlich recht hochpreisigen Sportgeräte, mit denen die Ruderinnen und Ruderer hantieren, gerade einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. „Hier drückt uns als Sportart tatsächlich der Schuh. Leider gibt es im Saarland – im Gegensatz zu anderen Bundesländern –
keine Fördergelder für Sportgeräte. Das ist eine massive Benachteiligung“, klagt Bach: „Während Sportanlagen bezuschusst werden, gilt das für uns leider nicht. Unser Sportplatz ist die Saar und die ist quasi billig. Aber unsere Boote und auch die Ruder sind nun einmal sehr teuer. Hier würde ich mir eine entsprechende Fördermöglichkeit wünschen.“ Zumal die Preissteigerungen sowie die massiv gestiegenen Energiekosten für das vereinseigene Bootshaus den Verantwortlichen zu schaffen machen.
Auch haben viele Jugendliche in dieser Zeit mit dem aktiven Sport aufgehört. „Das ganze Drumherum hat vielen Jugendlichen aufs Gemüt geschlagen“, weiß Bach und stellt fest: „Dadurch haben wir auch einige hoffnungsvolle Talente verloren.“ Eine Rückkehr nach dem Ende der Pandemie scheint ausgeschlossen: „Manche sind wieder ab und an dabei, aber wenn Jugendliche erst mal ein, zwei Jahre keinen Leistungssport mehr gemacht haben, dann hat sich dieses Thema erledigt.“ Die Verbliebenen sind jedoch mindestens genauso motiviert dabei wie zuvor. Vorneweg die Bundeskaderathletin in der Altersklasse U23, Paula Gerundt. 2022 hatte sie mit dem Achter die Bronzemedaille bei der U23-WM gewonnen. „Das Rudern ist, was das Leistungsvermögen angeht, eine eher späte Sportart. Paula hat beste Voraussetzungen, aber man muss sehen, wie sie sich in den kommenden Jahren weiterentwickelt“, sagt Bach.
Der (Nachwuchs-) Leistungssport prägt das Angebot der Saarbrücker RG Undine ganz zentral. Viele Erfolge der Vergangenheit bestätigen dies, insbesondere die Erfolge von Eigengewächsen des Vereins wie Anne Beenken (Juniorenweltmeisterin 2011/12) und Tobias Franzmann (neunter Platz Olympische Spiele 2016) sind für viele Jugendliche Ansporn. Für die vergangenen drei Jahre sind trotz pandemiebedingter Einschränkungen (2020 fand im Grunde gar keine Saison statt) erfreulich viele internationale Erfolge zu notieren: Bei der U23-EM 2021 holte Gerundt eine Silbermedaille ins Saarland und auch ihre SRG-Kameradinnen Ella Reim (Platz 9, U23) und Alexandra Marx (Platz 5, U19) schnitten sehr gut ab. Außerdem konnten sieben Renngemeinschafts-Boote mit Beteiligung von Undine-Sportlerinnen und Sportlern die A-Finals bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in den Altersklassen U17, U19 und U23 erreichen. Vier dieser Crews konnten auch Medaillen gewinnen: neben Paula Gerundt im U23-Vierer mit Steuerfrau (Gold) und im U23-Achter (Silber) auch Lilli Stieghorst im U19 Leichtgewichts-Doppelzweier (Bronze) sowie Marlene Erdkönig, Maya Steimer und Anna Ksinsik im U17 Leichtgewichts-Doppelvierer mit Steuerfrau (Bronze).
Bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften 2022 traten insgesamt neun Sportlerinnen und Sportler der Saarbrücker RG Undine in A-Finals an: Paula Gerundt gewann im U23-Vierer mit Steuerfrau Gold und im Achter Silber. Lilli Stieghorst war im U19-Leichtgewichts-Doppelzweier erfolgreich (Bronze), Marlene Erdkönig und Maya Steimer im U17-Leichtgewichts-Doppelzweier (Bronze) und zusammen mit Anna Ksinsik im U17-Leichtgewichts-Doppelvierer mit Steuerfrau (Bronze). Darüber hinaus erreichten Julius Rauchenecker und Hannes Ihmann (U19) sowie Johanna Schell und Aurel Russ (U17) die Endläufe ihrer Disziplinen. Ganz im Sinne des Vereinsvorsitzenden Arne Bach und auch der Jury des Hermann-Neuberger-Preises 2022.