Wie die Eintracht will Alexander Lorch mit seinen Fans im Rücken den nächsten Schritt machen. Dafür braucht er aber mehr Treffer als die Fußballer aus der Mainmetropole, aus der auch sein Gegner stammt.
Am Ort seines Profi-Debüts wird Boxer Alexander Lorch seinen nächsten Kampf bestreiten. Im Rahmen der „K-Town Fight Night" der Boxing Academy trifft der Halbschwergewichtler am Samstag, 28. Mai, in der ausverkauften Fruchthalle Kaiserslautern auf den Frankfurter Profiboxer und Rapper Vito Palmieri, genannt Vito Vendetta. Die beiden werden gegen 22 Uhr in den Ring steigen. Den Hauptkampf bestreitet Lokalmatador Michael Seitz (acht Kämpfe, acht Siege) gegen Tamas Toth (elf Siege, acht Niederlagen, fünf Unentschieden) um die Internationale Deutsche Meisterschaft im Cruisergewicht. Insgesamt sind acht internationale Profiboxkämpfe geplant.
Mit Vitali Frei und Kevin Kiy werden zwei weitere Kaiserslauterer Profiboxer in den Ring steigen. Des Weiteren wird der ungeschlagene internationale Deutsche Meister von 2016, Dennis Don Kiy, nach vierjähriger Pause gegen Andras Csomor seine Rückkehr im Boxring feiern. Kult-Ringsprecher Matthias Preuss wird den Abend moderieren – in der Halle, aber auch als Kommentator des Livestreams. Das Onlineportal Fight24.tv wird die „Fight Night" live im Internet übertragen. „Es lief alles prima", sagt Alexander Lorch zu seiner Vorbereitung. Zwei Wochen vor dem Kampf stand für den gelernten Elektriker aus Dudweiler nur noch Erholung auf dem Programm. Zuvor trainierte er in der Regel sechsmal pro Woche. Zweimal beim ASC Dudweiler, im Gym seines Vaters und Trainers, dem früheren Deutschen Meister im Cruisergewicht Uwe Lorch und ansonsten in einem Gym, das ihm Sponsor Klima Heinrich zur Verfügung stellt. Dort konnte er auch während der Hochphasen der Corona-Pandemie uneingeschränkt trainieren. „Darüber bin ich sehr dankbar, das war nicht selbstverständlich, dass mir diese Möglichkeit geschaffen wurde", betont Lorch. Der beim Land angestellte Elektriker bedankt sich darüber hinaus auch bei seinem Arbeitgeber sowie den weiteren Sponsoren Diskonto-Schenke, Fahrschule Dirk Blamberg, Autohaus Dörrschuck und Mark Doerrer für die Unterstützung, ohne die ihm der Beginn einer Profikarriere nicht möglich gewesen wäre. In der etwa dreiwöchigen Sparringsphase ging es dann dreimal nach Landau, wo sich Lorch mit anderen Profis, darunter internationale Titelträger, messen und dabei neue Trainingsreize setzen konnte. Seinen Trainingspartner beim ASC und langjährigen Kumpel Yannick Gödicke kennt er dafür einfach schon zu gut. „Yannick hat einen ähnlichen Kampfstil wie mein Gegner am Samstag, und er ist auch etwas kleiner als ich. Aber wir kennen uns schon ewig, und jeder weiß genau, was der andere tut", erklärt Lorch und ergänzt: „Deshalb war die Möglichkeit, in Landau zu trainieren, ideal."
Eigentlich hatte er schon Anfang des Jahres eine komplette Vorbereitung absolviert. Die große „K-Town Fight Night" sollte nämlich bereits am 12. März stattfinden, wurde aber aufgrund der damals geltenden Einschränkungen für Veranstaltungen in der Corona-Pandemie kurzfristig verschoben. „Damals hätte der Veranstalter nur 50 Prozent der Tickets verkaufen können. Ich hatte mir sowas schon gedacht, deshalb war die Absage kein großer Schock – obwohl wir uns auf den Kampf vorbereitet hatten", erinnert sich Lorch und ergänzt mit einem Grinsen: „Im Nachhinein bin ich darüber nicht unglücklich. Allein über uns wurden 200 der insgesamt etwa 1.000 Tickets verkauft. Wir haben extra Block A reserviert – also Block Alex." Seine Fans werden zudem weitestgehend einheitlich erscheinen, nämlich in eigens für den Kampf gedruckten T-Shirts mit der Aufschrift „Hier kommt Alex", Lorchs an den gleichnamigen Song der Toten Hosen angelehntem Kampfspruch.
Vendetta wird ein schnelles Ende suchen
Wie die Fans des Fußball-Europa-League-Siegers Eintracht Frankfurt bei deren legendären Auswärtsfahrten soll das „Team Alex" den Boxabend in Kaiserslautern in einen Heimkampf verwandeln. Einheitliche Tracht auf den Rängen und eine Tracht Prügel für den Frankfurter Vendetta wäre Lorchs Wunschvorstellung. „Es werden sicher noch mehr Leute aus dem Saarland anreisen als die, die ihre Tickets über uns gekauft haben. Ich bin gespannt, das wird auf jeden Fall richtig cool", freut sich Lorch.
Sein Gegner Vito Vendetta ist erfahrener als Alexander Lorch. Während der 26-jährige Saarländer erst sechs Kämpfe (alle gewonnen) als Profi absolviert hat, sind es bei dem 41-jährigen Vendetta schon 23 (14 Siege, acht Niederlagen, ein Unentschieden). Unter anderem stand er gegen Europameister Björn Schicke im Ring und boxte selbst schon zweimal um die Deutsche Meisterschaft. „Ich kenne ihn schon länger, mein Vater war auch schon öfter Ringrichter bei seinen Kämpfen", sagt Lorch über seinen kommenden Gegner und weiß um dessen Stärken: „Er ist kleiner als ich, aber er ist auch massiv. Wir gehen stark davon aus, dass er seinen Kampfstil beibehält und nach vorne gehen und den Infight suchen wird." Vendetta wird wohl versuchen, seinen Kontrahenten möglichst schnell auf die Bretter zu schicken. Lorch ist demnach das genaue Gegenteil als Boxer: Er führt seine Kämpfe eher zurückhaltend und mit Köpfchen, liest seine Gegner und setzt dann gezielte, möglichst wirkungsvolle Treffer. „Ich darf mich auf seinen Stil nicht einlassen, sondern muss meine Art zu Boxen durchziehen. Ich habe meinen Plan, wie immer, im Kopf", sagt Lorch selbstbewusst und erläutert: „Ich werde ihn in den ersten Minuten, in denen er sicher Akzente setzen will, auf Distanz halten und ihn gar nicht an mich heranlassen. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein."
Wenn er den Kampf gewinnt, macht Lorch in der verbandsübergreifenden Weltrangliste des Onlineportals Box-Rec einen Sprung in die Top 200. Derzeit wird er dort auf Platz 496 geführt. Läuft alles wie erhofft, wird aller Voraussicht nach am 3. Juli in Wiesbaden Lorchs nächster Kampf anstehen, im September könnte es dann in seiner Heimat Saarbrücken zu einem Titelkampf kommen. Hierzu stehen die Lorchs bereits mit den Verbänden World Boxing League (WBL) und International Boxing Organization (IBO) in Kontakt.