Zwei Jahre lang gehörte er als Schlagzeuger zur Stammbesetzung verschiedener Beatles-Vorläufer-Bands, bis ihn 1962 Ringo ablöste. Nach einigen schwierigen Jahren profitierte er später von den guten Verkäufen alter Beatles-Aufnahmen und veröffentlichte noch ein paar eigene Platten. Der 80-Jährige betreibt heute eine Promotion-Agentur und geht immer noch auf Tour.
Die Musikkarriere von Pete Best kann man in drei Perioden einteilen: Die Zeit bei den frühen Beatles von 1960 bis 62, seine Versuche, von 1963 bis 68 mit eigenen Bands Erfolge zu erreichen, und nach zwei Jahrzehnten Schaffenspause die Phase seines Comebacks von 1988 bis heute. Sein Rauswurf bei den Beatles kurz vor deren großem Durchbruch macht ihm heute noch zu schaffen. „Ohne erkennbaren Grund gefeuert zu werden, das war sehr schwer für mich!“, ging Best 2020 in einem Interview mit der griechischen Radio-Show „Athens Calling“ auf die überraschende Trennung ein. Auch die hinterher veröffentlichte Kritik seiner Bandkollegen an seinem Schlagzeug-Spiel ärgert ihn immer noch. Dennoch ist er seinem Nachfolger Ringo Starr nicht böse. „Man hat ihm den besten Job der Stadt angeboten und er wäre verrückt gewesen, ihn nicht anzunehmen!“ Kontakt zu seinem berühmten Nachfolger und dem zweiten verbliebenen Beatle Paul McCartney hat Best schon lange nicht mehr: „Ich sehe sie nicht mehr und höre nichts mehr von ihnen. Obwohl beide gut mit meinem jüngeren Bruder Roag befreundet sind.“ Bis heute werde er oft gefragt, ob ihn der entgangene Ruhm nicht fast umbringe: „Es bricht mir schon das Herz, wenn ich sehe, was hätte sein können“, gab er im Vorjahr gegenüber dem Entertainment-Portal „Swyrl“ zu. „Aber für mich war es ein Anreiz, ihnen und allen zu beweisen, dass ich nicht daran zerbrochen bin und auch so erfolgreich sein kann.“ Mit seinen Bands „Pete Best and the Allstars“, „Pete Best Four“ (1964), „Pete Best Combo“ (1965/66) und „Pete Best Band“ (seit 1981) brachte er auch wieder Platten heraus, oft auch mit älterem Material aus seiner Beatles-Zeit, und ging auch international auf Tour. Aber der ganz große Erfolg stellte sich nicht mehr ein. Dennoch hat Pete Best noch seine Fans, die ihn bei seinen Konzerten, Nostalgie-Shows, Fan-Conventions, Signierstunden und Vorträgen als Legende feiern. Wobei er die Bezeichnung „Legende“ eher von sich weist: „Ich glaube, ich bin ein einfacher Kerl. Wenn die Leute mich trotzdem als Legende bezeichnen, fühle ich mich geehrt“, sagte er 2020 beim griechischen Sender „Athens Calling“.
Er war Ringo Starr nie böse
Oft wird Best als „fünfter Beatle“ bezeichnet, obwohl er eigentlich von 1960 bis 62 sogar der vierte war. Der Drummer hat ohnehin seine eigene Zählweise: „John war der erste, Paul der zweite, George der dritte, Stuart Sutcliff der vierte und ich bin der fünfte. Ringo ist der sechste!“ Nach jahrelanger Enttäuschung, den Hype um die Fab Four verpasst zu haben, hat es sich für Best schließlich dennoch gelohnt, eine Zeit lang die Drums bei den Beatles bedient zu haben. Als 1995 für die Beatles-Doppel-CD „Anthology I“ alte und teilweise unveröffentlichte Aufnahmen zusammengestellt wurden, führte – anders als bei ähnlichen Kompilationen zuvor – auch an zehn Songs mit Pete-Best-Beteiligung kein Weg vorbei. So wurde er anteilig an den enormen Tantiemen beteiligt – und war plötzlich Millionär.
Dank Tantiemen zum Millionär
Den unerwarteten Geldsegen nutzte Best zuallererst, um das Ende der 50er-Jahre von seiner Mutter in Liverpool betriebene Musiklokal „Casbah Coffee Club“ wieder zu eröffnen und seitdem weiter zu betreiben. Im „Casbah“ waren die späteren Beatles am 29. August 1959 erstmals aufgetreten, und dort veröffentlichte die Pete Best Band genau 50 Jahre später ihr vorletztes Album „Casbah Coffee Club“. Es enthielt 15 klassische Rock’n’Roll-Stücke, die einst im „Casbah“ in der Musikbox liefen. Dank der Millionen-Tantiemen konnte Best auch seinen Beruf aufgeben, denn seit seiner von Depressionen und Suizidgedanken begleiteten musikalischen Schaffenspause zwischen 1968 und 1982 war er zuerst als Bäcker und dann als Angestellter beim Arbeitsamt tätig. So gründete er mit seinem Bruder Roag, der bis heute auch in seiner Band spielt, die Firma „Splash Promotion“. Auf seinem eigenen Plattenlabel erschien dann 1996 eine Zusammenstellung seiner musikalischen Nach-Beatles-Aktivitäten der Jahre 1964 bis 66 unter dem Titel „The Pete Best Combo: Beyond the Beatles 1964–66“. 2005 folgte dann die DVD „Best of the Beatles“ mit Bonusmaterial über die Jahre, die Pete Best bei den Beatles verbrachte. Seine letzte Plattenveröffentlichung war 2008 das Album „Haymans Green“, das ausschließlich eigene Kompositionen enthält und für fünf Grammys nominiert war. „Leider haben wir keinen bekommen“, bedauerte Best 2020. „Aber es ist super, nominiert worden zu sein.“ Erfreulicherweise habe das Album viele gute Kritiken erhalten.
Best, erklärter Fan von U2 und Bruno Mars, gibt mit seiner inzwischen schon seit 15 Jahren zusammen spielenden Band weiterhin Konzerte mit Songs aus seiner Beatles-Zeit und trat gerade wieder mal in seinem eigenen legendären Club „Casbah“ in Liverpool auf. Und als das Liverpooler Beatles-Museum jetzt die Beatles-Gründung vor 60 Jahren feierte, ließ sich Pete Best dort natürlich auch sehen. Seine Mitwirkung bei den Ur-Beatles hat er auch 1982 in seiner Biografie „The Pete Best Story“ verarbeitet.