Als vor 32 Jahren der Stern des norwegischen Schriftstellers Erik Fosnes Hansen mit seinem Weltbestseller „Choral am Ende der Reise“, einem meisterhaft komponierten Roman über die Lebensgeschichten der Mitglieder der Bordkapelle der Titanic, aufging, stand einer leuchtenden Karriere eigentlich nichts im Weg. Doch Hansen ließ sich in den folgenden Jahren viel Zeit zwischen seinen Romanen. „Momente der Geborgenheit“ erschien 1998, acht Jahre nach „Choral am Ende der Reise“. Danach dauerte es immer wieder mehrere Jahre, bis ein neues Buch erschien. Vielleicht ist das die Erklärung, warum man den Namen Erik Fosnes Hansen immer noch mit einem Geheimtipp in Verbindung bringt. Sein 2006 veröffentlichter Roman „Das Löwenmädchen“ wurde schließlich erfolgreich verfilmt und gab dem in New York geborenen und in Oslo aufgewachsenen Autor einen erneuten Popularitätsschub.
Nun also „Zum rosa Hahn“: Allein der Titel hebt sich von Hansens bisherigen eher ernsten Titeln ab. Ist das bereits ein Hinweis auf die unerhörte Geschichte, die der 57-Jährige auf knapp 500 Seiten fabuliert? Durchaus, denn die Welt, die er hier ersonnen hat, ist fantastisch, verrückt, anders, lustig, aber auch verwirrend, düster und beklemmend. Ein junger und ein alter Goldmacher begegnen sich zufällig auf einer Landstraße zwischen Cottbus und Berlin. Die beiden ziehen schließlich in die Stadt Jüterborg, regiert von der jungen, sich schnell langweilenden Markgräfin Clothilde, und finden Unterkunft im Hotel „Zum rosa Hahn“. Daneben treten eine detektivisch veranlagte Katze und ein Hund auf, ein Wachkommandant mit sprechender Warze, eine arme Mutter mit einem ungezogenen Sohn und einer kränklichen Tochter sowie andere skurrile Gestalten.
Das alles verbindet Erik Fosnes Hansen zu einer märchenhaften Fabel mit Krimi- und Thrillerelementen, die nicht nur urkomisch und verdammt lustig ist, sondern auch spannend und satirisch scharf. Ein Wunderwerk der Worte und Ideen.