Die examinierte Kranken- und Gesundheitspflegerin Janine Schöndorf schafft Kunst, welche die Galeristin Eileen Scherer derzeit in einer Einzelausstellung in Ensheim würdigt.
Vieles im Saarland entsteht, wenn einer einen kennt. So kam auch die Galeristin Eileen Scherer über den Hinweis eines Bekannten („Schau dir doch mal die Bilder von Janine an“) in die „Artotheke“ in Spiesen-Elversberg, die zweite Ausstellung von Janine Schöndorf.
Es bedurfte vieler Anstöße von Familie und Freunden, bis die Hobbykünstlerin den Schritt wagte, ihre Werke in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ihre erste Ausstellung hatte sie 2020 in der Volksbank Püttlingen. Der Schritt in die Galerie ist ein großer für die 33-jährige Nachwuchskünstlerin, die den Ehrgeiz hat sich weiterzuentwickeln. Beruflich und künstlerisch.
Nach ihrer Ausbildung zur Kranken-und Gesundheitspflegerin zwang jedoch eine chronische Erkrankung die junge Frau zu einer Umschulung. Die seit ihrer Kindheit Kreative, schloss eine Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin für Maschinen und Anlagenkonstruktionen ab.
Ihre Katzen sind beim Malen immer dabei
In diesem Beruf arbeitete sie zwei Jahre. Es sei ein sehr schöner Beruf, aber: „Mein Beruf ist Krankenschwester“. Überwiegend im Büro zu arbeiten, das hatte sie nicht glücklich gemacht. „Ich brauche den Umgang mit Menschen“.
Seit Oktober 2020 arbeitet sie im Pflegeteam La Vie, seit Juni 2022 als Praxisanleiterin. Janine Schöndorf ist sehr froh, in ihrem Traumberuf zu arbeiten und dennoch mit einer Tätigkeit, die mit ihrer chronischen Erkrankung vereinbar ist. Beim Pflegeteam hat sie Zeit für den Einzelnen, um „zu sehen was gebraucht wird und mit den Ressourcen der zu Pflegenden und den eigenen Ressourcen arbeiten“. Es sind Menschen im Wachkoma, ALS-Kranke und mit frühkindlichen Hirnschädigungen. Janine Schöndorf schätzt die anspruchsvolle und erfüllende Arbeit. Als Praxisanleiterin ist es ihre Aufgabe, neuen Schülern, Praktikanten oder auch Kollegen neues Wissen zu vermitteln, dieses zu vertiefen und das theoretische Wissen mit der Praxis zu verknüpfen.
Das Malen ist ihr Mittel zum „Abschalten“ und Ausdruck ihrer Emotionen. „An manchen Tagen komme ich von der Arbeit und gehe direkt ans Kreative. Auch wenn ich total müde bin. Manchmal ganz spontan, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich habe immer neue Ideen, die ich dann sofort umsetze.“ Im Malen kommt Janine Schöndorf zur Ruhe. „Den Kopf voll, setze ich die Musik auf die Ohren und bin dann ganz in meiner Welt.“ Dabei sitzt ihr auch schon mal eine ihrer Katzen auf der Schulter. Ihre beiden Katzen schauen ihr grundsätzlich beim Malen zu. So beruhigend alleine diese Szene in der Vorstellung ist, so findet sich diese „Beruhigung“ auch in ihren Bildern wieder. Dazu arbeitet sie gern mit dunklen Untergründen. Viele Blau- und Grüntöne komponiert sie in den Werken und experimentiert teils mit abstrakten Inhalten, Spiegelungen und kristallartig anmutendem, die sie ins Zentrum der Leinwand positioniert und die „Einblick“ in ihre Stimmungslage geben.
In einigen schwarz-weißen Bildern werden Personen stilisiert und Stimmungen als Momentaufnahme gezeigt. Die Bilder haben eine „beruhigende Wirkung“, das hört Janine Schöndorf oft. Die Symmetrie und Ordnung, die in ihren Werken vorherrscht, ist wichtig für sie, für ihr ästhetisches Empfinden in Bildern, aber auch in anderen Bereichen wie beispielsweise ihrer Einrichtungsgegenstände. Es kommt auch vor, dass sie „beispielsweise während der Wartezeit in der Bäckerei auch mal die herumliegenden Flyer und Karten ordne“ erzählt sie lachend. Auch Regeln seien ihr wichtig, dabei ist sie zu Hause durchaus auch etwas chaotisch.
Sie begleitet Menschen mit Behinderung
Für ihre Arbeiten verwendet sie die unterschiedlichsten Materialien wie Stoffe, Gipsverbände, Strukturpasten, Schlagmetalle und Dinge, die ihr im Alltag begegnen und sie inspirieren. Genauso Werkzeug, welches mal zum kreativen Arbeiten bestimmt ist, aber auch „Werkzeug“ aus ursprünglich ganz anderen Verwendungen.
„Bereits mit zwölf Jahren konnte ich mich in der ‚Tee Stube‘ in Ottweiler kreativ austoben“. In der evangelischen Jugendeinrichtung bastelte und malte sie mit allen möglichen und unmöglichen Materialien. „Das ist bis heute so geblieben“.
Ihr „Malgrund“ wurde dann größer und sie gestaltete ohne Wissen der Eltern ihr gesamtes Zimmer mit Acrylfarben um. Danach kauften ihre Eltern weitere Farbe für sie. Von diesem Zeitpunkt an malte sie begeistert; für Patenkinder, Familie und Freunde. Nur in der Ausbildungszeit gab es eine kreative Pause.
So richtig viele Werke entstanden dann in der eigenen Wohnung und jetzt in ihrem eigenen Haus in Wadgassen. Dort nutzt sie einen hellen Raum als Atelier. Ihre Katzen gehören da auch hinein. Zwei und auch schon mal drei Katzen besaß die Krankenpflegerin. Darunter ein „Findelkind“ welches sie aufgepäppelt hatte.
Janine Schöndorf ist in Ottweiler-Mainzweiler geboren und aufgewachsen. Ihr Wunsch ist es, wieder etwas näher an ihre Familie heranzurücken. Beinahe wäre sie in Österreich, in Graz, geblieben. Sie hatte die Möglichkeit, in ihrer Ausbildung durch eine Kooperation der Verbundschule für Gesundheits- und Pflegeberufe der Marienhaus GmbH Saarland und dem Ordenswerk der Barmherzigen Brüder Österreich Einblicke in den Klinikalltag im benachbarten Österreich zu erhalten. Sie arbeitete dort in einer Behindertenpsychiatrie.
Unter anderem begleitete sie dort Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung, die psychisch erkrankt sind, bei Spaziergängen, ging mit ihnen Eis essen, führte Gespräche. Dinge, die für die Genesung wichtig sind. „Man konnte sich Zeit für Arbeit abseits der Arbeit nehmen, wenn man so will.“ Damals, das war vor gut zehn Jahren, hatte sie überlegt, in Graz zu bleiben. Mit ihrer Heimat fest verwurzelt, entschied sie sich jedoch anders.
Im Saarland hat sie jetzt ihre dritte Kunstausstellung. Eileen Scherer, die ihre Galerie in Saarbrücken-Ensheim führt, stellt Janine Schöndorfs Werke derzeit aus. Die Galeristin möchte neben den renommierten Künstlern der Galerie auch künstlerischen Nachwuchs präsentieren. Die Kreationen von Janine Schöndorf haben Eileen Scherer sehr angesprochen. Als „mystisch anmutende Kompositionen, die sie mithilfe von Acryl und Einfluss von Schlagmetallen in ihrer eigenen Technik als unter anderem Kristalle und Spiegelungen, auf die Leinwand bringt. Die Werke sind atmosphärisch und emotional, offenlegend, aber auch zugleich verbergend“ beschreibt die Galeristin, was die Besucher der Ausstellung erwartet. Künstlerin wie Galeristin freuen sich schon besonders auf das Galerie-Debüt und die Resonanz der Besucher.