Er sagt kein Wort. Es würde ihm sowieso niemand glauben. Also hüllt Dani sich bei allen Verhören in Schweigen. Er könnte alles erzählen. Doch die Vorurteile ihm gegenüber halten ihn davon ab. Dani ist mehrfach vorbestraft, war bereits zweimal im Jugendknast.
Als Kind einer kroatischen Einwandererfamilie sucht er Anerkennung unter Gleichaltrigen. Stattdessen wird er provoziert und mit rassistischen Sprüchen konfrontiert. Nach dem Tod seiner Mutter gerät er als Jugendlicher auf die schiefe Bahn und wird straffällig. Nun wird ihm das Verschwinden der Studentin Linnea angelastet. Es gibt keine Beweise. Aber die Kriminalpolizei ist sich sicher, dass Dani dahintersteckt.
Der Roman „Das Verschwinden der Linnea Arvidsson“ ist mehr als eine Kriminalgeschichte. Die sozialkritischen Aspekte von voreiligen Annahmen gegenüber Einwanderern und straffälligen Jugendlichen lassen einen nachdenklich werden. Aus drei Perspektiven beschreibt die schwedische Autorin Frida Skybäck die Geschichte von Linneas Verschwinden.
Zuerst kommt Danis Schwester Lydia zu Wort. Sie fühlt sich ihrem Bruder sehr nahe und zweifelt an dem Verdacht gegen ihn. Seit seiner letzten Haft führt Dani ein normales Leben, hat eine Wohnung, einen Job. Die Therapie hat er konsequent wahrgenommen. Irgendetwas stimmt nicht an der Anklage und lässt Lydia keine Ruhe. Sie scheut kein Risiko, um die Wahrheit herauszufinden.
Als Nächstes erzählt Dani seine Geschichte. Wie es dazu kam, dass er falschen Freunden folgte und schlechte Entscheidungen traf. Er spricht über seine unbezähmbare Wut, vertane Chancen und von seinen Begegnungen mit Linnea. Was es mit den Videos auf den Überwachungskameras auf sich hat, die zum Tatverdacht führten, verrät er auch den Lesern nicht. Die Spannung steigert sich, als am Ende Linnea schildert, was mit ihr passiert ist und welche Rolle Dani dabei spielt.
Ein spannender Roman, der ausgesprochen lesenswert ist, nicht zuletzt wegen seines gesellschaftskritischen Hintergrundes.