Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern geht es gerade für die Unionsschwestern um alles. Nach aktuellen Umfragen liegen sie weiter vorne, doch gerade in Bayern sorgen Nebenschauplätze für unkalkulierbare Risiken.
Schwarz seit 1999: Länger als in Hessen sind nur in Sachsen (seit 1990) und Bayern Unionsmitglieder Ministerpräsident. Der letzte bayerische Landeschef, der nicht der CSU angehörte, war Wilhelm Hoegner (SPD) – im Jahr 1957! Doch dass die Liebe zur Christdemokratie im Freistaat schon länger bröckelt, ist kein Geheimnis: Wo Werte über 50 Prozent früher quasi Normalität waren, musste die CSU bereits im ersten Kabinett unter Horst Seehofer 2008 auf einen Koalitionspartner zurückgreifen, seinerzeit die FDP. 43,4 Prozent der Stimmen gingen an die CSU – das bis dahin schlechteste Wahlergebnis seit 1954. Aber besser sollte es kaum mehr werden. Zwar konnte die CSU 2013 noch mal auf 47,7 Prozent zulegen, fiel aber bei der letzten Wahl 2018 dafür doppelt so hart: 37,2 Prozent. Der mehr als holprige Start der Großen Koalition in Berlin, der späte Wechsel von Seehofer auf Markus Söder als Ministerpräsident ein halbes Jahr vor der Wahl, eine fehlende klare Positionierung im Wahlkampf – die Gründe für das Wahldebakel waren vielschichtig. „Wir nehmen es an mit Demut und werden daraus Lehren ziehen müssen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder damals. Doch schaut man auf die aktuellen Umfragen, steht die CSU weiterhin mit dem Rücken an der Wand. Wenn am 8. Oktober in Bayern gewählt wird, steht für die CSU alles auf dem Spiel. Nicht zuletzt durch die Causa Aiwanger ließ die Partei nochmals Federn, je nach Umfrage liegt sie gerade einmal zwischen 36 (Infratest Dimap) und 41 Prozent (Institut Wahlkreisprognose).

Besser geht es Unionskollege Boris Rhein in Hessen: Nach dem Rekordergebnis von 2013 mit 38,3 Prozent hat die Union zwar bei der letzten Wahl 2018 11,3 Prozent der Stimmen einbüßen müssen, doch nach aktuellen Umfragen scheint die Rhein-Partei sich wieder zu fangen. Unangefochten von SPD und Grünen steht die CDU bislang an der Spitze. Dabei wäre rechnerisch neben dem bereits existierenden schwarz-grünen Bündnis aktuell auch ein schwarz-rotes denkbar.
Zitterpartie für die FDP
Wo es für andere Landesverbände in Hessen und Bayern fast schon nach Luxusproblemen klingt, steht für die Bundes-CDU aber in beiden Ländern viel auf dem Spiel. Ein weiterer Stimmenverlust könnte die CDU auch auf Bundesebene weiter unter Druck setzen, hatte man nach dem Bundestagswahldebakel 2021 doch schon genug Verlust hinzunehmen. Minus 12,2 Prozent im Saarland, 5,5 weniger in Niedersachsen, 5,7 in Mecklenburg-Vorpommern. Darüber tröstet auch der Bürgerschaftswahlerfolg in Berlin in diesem Jahr nur bedingt hinweg. Die Union ist noch immer auf der Suche nach sich selbst.
Aber auch für die Ampel steht viel auf dem Spiel: Wenn SPD, Grüne und FDP weitere Stimmen verlieren, gerät die ohnehin angeschlagene Bundesregierung weiter unter Druck. Gerade die FDP könnte in Hessen zittern, in Bayern nach Prognosen sogar komplett aus dem Landtag fliegen.
Sicher ist am Ende nur eins: Am 8. Oktober werden weit mehr Menschen als die Bürgerinnen und Bürger in Hessen und Bayern auf die Hochrechnungen schauen – und am Ende vielleicht sogar darüber staunen.