Trotz geringerer Inflation steigen die Preise 2024, etwa für Versicherungen oder Restaurantbesuche. Ein Plus vom Staat gibt es beim Bürgergeld, beim Mindestlohn, bei Grundfreibeträgen oder der Rente.
Der Haushaltsentwurf für das Jahr 2024 steht – und nicht alle gehen damit zufrieden in ein neues Jahr. Notwendige Kürzungen führen zum vorzeitigen Aus etwa der Strom- und Gaspreisbremse und der E-Auto-Prämien. Dennoch gibt es auch gute finanzielle Nachrichten, denn vom Bürgergeld über Mindestlohn und Grundfreibetrag bis zur Rente steigen Sätze und Freibeträge im gerade gestarteten Jahr an.
Mindestlöhne und Azubivergütung
Das Bürgergeld wird deutlich erhöht, zum Beispiel erhalten Alleinstehende statt 502 nun 562 Euro, Paare je Partner nun 506 statt 461 Euro. Kinder erhalten je nach Alter zwischen 39 und 51 Euro mehr im Monat. Wer den Mindestlohn in seinem Job verdient, verbucht immerhin 41 Cent mehr pro Stunde, die Minijob-Grenze steigt auf 538 Euro pro Monat. Und ein höherer Grundfreibetrag heißt, dass mehr Einkommen steuerfrei bleibt, im neuen Jahr 696 Euro mehr für Ledige, für Verheiratete 2.508 Euro mehr als 2023. Der Kinderfreibetrag soll auf 6.612 Euro angehoben werden, das Kinderkrankengeld wird je für 15 Tage pro Elternteil gezahlt, bei Alleinerziehenden nun 30 Tage. Gleichzeitig steigt die Arbeitnehmer-Sparzulage – die Einkommensgrenzen werden verdoppelt, zum Beispiel bei Verheirateten auf 80.000 Euro. Diese Erweiterung der Grenzen bedeute, dass der Kreis der Anspruchsberechtigten auf 13,8 Millionen Menschen steige, so die Verbraucherzentrale; aktuell sind es knapp acht Millionen.
Beschäftigte in der Altenpflege bekommen ab dem 1. Mai mehr Geld. Der Mindestlohn pro Stunde steigt für Pflegefachkräfte auf 19,50 Euro, für qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 16,50 Euro und für Pflegehilfskräfte auf 15,50 Euro. Das Pflegegeld in der häuslichen Pflege wird um fünf Prozent erhöht – je nach Pflegestufe sind das monatlich 16 bis 45 Euro monatlich mehr. Auch in der ambulanten Pflege werden die Sachleistungsbeträge um fünf Prozent erhöht. Wer Angehörige pflegt, hat ab 2024 jährlich Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld für zehn Arbeitstage je pflegebedürftiger Person. Auch für Pflegebedürftige in Heimen gibt es Entlastungen: Die Pflegekasse erhöht die prozentualen Zuschläge für Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen. Je nach Aufenthaltsdauer im Pflegeheim liegt die Erhöhung zwischen fünf und zehn Prozent.
Auch Azubis profitieren von einer erhöhten Mindestvergütung im ersten Lehrjahr um 4,7 Prozent auf 649 Euro im
Monat. Davon betroffen sind Ausbildungen, die ab dem 1. Januar beginnen. Ausnahmen per Tarifvertrag sind jedoch möglich. Für alle Menschen am Ende ihres Erwerbslebens gibt es mehr Rente: Die Deutsche Rentenversicherung rechnet mit einer Rentenerhöhung im kommenden Juli um 3,5 Prozent, die erste gesamtdeutsche Rentenerhöhung, nachdem die Rente in Ost und West sich in diesem Jahr 30 Jahre nach der Wiedervereinigung angeglichen hatte.
Auf der anderen Seite werden Gutverdiener tiefer in die Tasche greifen müssen, sie sollen höhere Sozialabgaben zahlen. In der gesetzlichen Renten- und der Arbeitslosenversicherung sollen Beiträge bis zu einem Betrag von im Westen 7.550 Euro pro Monat und von im Osten 7.450 Euro fällig werden. Die Beitragsbemessungsgrenze für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung soll auf 5.175 Euro pro Monat steigen.
Außerdem steigen die Preise für Benzin und Diesel um etwa vier Cent pro Liter, ebenso die Preise für Heizöl und Erdgas, denn die CO2-Steuer auf fossile Energie erhöht sich wegen der angespannten Haushaltslage nicht auf 40, sondern auf gleich 45 Euro pro Tonne. Auch die Umsatzsteuer auf Gas und Wärme steigt ab März wieder auf den regulären Satz, der vor der Gaspreisbremse galt. Diese steht wegen des nachträglichen Sparhaushaltes der Ampel vor dem Aus. Die Gaspreise sind zwar deutlich gegenüber den Spitzenpreisen nach dem russischen Angriffskrieg gefallen, jedoch noch immer etwas höher als vor dem Krieg.
Strompreise bleiben weiter hoch
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, rechnet mit weiter hohen Strompreisen für Verbraucher. „Die Großhandelspreise für Strom sind deutlich gefallen gegenüber 2022. Dennoch ist das Preisniveau höher als vor dem russischen Angriffskrieg. Daran wird sich so schnell nichts ändern“, sagte Müller der „Rheinischen Post“. „Die Zeit der billigen Energie ist vorbei; jedenfalls solange wir noch große Mengen konventionell erzeugter Energie verbrauchen.“ Müller verteidigte die Sparbeschlüsse der Ampel, die die Zuschüsse für Netzentgelte 2024 streicht: „Leider kann man kein Geld einsparen, ohne dass das Auswirkungen hat. Insofern kann ich die Entscheidung nachvollziehen.“ Durch den Wegfall der geplanten Subvention von 5,5 Milliarden Euro werde ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt 120 Euro mehr Netzentgelt im Jahr zahlen. Wer ein Elektroauto kaufen möchte und damit zu lange wartet, kommt zudem wahrscheinlich nicht mehr in den Genuss eines Bundeszuschusses: Die Kaufprämie soll im kommenden Jahr wegfallen. Da entsprechende Modelle damit teils um fast 7.000 Euro teurer werden, gehen Autohändler mittlerweile dazu über, den Bonus selbst in unterschiedlichen Ausprägungen anzubieten – nachzufragen lohnt also. Versicherungen werden für Millionen deutsche Autofahrer ebenfalls teurer: Dort ändern sich in diesem Jahr Typklassen. In den Vergleichsportalen wie Check24 stiegen schon Ende 2023 die Preise für eine Kfz-Haftpflicht um etwa zehn Prozent an, 16 Prozent teurer werden im Durchschnitt die Vollkasko-Versicherungen. Der Grund: mehr Schäden an Autos, höhere Lohnkosten und deutlich teurere Ersatzteile in den Werkstätten.
Auch wer ab 1. Januar in ein Restaurant geht, sollte sich wieder auf höhere Preise gefasst machen. Der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie, der wegen der Corona-Pandemie auf sieben Prozent gesenkt worden war, steigt wieder auf den Vor-Corona-Stand von 19 Prozent – trotz der nach wie vor anhaltenden Kritik etwa des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, der eine dauerhafte Absenkung auf sieben Prozent fordert.
Immerhin Bewegung gibt es in der Diskussion um den Agrardiesel. Die Landwirte, ohnehin durch hohe Energie- und gesunkene Getreidepreise unter Druck, scheinen durch ihre anhaltenden Proteste Bewegung in die Debatte zu bringen.