Der titelgebende „Sauhund“ erscheint zu Beginn als lammfrommer junger Mann, der gerade seinen Wehrersatzdienst in einem Altenheim abschließt. Flori ist Anfang 20, ein allseits beliebter Zeitgenosse. Es ist Anfang der 80er-Jahre, er lebt noch bei seinen Eltern in einer kleinen Landgemeinde in Bayern. Zu einem jungen Handwerker aus dem Dorf entwickelt sich zögernd eine erste scheue Beziehung. Doch von einem Tag auf den anderen packt Flori seine Sachen und reißt aus.
In München findet er Unterschlupf bei seiner besten Freundin aus der Schulzeit. Das Arbeiten hat Flori allerdings nicht erfunden. Er sieht sich eigentlich zu künstlerischem Schaffen berufen und besäuft sich lieber abends in Schwulenlokalen. So lange, bis ihn die Resl hinauswirft. Ab dann befindet sich Lion Christs Protagonist auf der Rutschbahn bergab. Dabei zeigen sich deutliche Charakterschwächen von Flori: Wenn er lügt, stiehlt, andere enttäuscht, findet er für sich immer eine Entschuldigung. Dabei versucht er, mit dem Aufschlag seiner Rehaugen alles wieder gerade zu rücken. Viel Selbstliebe, Selbstmitleid, aber auch Selbsthass spielen bei der Hauptfigur mit, die sich panisch scheut, Verantwortung zu übernehmen. Zuerst hält sich Flori über Wasser, indem er sich von wohlhabenden Herren in einschlägigen Lokalen einladen lässt, bis auch das nicht mehr funktioniert und er sich sein Geld mit sexuellen Gegenleistungen verdienen muss.
Der in den 90er-Jahren geborene Lion Christ fängt die Atmosphäre der Stadt und jener Jahre stimmig ein. Dabei verwendet der aus Bad Tölz stammende Autor ein wohldosiertes Oberbairisch in den Dialogen, deren deftige Ruppigkeit oft schmunzeln lässt.
Er formuliert in seinem Debütwerk abwechslungsreich, beobachtet genau und treffend. Mitunter mag die eine oder andere Sexszene etwas zu explizit wirken, und doch gehört das zum Inhalt eines Schwulenromans. Eine ungewöhnliche Komposition jedenfalls, die sich der junge Autor für seinen Erstling hat einfallen lassen.