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WAS MACHT EIGENTLICH...

Mit ganz eigenem Stil öffnete John Mayall Türen für eine Vielzahl von Blues-Musikern
Foto: picture-alliance / dpa

… John Mayall?

Der als „Godfather of British Blues“ 2005 zum Ritter geschlagene Musiker entwickelte ab den 60er-Jahren mit seinen „Bluesbreakers“ einen eigenen Stil. Zu seinem 90. Geburtstag veröffentlichte er ein drittes Live-Album mit wiederentdeckten Aufnahmen von 1967.

John Mayalls jüngstes Album „Live in 1967 – Volume Three“ ist bereits das zweite, das er nach seinem verkündeten Teilrückzug von der Konzertbühne veröffentlichte. Es gab Ende 2023 nochmal einen intensiven Einblick in die musikalischen Anfänge des Engländers und seiner legendären Band „Bluesbreakers“, die zu Recht als „Schule für britische Bluesrocker“ bezeichnet werden kann: Eric Clapton (Yardbirds), Jack Bruce (Cream), Mick Fleetwood, Peter Green und John McVie (alle Fleetwood Mac), Mick Taylor (Rolling Stones) gehörten ebenso zu dieser legendären Formation wie John Hiseman und Dick Heckstall-Smith (beide Colosseum), Andy Fraser (Free) oder Harvey Mandel und Larry Taylor (beide Canned Heat). Auf Mayalls zahlreichen Studio- und Live-Alben sind über die Jahre hinweg Blues-, Jazz- und Rockmusiker der verschiedensten Generationen zu hören. 2008 entschloss sich Mayall, die Bluesbreakers „in Rente zu schicken“ und trat danach sieben Jahre lang mit Gitarrist Rocky Athas, Bassist Greg Rzab und Drummer Jay Davenport bei jährlich etwa hundert Konzerten auf und veröffentlichte vier Studioalben. In dieser Zeit entdeckte Mayall auch das alte Live-Material, das er als Mitproduzent technisch aufbereitet unter dem Titel „Live in 1967“ in drei Teilen veröffentlichte.

2022 wurde Mayalls bisher letztes Studio-Album „The sun is shining down“ begeistert gefeiert und als bestes traditionelles Blues-Album für einen Grammy nominiert. Er selbst zeigte sich auf seiner Website stolz auf dieses Album, für das er wieder herausragende Gastmusiker gewinnen konnte: „Jeder dieser besonderen Gäste bringt etwas Einzigartiges in das Album ein, und unser Team arbeitet so gut zusammen. Ich denke, man kann diese Chemie in der Musik hören“, so Mayall in einem Statement.

Lange noch nicht Bühnen-müde

Zu seinem 90. Geburtstag plant er ein drittes Live-Album herauszubringen
Zu seinem 90. Geburtstag plant er ein drittes Live-Album herauszubringen - Foto: imago images / ZUMA Wire

2021 hatte Mayall anlässlich der Corona-Pandemie verkündet, dass er demnächst „seine Tour-Schuhe an den Nagel hängen“ und nur noch im regionalen Umfeld auftreten wolle. Bis im Frühjahr 2022 präsentierte sich der damals 89-Jährige dann im Rahmen seiner „Legend of the Blues Farewell Tour“ nochmals seinem Publikum und spielte in diesem Rahmen im März auch 14 Konzerte in Deutschland: wohl sein endgültiger Abschied von der Konzertbühne, denn ein aktueller Live-Mitschnitt seines größten Hits „Room to move“ wird auf seiner Website als „finale performance“ präsentiert. „Es war ein Privileg, mein Leben mit dem zu verbringen, was ich liebe und euch dabei an meiner Seite zu haben!“, bedankt er sich auf seiner Homepage auch bei seinem über fünf Jahrzehnte lang treuen Publikum. „Aber ich werde weiterhin meine Liebe zum Blues mit euch teilen“, verspricht Mayall und verweist auf sein neues Album „The sun is shining down“.

„Jedes Mal wenn ich ein Album mache, wähle ich die Songs aus, die ich für aufregend halte und für die ich ein frisches Gefühl entwickle“, beschreibt Mayall im Magazin „Rock & Blues Muse“ die Auswahl seiner Titel. Er könne sich immer darauf verlassen, dass sich für Studio und Tour genügend freiwillige und prominente Mitspieler bei ihm melden: „Ich hätte das nicht gedacht, aber alle sind wirklich daran interessiert.“ Alle seien glücklich über das Zusammenwirken und es mache allen immer viel Spaß. „Ich gebe jedem die volle Freiheit, die Musik zu erkunden, und das gilt auch für mich.“ So habe man immer eine große Freude daran, gemeinsam Musik zu schaffen. Dabei verrät Mayall, dass die Musiker dafür oft gar nicht gemeinsam im Studio stehen, sondern zu Hause ihre Parts individuell in die Backing Tracks einspielen. Seine „Bluesbreakers“ sollen im Laufe der Zeit in über hundert verschiedenen Zusammensetzungen aufgetreten sein. Einen Lieblingskollegen aus seinen über 50 Bühnenjahren vermag Mayall nicht zu nennen, bedauert aber, bei all den unzähligen Mitstreitern eigentlich nur den „großen Bluesman“ Howlin’ Wolf verpasst zu haben.

2019 kam die erste Sängerin

John Mayall, der 2019 mit Carolyn Wonderland erstmals eine Frau als Leadgitarristin und Sängerin in seine Band aufnahm, war 2016 als einer der einflussreichsten Blues-Musiker in die Blues Hall of Fame aufgenommen worden. Dabei gibt er zu, sich eigentlich „nicht an Noten oder so was Ähnlichem“ orientieren zu können. Auch seine Fähigkeiten als Gitarrist, Keyboarder und Sänger waren nicht überragend, nur als Mundharmonikaspieler wusste er öfter zu brillieren. Mit „Room to move“ hatte er trotz vieler Eigenkompositionen eigentlich auch nur einen wirklichen Hit. All seine musikalischen Schützlinge haben ihn jedenfalls im Laufe der Jahre überflügelt und ihn wohl deshalb auch niemals gebeten, mal auf ihren Platten mitzuwirken. Mayall, der 2005 zum „Officer of the Order of the British Empire“ ernannt wurde, zeigte sich immer am Kommerz völlig desinteressiert und verstand sich in seinem allürenfreien Habitus eher als sozialer Faktor denn als musikalischer Boss. Seit 1969 lebt die Blues-Legende dauerhaft im kalifornischen Los Angeles. 

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