Der französische Arzt Louis Ferdinand Auguste Destouches ist literarisch unter dem Namen Louis-Ferdinand Céline bekannt geworden. Nicht nur positiv – er verfasste auch antisemitische Hetzschriften.
Wieso Céline so üble Dinge schrieb, kann das nun wiedergefundene Manuskript „Krieg“ vielleicht zum Teil erklären, wenn auch natürlich nicht entschuldigen. Céline schrieb darin etwa zwanzig Jahre später seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg nieder, den er stark lädiert überlebte in einem Hospital mit einer Krankenschwester, die sich den Sterbenden auf besonders intime Art widmete. Am Schluss erhielt er dort, statt füsiliert zu werden, eine Medaille, was ihn angesichts seines körperlichen Zustands nur wenig tröstete, während ein Mitkämpfer, der sich in den Fuß geschossen hatte, um dem Krieg zu entkommen, von seiner Frau verraten und hingerichtet wurde. Céline floh mit der Verräterin aus der sterbenden Stadt zu einem reichen Engländer.
Das Ganze ist in einer derben Sprache erzählt, die den derben Umständen entspricht, aber in französischer Literatur bis dahin nicht so üblich war. Hierfür war Céline bereits mit anderen Werken bekannt geworden.
Als Céline zum Ende des Zweiten Weltkriegs wegen seines vorherigen Suchens nach Nähe zu den Nazis, sprich: Kollaboration, aus Frankreich flüchten musste, wurde seine verlassene Wohnung ausgeräumt, wobei dieses Manuskript spurlos verschwand, Céline kam nie darüber hinweg und nahm Hinweise nicht ernst, dass es noch existieren könnte.
Erst jetzt, über 60 Jahre nach seinem Tod, tauchte das Manuskript in einem Nachlass wieder auf und landete in Frankreich gleich auf Platz eins der Buchverkäufe.
Die nicht leichte Aufgabe, so einen Text zu übersetzen, ist Rowohlt gut gelungen, und auch wenn der Autor kein Menschenfreund war, ist „Krieg“ gerade für jene absolut lesenswert, die erst nach Vietnam oder bis heute nicht die Sinnlosigkeit des Kriegs begriffen haben.